Museografie & Ausstellungsgestaltung » Exkursionen 14/15 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie Prof. Ulrich Schwarz | Institut für transmediale Gestaltung | Visuelle Kommunikation | Universität der Künste Berlin Mon, 12 Dec 2016 13:20:20 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.2.22 Schwindel der Wirklichkeit http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/03/10/schwindel-der-wirklichkeit/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/03/10/schwindel-der-wirklichkeit/#comments Tue, 10 Mar 2015 12:28:29 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5285 Exkursion

Schwindel der Wirklichkeit, Akademie der Künste

1. Allgemeine Informationen

Titel: Schwindel der Wirklichkeit
Web: http://www.davidchipperfieldinberlin.de/
Ort: Akademie der Künste Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Zeitraum: 17.09. – 14.12.2014
Thema: Konstruktion und Dekonstruktion von Wirklichkeit im ‚Digitalen Zeitalter‘
Ziel: Neue Medien sind Gegenstand der Untersuchung in der Ausstellung um kritisch eine Neupositionierung des Betrachters zwischen Kunstwerk und Wirklichkeit zu beleuchten.
Objekte: 41 Objekte / Künstler
Zielgruppe: Digital-Affines Publikum, jedes Alter
Direktoren / Kuratoren: Mark Buttler, Anke Hervol, Wulf Herzogenrath, Niels van Tomme
Architektur: westliche Nachkriegsmoderne, eröffnet 1960, Werner Düttmann, Sabine Schumann
Ausstellungsgestaltung, Realisation: Simone Schmaus, Jörg Scheil, Mount Berlin
Ausstellungsgrafik: Heimann und Schwantes

2. Analyse

2.1 Klassifikation
Träger Hauptstadtkulturfonds, Karin, Uwe Hollweg Stiftung, Yamaha Music Europe GmbH, Gesellschaft der Freunde der Akademie der Künste, Kunststifung NRW
Kategorie thematische Kunstausstellung
Ausstellungsraum innen, fest installiert
Zeitraum temporär

2.2 Präsentation
Präsentationsräume keine baulichen Veränderungen, temporäre Stellwände
Ausstellungsobjekte Originale
Didaktik keine Leitsystem durch das Hauptthema, Konglomerat aus Arbeiten und weiteren Angeboten
Interaktion Selbstinitiative des Besuchers ist grundlegend, Ausstellung erschließt sich dadurch
Szenisch Fokus auf ausgestellte Objekte, keine eigene Inszenierung der Ausstellungsräume

2.3 Gestalterische Mittel
Objektpräsentation hauptsächlich in der Vertikalen, geweißte Wände
Raumstrukturierung Stellwände strukturieren didaktisch Laufwege; teils offene Flächen, Boxen in denen ausgestellt wird und engere Laufwege die gangartig an Objekten heranführen.
Besuchermanagement Am Eingang bietet sich ein längerer Einleitungstext an um Zugang zum Thema zu bekommen. Innerhalb der Ausstellung präsentieren sich Arbeiten selbst. Ein offener Raum in dem der Besucher seiner intuitiven Aufmerksamkeit folgen kann eröffnet sich.

2.4 Vermittlungskonzept
Dem Besucher werden verschiedene Zugänge zum Thema zur Verfügung gestellt.
Neben der Hauptausstellung gibt es Talks, Schauspiel, Tanz und Konzerte die weitere Facetten des Themas aufarbeiten. Das Thema Schwindel der Wirklichkeit erschließt sich durch die stark zum Partizipieren einladenden Arbeiten vor allem beim Besucher selbst. Im Moment der Reflexion kann die Kernfrage nach der Verortung und Topografie von Wirklichkeit subjektiv aufgeklärt werden.
Um den Besucher auf diesen Moment hinzuführen wird eine Publikation mit vielen Statements, Interviews und Besprechungen angeboten. Hinweisschilder geben in den Ausstellungsräumen nur klassisch dezent Eckdaten der Arbeiten wieder.
Themenstruktur Gruppenbildung nach Objektinhalten (Zeit/Raum, Militär, Medien, Gamification, Täuschung, Experiment, Retrospektive)
Farbkonzept zu leicht grau-gelb getöntes Weiß an Wänden / Decke, Holzboden (Parkett); Editorial im schlichten schwarz/weiß, zusätzlich fast RGB-Gelb (r248, g249, b000) mit laboratorischem Charackter
Lichtkonzept Laufwege sind dezent beleuchtet, wodurch sich Gassen bilden und die stärker beleuchteten Arbeiten mehr zur Geltung kommen. Neutralweißes Halogenlicht auf den Laufwegen mit geringer Beleuchtungsstärke, hohe Beleuchtungsstärke auf Objekte bei gleicher Farbtemperatur.

