Museografie & Ausstellungsgestaltung » Exkursionen 11 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie Prof. Ulrich Schwarz | Institut für transmediale Gestaltung | Visuelle Kommunikation | Universität der Künste Berlin Mon, 12 Dec 2016 13:20:20 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.2.22 Abisag Tüllmann 1935-1996 | Museum für Fotografie http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/07/12/abisag-tullmann-1935-1996-museum-fur-fotografie/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/07/12/abisag-tullmann-1935-1996-museum-fur-fotografie/#comments Mon, 11 Jul 2011 23:08:13 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=2396 Exkursion

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1. Allgemeine Informationen

Titel: Abisag Tüllmann 1935-1996 Bildreportagen und Theaterfotografie

Ort: Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin

Zeitraum: Fr 17. Juni – So 18. September 2011

Ziel/Schwerpunkt: Die Ausstellung zeigt anlässlich des 75.jährigen Geburtstags Abisag Tüllmanns das vielschichtige Werk der Fotografin: fotojournalistische Arbeiten mit dem Fokus auf zentralen politischen Geschehnissen und sozialen Bedingungen des Alltags sowie ihr theaterfotografisches Werk.

Objekte: Fotografien und Fotobücher, außerdem ein Reisepass und eine Kamera der Fotografin

Zielgruppe: Besucher, die an Fotografien interessiert sind, die soziale Lebenswelten und gesellschaftliche Umbrüche zeigen: Vom Alltag in Nachkriegsdeutschland über Politikerporträts bis hin zu Bildreportagen aus Algerien, Rhodesien-Zimbawe, Südafrika und Israel.

Kurator: Dr. Ludger Derenthal, Leitung: Sammlung Fotografie – Museum für Fotografie

Veranstalter: Historisches Museum Frankfurt, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek

 

2. Analyse

Träger: Staatliche Museen zu Berlin

Kategorie: Kunstausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum

Zeitraum: Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation:

Didaktisch– Aufgrund der stark politischen Motive der Fotografien wie Obdachlosigkeit, soziale Umstürze wie die deutsche Studentenbewegung von 1968 oder Befreiungsbewegungen in Algerien, Rhodesien-Zimbawe, Südafrika und dem Israel-Palästina-Konflikt verfolgt die Ausstellung einen didaktischen Anspruch.

Der Besucher wird mit einem eindringlichen, chronistischen Bild des aufstrebenden Nachkriegsdeutschlands konfrontiert, bei dem aufkommende moderne Urbanität und damit verbundene Probleme im Fokus der Betrachtung liegen: Abisag Tüllmann beobachtet Politiker und Geschäftsleute ebenso wie Obdachlose und Gastarbeiter. Aufnahmen von Akteuren der 68er-Bewegung wie Joschka Fischer oder Rudi Dutschke sind ebenso Dokumente der Zeitgeschichte wie Porträts von Willy Brandt oder Helmut Kohl und vermitteln einen starken Eindruck der bundesdeutschen Vergangenheit.

Auch die bildjournalistischen Reportagen aus dem Ausland sind politisch motiviert. Neben den Fotografien ausgestellte Fotobücher und Magazine, an deren Veröffentlichung die Frankfurter Fotografin beteiligt war, bespielen die Ausstellung hier mit zusätzlichen Informationen.

Tüllmanns Passion an der Dokumentation wirklichen Lebens stehen theaterfotografische Aufnahmen gespielten Lebens auf der Bühne gegenüber: gut ein Drittel der Ausstellung zeigt die fast dreißigjährige Auseinandersetzung der Fotografin mit Theaterinszenierungen.

Einleitende Texte zu den Themenkomplexen verstärken den didaktischen Ansatz der Ausstellung und versorgen den Besucher mit ausführlichen Informationen zum Werk der Fotografin im Kontext ihrer Zeit.

 

2.3 Gestalterische Mittel:

Inszenierung– klassisch, dunkler Boden, helle Wände. Ein neutraler Raum, der sich zurücknimmt und die Exponante in ihrer Wirkung unterstützt.

Raumstrukturierung–  Im Raum installierte Stellwände ermöglichen eine thematische Strukturierung der Ausstellung.

