Phæno | Wolfsburg


Exkursion

Deutschland größtes Science Center

Das Phaeno in Wolfsburg ist ein typisches Science Center. Es bietet mit technischen und naturwissenschaftlichen Exponaten ein breites Ausstellungsfeld. Dieses ist in folgende thematische Sparten gegliedert: Leben, Licht und Sehen, Bewegung, Wind und Wetter, Mikro und Makro, Energie, Materie, Information und Spiele. Das Ausstellungskonzept ist, wie bei einem Science Center oder auch hands-on-museum nicht anders zu erwarten, “learning by doing”. Dem Besucher sollen technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Phänomene nahe gelegt werden. Die selbstständige und eigene Auseinandersetzung mit den Dingen, sowie das Ausprobieren von Vorgängen stehen im Vordergrund. Es werden alle Sinnesbereiche angesprochen und bei über 300 Exponaten auf rund 6000 qm ist für jeden etwas dabei.

Jedoch ist im Großen und Ganzen festzustellen, dass das Phaeno auf jüngere Zielgruppen ausgerichtet ist. Mit den Exponaten wird an den Spieltrieb des Menschen appelliert. Diese sind, wie schon angeschnitten,  größtenteils als Experimente vorhanden. Begleitend zu den Experimenten sind Tafeln mit Erklärungen und Anleitungen vorgesehen. Von Kindern werden diese selten gebraucht. Jüngere Besucher probieren als erstes Dinge aus und lesen erst wenn es nötig ist. Ältere Besucher währendessen tendieren dazu sich zuerst Erklärungen auf den Infotafeln durchzulesen und dann ein Experiment zu starten.

FLEXIBLE RAUMLANDSCHAFT UND WEGEFÜHRUNG

Der Besucher wird in der offenen Raumlandschaft von einem Exponat zum nächsten gelockt. Wege sind nicht vorgeschrieben und ein persönlicher Parcours ist möglich. In dem imposanten und avantgardistischen Bau von der irakischen Architektin Zaha Hadid ist im Inneren ein Auf und Ab durch Erhebungen und Senken, Tunnel und Nieschen kreiert worden. Richtige Räume gibt es in der Ausstellung an sich nicht, sondern eher ein fließendes, vergängliches Raumgefühl. Daher kann beim Phaeno nach dem Baukasten Prinzip vorgegangen werden: Einzelne Exponate können ihren Platz einfach und beliebig wechseln. Auch die Decke ist flexibel ausgerüstet. Statt einer richtigen Decke erblickt man ein Metallrasta an welchem Beleuchtung und Exponate  befestigt werden können.

Was hier im ersten Augenblick praktisch wirkt bringt meiner Meinung nach jedoch auch Schwierigkeiten mit sich: Das klare Abgrenzen der unterschiedlichen Themen ist nicht ganz gelungen. Durch das barrierefreie Überleiten von einem Experiment zum nächsten entsteht eine Art Tunnelblick auf den spielerischen Ansatz in der Ausstellung. Das Thema rückt in den Hintergrund, währenddessen sich die praktische Betätigung in den Vordergrund schiebt und in meinen Augen somit auch an Lerneffizienz verliert. Dadurch fehlt einem dann leider der Überblick oder Zusamenhang. Also “In welchen thematischen Teil der Ausstellung befinde ich mich gerade?” oder “Was hat eigentlich die Extatosome triaratum mit dem Feuertornado zu tun?”

Wer thematisch all zu sehr verloren ist kann sich an die Pheano(wo)man wenden. Das Personal ist mir sehr positiv aufgefallen. Sehr begeistert und interessiert an der eigenen Ausstellung und mit dem Drang Wissen zu vermitteln und Erklärungen zu leisten. Bestimmte Experimente werden immer von Phaeno(wo)man geleitet. Einerseits wegen der Verletztungsgefahr, andrerseits wegen rechtlicher Vorschriften. Die Exponate müssen extrem robust, stabil und kinderfreundlich sein. Diese Vorgabe ist alleine schon durch durch das Ausstellungskonzept: “anfassen erwünscht” gegeben. Trotz allem wirken die Exponate nicht abgenutzt oder unappetitlich. Die Ausstellung wird von dem weißen Boden und Wänden dominiert. Dies unterstreicht die offene Raumwirkung. Farbakzente werden durch Lichter, jedoch nicht sehr häufig, eingesetzt.

Es ist immer wieder lustig anzusehen was für eine enorm hohe Anziehungskraft eine solche Experimentierlandschaft auf unterschiedlichste Altersgruppen hat. Das Phaeno war inhaltlich interessant, jedoch vor allem im Bereich der Ausstellungsgestaltung und Architektur. Für Architekturbegeisterte gibt es übrigens anderthalb stündige Architekturführungen rund um das Phaeno. Von dem äußeren Erscheinungsbild habe ich leider nicht so viel wahrgenommen, da es einerseits sehr kalt und ungemütlich war und wir es eilig hatten ins Gebäudeinnere zu kommen und andrerseits weil der untere Teil des Museums gerade umgebaut und durch Bauabsperrungen verdeckt wurde. Kindern und Jugendlichen ist zu einem Besuch im Phaeno zuzuraten. Jedoch würde ich Berlinern lieber empfehlen in das Spektrum in Berlin/ Kreuzberg zu gehen.  Die Experimente sind die Gleichen und wenn nicht, so ähneln sie sich doch sehr. Der Anfahrtsweg ist wesentlich kürzer und der Kostenaufwand dementsprechend nicht so hoch.

Ansonsten natürlich immer wieder eine Gaudi!

fdrachmann