3. Bewertung

3.1 Gesamtbeschaffenheit
Dauerhaftigkeit temporäre Stellwände aus Leistenholz, vertäfelt mit geweißten MDF Platten
Nutzen adequate Nutzung der Stellwände zu als nicht temporär wahrgenommenen Räumen
Erscheinung schlicht, minimal, budgetorientiert
Anziehungskraft Inszenierung stellt eine sich sehr zurücknehmende Präsentationsfläche dar, klassisch schlicht gehalten, wenig aussagend und präsent
Ressourcengebrauch wenige Elemente (Licht, Stellwände / temporäre Räume, Bildunterschriften)

3.2 Fragen
Anlass? Colleteral Murder, Geheimdienstaffären, Internetgestützer Journalismus, mediengefluteter Alltag
Schlüsselobjekte? ‚Visibility Machines‘ (Fotografien von US-Militärbasen aus großer Distanz verschwimmen zu ästhetischen Farbfeldern), ‚Ernste Spiele 3‘ (Gamerecording der vom US-Militär zu trainingszwecken gebrauchten Militärsimulation ‚Americas Army 3‘ ) , ‚Newstweek‘ (Umleitung der Internetverbindung um nur noch gefakte Informationsportale anwählbar zu machen).
Sind diese angemessen präsentiert? Nein, sind recht unauffällig integriert.
Interagieren Ausstellungsstücke miteinander? Nicht direkt. Zusammenhänge der Hauptobjekte erschließen sich selbst aus dem Gesamtkontext.
Welche Rolle spielen Ausstellungsobjekte? Da sie sich unverdächtig in das Gesamtbild eingliedern beanspruchen sie wenig Geltung als Schlüsselobjekte die zum Thema hinführend sind.
Atmosphäre? Nüchterne Ausstellungshalle, reduziert, konzentriert auf Exponate.
Wie werden Themen kommuniziert? In der Ausstellung nur sehr spärlich, doch gibt es eine Ausstellungszeitung die Informiert.