Thematische Struktur– Ohne chronologische Hängung durchwandert der Besucher der Ausstellung Themenbereiche wie Großstadt, Ost und West, politische Bewegungen, Reisereportagen, Kunst und Theater.

Besuchermanagement: Durch die thematische Struktur der Ausstellung, die dem Besucher durch am Eingang bereitliegende Informationsblätter vermittelt wird, wird dem Besucher ein Rundgang durch die Ausstellung ermöglicht.

Vermittlungskonzept– visuell. Vor dem Eingang der Ausstellung finden sich ausführliche Texte, die den Schwerpunkt des Werks Abisag Tüllmanns beschreiben und auch in der Ausstellung sind an den Wänden Texte aufgebracht, die einzelne Themenbereiche ausführlich erläutern.

Farbkonzept– Die Ausstellungsgestaltung wirkt mit leicht grau-gestrichenen Wänden und schwarzen Sockelleisten klassisch. Die Wandfarbe ermöglicht eine starke Wirkung der  Schwarz-Weiß-Kontraste der Fotografien.

Lichtkonzept: Die Ausstellung wird durch Spots an den hohen Decken beleuchtet, die an einem ebenfalls schwarz gestrichenen Rahmen an der Decke befestigt sind.

 

3. Bewertung

Dauerhaftigkeit– Da es sich um eine temporäre Ausstellung handelt, wird hier nicht der Anspruch von Dauerhaftigkeit verfolgt. Dennoch erweckt die Aufbereitung der Ausstellung den Eindruck, dass es sich um eine dauerhafte Ausstellung handeln könnte. Die klassische Gestaltung der Ausstellung mag diesen Eindruck verstärken.

Anmutung, Ästhetik, Schönheit– Die Betonung einzelner Elemente im Raum durch schwarze Farbe, sowie der dunkle Fußboden im Kontrast mit der hellgrauen Wandfarbe bilden eine ästhetische, dezente Umgebung für die Schwarz-Weiß-Fotografien der Künstlerin.

Angemessenheit der Mittel– Die logische Unterteilung der Fotografien nach Themenbereichen verstärkt den didaktischen Anspruch der Ausstellung. Die dezente Gestaltung und der Einsatz verschiedener Mittel der Information durch Texte an den Wänden oder durch Informationsblätter zur Unterteilung der Ausstellung rücken den politischen und sozialen, sowie historischen Gehalt der Exponate in den Vordergrund.

Anlass der Ausstellung ist der 75-jährige Geburtstag der 1996 verstorbenen Fotografin Abisag Tüllmann. Eines der wichtigsten Exponate der Ausstellung ist wohl eine Fotografie von Joschka Fischer, die Tüllmann 1973 in der Frankfurter Universität bei einem Teach-in zum Häuserkampf im Westend aufgenommen hat. Den Fotografien der Studentenbewegung von 1968 und deren Hauptakteuren stehen gesellschaftliche Momentaufnahmen gegenüber: beispielsweise die Aufnahme “Terrassencafé”, die eine gelangweilte Runde gesetzter Herren zeigt, die hinter Kaffeetassen in einem Boulevardblatt mit der Titelzeile “Attentat auf Rudi Dutschke” blättern. Ein dritter wichtiger Themenkomplex der Ausstellung ist “Obdachlosigkeit”, die Tüllmann in verschiedenen Bildreportagen zeigt, die stets bedrückende Formen von Armut, Verlassenheit und Einsamkeit vermitteln.

Die zurückgenommene Gestaltung der Ausstellung lässt den Fotografien allen Raum auf den Betrachter zu wirken. Dabei schließen sich einzelne Exponate durch die Gliederung zu Themenkomplexen zusammen, bei denen alle Fotografien eine gleichwertige Bedeutung für das Gesamtbild der Ausstellung haben.

Die starke Betonung des informativen Gehalts des Werkes Abisag Tüllmanns verleiht der Ausstellung eine seriöse Athmosphäre, die dem Besucher den Eindruck vermittelt, sich auch auf politischer, geschichtlicher und sozialer Ebene zu bilden.

