Gerhard Richter. Panorama

Exkursion

 

1. Allgemeine Informationen

1.1 Überblick

Titel: 
Gerhard Richter|Panorama, Retrospektive

Ort: Neue Nationalgalerie: Potsdamer Str. 50, 10785 Berlin

Zeitraum: 
12. Februar – 13.Mai 2012

Ziel/Schwerpunkt: 
Es soll eine Umsicht, Panorama geschaffen werden: nicht ein Bild soll wahrgenommen werden, sondern viele, die sich im Laufe der Wahrnehmung zu einer Einheit verbinden.

Objekte: 
140 Gemälde, 5 Skulpturen

Zielgruppe: 
kunstinteressierte Menschen

 

1.2 Impressum 

Kuratoren/Autoren: Udo Kittelmann, Dorothée Brill

Architektur: 
Meyer-Voggenreiter Projekte

Ausstellungsgestaltung: 
Stan Hema Agentur

Lichtplaner: 
LichtBlick Bühnentechnik

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Staatliche Museen

Kategorie: 
Kunstausstellungen

Ausstellungsraum: 
Innenraum/Stationär

Zeitraum: 
Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation
Museal Verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung
Szenisch Inszenierung von Objekten und Räumen zu Gesamtbildern/Zusammenhängen/Erlebnissen

 

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Die Fotomalereien sind an 5,50 Meter hohe Wände angebracht. Die Spiegel- und Glasarbeiten stehen entweder frei im inneren Teil der Ausstellung oder hängen auch an der Wand.

Thematische Struktur: 
Die Ausstellung ist chronologisch angelegt, dadurch tritt das Besondere an Gerhard Richters Schaffen augenfällig zu Tage. Dies liegt zum einen in der Gleichzeitigkeit von abstrakten und figurativen Werken, zum anderen liegt es in dem Wechselspiel von Wiederholung und Veränderung. Immer wieder tauchen Elemente aus früheren Jahren als Wiederkehr und Weiterentwicklung auf.

 

2.4 Technische Qualitäten
Objekteinbringung/Exponatbefestigung
Druckproduktion

 

3. Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien
Anmutung, Ästhetik, Schönheit

 

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Anlässliches seines 80. Geburtstages und zu Ehren eines der bedeutendsten Künstler der Gegenwart zeigt die Nationalgalerie in Zusammenarbeit mit der Tate Modern in London und dem Centre Pompidou in Paris die umfassende Retrospektive Gerhard Richter: Panorama.

Welche sind die Schlüsselobjekte?
Der erste Blick des der Ausstellung betredenden Besuchers fällt nicht auf Richters frühestes Werk Tisch von 1962 und auf die sich daran anschließenden, in Grautönen gehaltenen Fotoabmalungender Frühphase, sondern vielmehr auf den großformatigen abstrakten Rakel-Bildern, die das jüngst zurückliegenede Schaffen Richters bestimmen und die er fast ins monochrome Weiß treibt.
Eigens für die Berliner Ausstellung verwirklicht Gerhard Richter erstmals die Version I seiner abstrakten, aleatorischen Arbeit 4900 Farben von 2007 gezeigt. Sie besteht aus 196 Tafeln, die ihrerseits aus 25 farbig lackierten Quadraten bestehen. Der Zufall entscheidet hierbei wie diese Plättchen angeordnet sind. Als als ein Fries der Abstraktion ziehen sich die Quadrate über die gesamte Länge der vier Seiten der Nationalgalerie und bildet eine fast undurchborchene umlaufende Wand, die der quadratischen Grundform des Gebäudes folgt.
Herausragend sind auch seine beiden Werke mit dem Titel Seestück oder auch die verblüffend realistischen Wolkenbilder aus dem Jahre 1970. Die drei Ausschnitte des flüchtigen Naturphänomens sind vertikal aufgereiht an der mächtigen Marmorsäule im Zentrum des Ausstellungsraumes und treffen an diesem Ort auf das Bild ihres Betrachters. Beim Blick durch die 4 Glasscheiben, eine Skulptur von 1967, überlagert sich die Reflexion des eigenen Körpers, leicht verzerrt, mit den Porträts der Himmelskörper.
Nicht zu vergessen die kanonisch gewordenen Bilder, wie das der die Treppe herabsteigenden Ema (1966) und der sich vom Betrachter abwendenden Betty (1988), sowie die Kerze (1982).


Gerhard Richter Kerze, 1982
100 x 100 cm, Öl auf Leinwand
Museum Frieder Burda, Baden-Baden
© Gerhard Richter, 2012

 


Gerhard Richter Betty, 1988
102 x 72 cm , Öl auf Leinwand
Saint Louis Art Museum
© Gerhard Richter, 2012

 

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten?
Es ist ein Zusammenspiel aller Werke, nur mit dem Blick auf das Ganze bekommt man eine wirkliche Übersicht auf das gesamte Werk Gerhard Richters.

Welche Rolle spielen die Objekte?
Durch jedes Werk bekommt man eine bessere Sicht auf seine Arbeit und dem damit verbundenen Arbeitsprozess, sowie auf den Menschen selber, der hinter dieser Kunst steckt.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Aus der Sphäre der Gegenwart heraus entafltet sich das Panorama des künstlerischen Entwicklungsprozesses, der dann wiederum in die Gegenwart mündet.
Das besondere an dieser Ausstellung ist, dass sie sich an drei Orten nicht nur in Räumen von ganz unterschiedlichem Charakter entfaltet, sondern auch in der Korrespondenz mit diesen Räumen eine jeweils andere Dramaturgie entwickelt. Es entstehen somit drei Blicke. An allen drei Ausstellungsstationen verändert sich der Korpus an Werken, er wird auf verschiedene Weise ergänzt, um bestimmte Schwerpunkte hervorzuheben. Auf diese Weise wird ein sich von Ort zu Ort wandelnder Blick auf das künstlerische Werk möglich.

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Richters Glasscheiben und gläserne Stellwände, wie auch seine in täuschendem Illusionismus gemalten Wolken- und Fensterbilder treten in einen beziehungsreichen und charmanten Dialog mit Mies van der Rohes auf Durchlässigkeit angelegten Architektur.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Ein zweiter Besuch würde sich sehr lohnen, da der Ansturm auf diese Ausstellung leider so groß ist, ist er allerdings eher unwahrscheinlich, bzw. unmöglich.

 

Text: Theresia Kimmel
Fotos: Neue Nationalgalerie, © Gerhard Richter, 2012