Résumé

Schwindel der Wirklichkeit war ein dringend zu bearbeitendes Thema – ein Jahr nach den ersten Enthüllungen über die Praxis der Geheimdienste in einer digitalen Welt. Ein erster groß angelegter, ernster Versuch Medienkompetenz an ein breites Publikum zu vermitteln. Dies ist auch Ansatzweise gelungen, doch ist im Rückblick zu bemängeln, dass um die Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Verantwortung konsequent zu verfolgen, ein deutlicheres Hinweisen auf Sachverhalte ausblieb. Zwar konnte durch die Auswahl digitaler Ausstellungsobjekte praktisch vermittelt werden wie leicht es ist mit Digitalem Wirklichkeit zu verfälschen . Doch hätte die Ausstellung mit Information über die gezeigten Erscheinungen der digitalen Wirklichkeit wesentlich an Substanz gewonnen. Denn gerade in der Ausstellung wurde Wirklichkeit als eine stark subjektive Ambivalenz dargestellt, die sich in der unsrigen, so manipulationsanfälligen, digitalen Informationsgesellschaft noch weiter akkumuliert. In der Ausstellung, ein Raum der Überlegung, hätte es mehr Orientierungsmöglichkeiten zum weiteren Fortdenken gebraucht. Denn vieles, was in einer digitalen Form ist, hat das Problem der Austauschbarkeit, Veränderbarkeit, Vergänglichkeit, Beliebigkeit. Daraus ensteht ein Aufmerksamkeitsverlust um sich intensiv mit einem Exponat auseinander zu setzten. Das war hier das Ziel. Bei den sehr wenigen analogen Ausstellungsstücken entwickelte sich die Informationsarmut jedoch nicht zu einem Vermittlungsproblem. Wohlmöglich weil diese nicht ihrem Habitus entrissen wurden. Wogegen die digitalen Arbeiten einen ihnen entsprechenden, digital anmutenden Ausstellungsraum gebraucht hätten. Mehr Mut zum Bruch mit dem konventionellem Inszenieren künstlerischer Arbeiten hätte das Erleben der Ausstellung wesentlich greifbarer für die wichtigste Zielgruppe, den Digital Natives gemacht. Schade bei einem solch wichtigen Thema – ein transparent, demokratisches Bewusstsein der Gesellschaft zu bilden. Das sich inzwischen durch das Metamedium Digitalität gebildet und seinem Medium bewusst sein muss um handlungsfähig zu sein.

Bildnachweis: Akademie der Künste, „Schwindel der Wirklichkeit“, 2014, © Roman März.
Text Sören Aurich

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Schrill Bizarr Brachial – Das Neue Deutsche Design der 80er-Jahre http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/22/schrill-bizarr-brachial-das-neue-deutsche-design-der-80er-jahre/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/22/schrill-bizarr-brachial-das-neue-deutsche-design-der-80er-jahre/#comments Sun, 22 Feb 2015 12:31:56 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5299 Exkursion

New German Design of the 80s / Das Neue Deutsche Design der 80er-Jahre
A temporary exhibition displaying more than eighty “Fancy, Bizarre, Brute” original objects from the 80s. State-run museum catered to Tourists and Design enthusiasts.

17th October 2014 – 1st February 2015
Bröhan Museum (located opposite of the Schloß Charlottenburg)

Exhibition Construction
The second floor of the small museum was deconstructed into several smaller rooms, hence, creating a division between the various themes and artist works. Furthermore, the objects were grouped and placed on different types of stages; Euro-Pallets with a white or black boards on top or plain white and black platforms. The colour-pallet of the entire space seemed to be black, white and grey contrasted with competing splashes of bright magenta and blue.

Typography
Each room had a large section of the wall covered in obscurely placed text in an attempt to reflect the style of the New German Design of the 80s. There were also smaller informative texts in both German and English.

Print Production
In order to give the visitors a better feel of the rebellious time-period, several groups of black and white photos from various Photographers were printed and stuck on the walls.

Light Concept
The newly installed white-halogen-LED lights comfortably lit up the individual sections of the exhibition. Exhibition designer Kathleen Arthen even went into great detail, mentioning the use of three different lenses for the lights.

Guided Tour
Our very informative curator, Dr. Tobias Hoffmann, spoke in depth about a lot of the objects as well as the describing atmosphere that brought about these object. The “Statement” pieces clearly stepped away from the Gute Form (Good Form). As a result unique and individual pieces broke away from the usual standard, commonplace Industrial products.

Text Su-Yen Hennings und Fiona Belousz
Bilder Su-Yen Hennings und Fiona Belousz und Manuel Ahnemüller

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Bigger Than Life – Ken Adam‘s Film Design http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/22/bigger-than-life-ken-adams-film-design/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/22/bigger-than-life-ken-adams-film-design/#comments Sun, 22 Feb 2015 12:31:46 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5297 Exkursion

Ken Adam’s Film Design
Bigger Than Life
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

Künstlerischer Direktor: Rainer Rother
Verwaltungsdirektor: Maximilian Müllner
Kuratoren: Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers, Peter Mänz
Projektsteuerung: Kristina Jaspers, Peter Mänz
Ausstellungskoordination: Vera Thomas
Fundraising: Boris Hars-Tschachotin