Die Aufteilung der Ausstellung in soziale und kulturelle Aspekte des Werkkomplexes der Fotografin ergibt für die Dramaturgie des Ausstellungsrundgangs zwei Phasen, bei denen der Betrachter emotional auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen wird. Durch die Anordnung der Module ist der Besucher angehalten zunächst die politisch-dominierten Fotografien zu betrachten um im zweiten Teil des Rundgangs die theaterjournalistische Arbeiten anzuschauen. Während der erstere Teil der Ausstellung sich somit mit realen, politischen Themen beschäftigt, handelt es sich im letzteren Teil um inszeniertes Leben auf der Bühne, wobei das Interesse der Fotografin an der Zerbrechlichkeit oder Fragilität menschlicher Existenz hier die Klammer bildet.

 

 

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Richard Long – Berlin Circle | Hamburger Bahnhof http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/07/12/richard-long-berlin-circle/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/07/12/richard-long-berlin-circle/#comments Mon, 11 Jul 2011 22:44:56 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=2374 Exkursion

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Foreground: 'Basalt Ellipse', 2000. Background: 'River Avon Mud Circle', 2011.

Foreground: ‘Basalt Ellipse’, 2000. Background: ‘River Avon Mud Circle’, 2011.

 

Detail of ‘Autumn Turf Circle’, 1998

 

‘Black and White Circle’, 1988

 

‘River Avon Mud Circle’, 2011

 

RICHARD LONG. BERLIN CIRCLE


1. General Information

 

1.1 Overview

Title: Richard Long. Berlin Circle

Place: Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin

Time: 26.03.2011-31.07.2011

Subject: second exhibiton of the ‘Berlin Circle’ at Hamburger Bahnhof, accompanied by a selection of other works.

Target / Focus: The exhibition features only seven pieces which are spread in the main hall of Hamburger Bahnhof. The works ‘Berlin Circle’ and ‘River Avon Mud Circle’ are prominently displayed.

Objects: stones, basalt, turf, mud

Target group: Everyone, who is interested in land art, sculpture, nature.

 

1.2 Impressum

Curators / authors: Prof. Dr. Eugen Blum and Dr. Katharina Schlüter

Catalogue: ‘Richard Long. Berlin Circle’ Published by Udo Kittelmann and Eugen Blume for Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin. Edited by Udo Kittelmann, Eugen Blume, Katharina Schlüter. 60 pages, 53 color images. Available at Verlag für Moderne Kunst Nürnberg

 

2. Analysis

2.1 Classification

Institution: Staatliche Museen zu Berlin

Category: Solo art exhibition

Exhibition space:

Interior: A vast, high industrial hall, with white walls and tiled floor.

Period: temporary exhibition

 

2.3 Object Presentation

After entering Hamburger Bahnhof you find yourself in the main hall. Right behind the ticket counter you can already see some pieces of the exhibition. The seven artworks are all in the same room, the huge industrial hall which was a former train station.

The works are loosely arranged in a row on the floor. The first object the visitor encounters is the eponymic ‘Berlin Circle’, a circle of stone, twelve metres in diameter, laid out on the floor. ‘Berlin Circle’ is an important work in the Sammlung Marx and was first unveiled and installed by Richard Long for the opening of the Hamburger Bahnhof in 1996. It serves as a thematic focal point in the exhibition, emphasising one of the artist’s core forms: the circle.

The five other floor pieces are located behind it, with enough space for every object. The hall is overlooked by the central wall piece, ‘River Avon Mud Circle’. Behind the monumental wall and slightly hidden, there are two TV screens with films by and on the artist.

Visitors can observe every object in detail, even touch them. Most visitors wander around the objects, viewing them from different angles.

There are no information panels near the objects. Instead, the visitors can view a plan of the exhibition at the entrance.

2.4 Technical details

The objects are simply lying on the floor. In some cases there is still a chalk outline visible on the tiles. The mud piece is “painted” directly on the wall, with muddy drops left on the floor. There are no barriers between artwork and viewer, such as vitrines or ropes.

The light is mostly natural, coming form big ceiling windows. There is additional ceiling lightning in a neutral hue.

 

3. Personal view

Normally land art is shown in its ‘natural surroundings’, in nature itself. If land art is to be presented in a museum, it is often done via photos or videos, which of course is just an unsatisfying form of representation. A monumental sculpture doesn’t work on a TV screen (as can be seen in the accompanying small exhibition on ‘Land Art’).

Even if the Robert Long exhibition is quite small (‘small’ as in quantity of the works, not in size), I was happy that the actual artworks were presented, and no documentations of them. It was somehow paradox, seeing these works in a museum – all these natural materials, even dirt, arranged nicely on the clean, neutral white exhibition space. It was like these works have somehow been cut out of nature and pasted on the museum floor.

The artworks were given enough room to speak for themselves. Without any additional information panels, vitrines, walls or barriers, the visitor was able to experience the art as he pleased. It was possible to walk around the sculptures, sitting in front of them, smell it, even touching it. This way the visitor was encouraged to interact with the artworks.

It was a very interesting an fun exhibition. After all, you normally don’t get to see a monumental circle of dirt displayed so nicely.

 

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Cyprien Gaillard | KW Institute for Contemporary Art http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/06/05/cyprien-gaillard-im-kw-institute-for-contemporary-art/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2011/06/05/cyprien-gaillard-im-kw-institute-for-contemporary-art/#comments Sun, 05 Jun 2011 15:53:21 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=2254 Exkursion

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Titel: The Recovery of the Discovery – Cyprien Gaillard
Ort: KW Institute for Contemporary Art, Berlin
Zeitraum: 27.03.2011 – 22.05.2011

Ziel/Schwerpunkt: Eine raumgreifende Arbeit, deren Komplexität durch die aktive Missachtung der Form entsteht.

Objekte: Insgesamt 72.000 Flaschen der Marke “Efes” wurden aus der Türkei eingeflogen und, verpackt in Pappkartons, vom Künstler zu einer überdimensionalen Bierpyramide (auf einem Holzgerüst) aufgebaut.

Größe: 12 x 8 x 4,25 m


Impressum

Künstler: Cyprien Gaillard
Kurator: Susanne Pfeffer


Klassifikation

Träger: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße, Berlin
Kategorie: Kunstausstellung
Ausstellungsraum: Innenraum, Stationär
Zeitraum: Wechselausstellung


Präsentation

Aktuell: Bezüge zum Zeitgenössischen Denken
Kommunikativ: Annregung zur Diskussion und Auseinandersetzung
Interaktiv: Aufforderung zum Mitmachen und zum Dialog
Szenisch: Inszenierung von Objekten zu einem Gesamtbild
Spielerisch: Animation zu lustvoller, scheinbar zweckfreie Beschäftigung


Bewertung

Dreimal habe ich die Ausstellung besucht, obwohl man die Skulptur aus der Tür sehen kann. Das erste Mal habe ich darüber gelacht, es wäre eine Inszenierung von Gonzales-Torres Bonbonteppiche, 3D plus Bier. Die Pyramide war halbwegs noch ganz und kein Besucher war zu sehen.

Das zweite Mal waren es Freunde, die zu Besuch gekommen waren und die berlinische Kunstszene erleben wollten. Samstag Abend war die Pyramide von den sauflustigen Besuchern belagert. Der Anblick versetze mich im Staunen, ich las ein zweites Mal den Ausstellungstext. Indem der Künstler die Versetzung verschiedener Monumente (Bsp. Pergamonaltar) thematisiert, schafft er eine Skulptur die gerade die Verkörperung dieses Displacements wird. Das Kunstwerk konstruiert sich durch seine Zerstörung. Zugleich wirkt diese Zerstörung auch auf dem Körper und Geist der Besucher. Die Skulptur wird zu einer architektonischen Spur des sozialen Hangovers, in dem wir uns befinden.

Im Rahmen des Seminars haben wir uns entschieden nicht rein zu gehen und die Ausstellung von außen zu betrachten.  Aus künstlerischen oder gestalterischen Punkte inadäquat? uninteressant? unüberzeugend?

Über den Theoriediskursen der Rückgabedebatte der Monumente hinweg sehend, stimme ich Jutta von Zitzewitz, Artnet Autorin, zu und betrachte das Werk als Selbstspiegelung eines „kulturhedonistischen Betriebs“ und damit auch der Berliner Kunstszene – ein leerlaufendes Spektakel. Die Frage für mich ist wer und in welcher Art dabei mitmacht.

 

 

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