Gestaltung Werbegrafik: Pentagram Design, Berlin
Gestaltung Ausstellungsgrafik: Jan Drehmel, befreite module Berlin
Gestaltung Ausstellungsarchitektur: Franke|Steinert Berlin
Bau Ausstellungsarchitektur: Camillo Kuschel Ausstellungsdesign, Berlin
Ausstellungseinrichtung: Rüdiger Stern, stern…gestaltung, Berlin
Modellbeleuchtung: Adriaan Klein, Camillo Kuschel
Leihgeber: Sergej Tchoban Foundation-Museum für Architekturzeichnung Berlin

Für eine der bekanntesten und schönsten Anekdoten über die Arbeiten von Ken Adam sorgte Ronald Reagan: Bei seinem Amtsantritt als Präsident im Weißen Haus, fragte er, ob man ihn in den „War Room“ führen könne. Das Personal war mit dieser Bitte überfordert. Ausgerechnet der ehemalige Hollywoodschauspieler ließ sich von einer Kinoillusion täuschen. Dieser imposante atomsichere Konferenzraum aus Stanley Kubricks Film „Dr. Seltsam“ war reine Fiktion. Ken Adam erschuf diese beeindruckende Kulisse der Macht, da es für das Weiße Haus keine Dreherlaubnis gab. Der Filmarchitekt wurde vor allem mit seinen Entwürfen für James Bond Filme wie „Dr. No“, „Goldfinger“ oder „Man lebt nur zweimal“ weltberühmt. Die deutsche Kinemathek ehrt den 93-jährigen jetzt mit einer ersten großen Retrospektive „Bigger than Life“, die vor allem mit Zeichnungen und Modellen seine technischen Visionen in den Mittelpunkt rückt.

Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt, Ken Adam ist Deutscher. Er wurde in Berlin als Klaus Hugo Adam geboren. Im Alter von 13 Jahren floh er mit seiner Familie vor den Nazis nach London, wo er sich später in Ken Adam unbenannte. Er hat neben dem „War Room“ aus „Dr. Seltsam“ bei sieben Bond Filmen mitgewirkt und die meisten erinnern sich bestimmt an zahlreiche Kulissen für Schurken und Bösewichte: Zum Beispiel die gigantische Machtzentrale von Bonds Erzfeind Blofeld im Inneren eines erloschenen Vulkans in „Man lebt nur zweimal“. Ebenfalls aus der Feder von Ken Adam ist die Laserstrahl-Maschine unter der 007 von Goldfinger festgeschnallt wird und der Unterwasser-Scooter.

Der erste der vier Ausstellungsräume (Ken Adams Welt) zeigt eine üppig gefüllte Einführung in die Welt des Ken Adam. Eine vielschichtige Collage aus Fotos, Zeichnungen, Modellen und Ausstellungsstücken zeigt was Ken Adam begeistert und inspiriert. Schnelle Autos, rasante Flugzeuge, darunter auch das Modellauto aus Chitti Chitti Bang Bang, die von seiner Frau Laititia entworfenen Taschen und natürlich sein gewonnener Oscar für das Setdesign von Kubricks Barry Lyndon, werden in Vitrinen zwischen den Zeichnungen und Fotografien an der Wand präsentiert. Gezeigt wird auch sein spezieller Filzstift. Ein sog. Flow-Master. Dieser Stift läuft nicht spitz zu, sondern wird nach vorne hin breiter, ähnlich einem Stempel.

Der zweite Raum („Lines in Flow“) ermöglicht einen tieferen Einblick in die Arbeitsweise von Ken Adam. Durch die Medieninstellation „Lines in Flow“ zeigt Co-Kurator Dr. Boris Hars-Tschachotin dem Ausstellungsbesucher das, was er selbst vor vielen Jahren persönlich erlebt hat, als Adam ihm seine Zeichnungen zum ersten Mal zeigte. Für mich ist die Installation mit ihren zwei Projektionen der Höhepunkt der Ausstellung: Man kann dem Meister persönlich „begegnen“ und ihm bei der Arbeit ein wenig über die Schulter schauen. Die erste Projektion zeigt Ken Adam am Schreibtisch. Er zeichnet gerade seinen bekanntesten Entwurf den „War Room“. Hinter ihm eröffnet sich ein intimer Blick in die Werkstatt des Setdesigners, wo einige der Entwurfszeichnungen animiert wurden, sodass sie Schritt für Schritt vor den Augen der Besucher entstehen. Scheinbar in der Luft schwebend, entstehen die Filzstiftstriche weiß auf schwarz. Dabei erzählt er ein wenig über die Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick bei dem alles bis ins kleinste Detail arrangiert war. Sogar der Tisch um den sich die Mächtigen versammeln wurde bis ins Letzte durchdacht und mit Filz bezogen, um einem Pokertisch zu ähneln. Schließlich wird dort um das Schicksal der Welt gezockt. Zum Abschluss ist die fertige Filmszene zu sehen. Durch diese gelungene Installation kann man ein wenig in Ken Adams Kopf hineinschauen. Einziger Kritikpunkt: Es gibt keine deutschen Untertitel. Besucher, die die englische Sprache weniger gut beherrschen und Familien mit Kindern müssen diesen Höhepunkt der Ausstellung leider auslassen und weitergehen.

Die zweite Enttäuschung: Leider kann man in der Ausstellung nicht durch die Kulissen wandeln. Es wäre toll gewesen, wenn zum Beispiel der Original „War Room“ aufgebaut wäre. So stellt sich die Frage: Bleibt da nicht alles etwas abstrakt, wenn man sich nur Zeichnungen, Fotografien und die Filminstallation ansehen kann?
Keine Sorge. Es gibt faszinierend, präzise Modelle. Architekturstudenten haben die wichtigsten Entwürfe nachgebaut. Diese stehen größtenteils auf überhöhten Sockeln. In Augenhöhe präsentiert, kann der Besucher direkt in die Szenerie blicken und „steht“ im Geschehen. Hier sind Kinder und Behinderte im Nachteil. Zusätzlich zu den Modellen gibt es Fotos von den Dreharbeiten, viele Filmausschnitte und Zeichnungen. Darunter zahlreiche Entwürfe nach denen die Szenenbildner gebaut haben. Aber es sind mehr als nur Skizzen für die Kulissenbauer. Die Zeichnungen, meist schwarzweiß mit reduzierter Strichführung, haben einen ganz eigenen Stil. Reduziert und rau schafft Adam utopische Räume. Der ganze Reichtum des Werks von Ken Adam zeigt sich im dritten Raum, ein Stockwerk tiefer. Statt einer konventionell chronologisch vorzugehen, setzen die Kuratoren in fünf Bereichen (Ken Adams Welt, Medieninstallation „Lines in Flow“, Raumvisionen, Berlin und London, Inspiration und Wirkung) motivische Akzente: Neben den grandiosen Verliesen, Laboren, Machtzentralen und Versammlungsräumen, aus den Bond-Filmen, werden auch weniger berühmte, dennoch großartige Entwürfe aus dem Alltag des Produktionsdesigners gezeigt. Darunter Entwürfe für Villen und Appartements. Auf ihren 450 Quadratmetern in vier Räumen ist diese Ausstellung eine ganz besondere Hommage an die Erfindungsgabe von Ken Adam. Auf dezente Weise nimmt die Ausstellungsarchitektur mit schrägen Linien, der schwarzweißen Farbgebung und Materialien Bezug zum Werk. Beispielsweise gleicht der schwarz glänzende Boden in der zweiten Hälfte der Ausstellung dem im „War Room“.


Der letzte Raum (Berlin und London, Inspiration und Wirkung) widmet sich der Biografie von Ken Adam, und zeigt zugleich in welchem Maße der von Mendelsohn, Mies van der Rohe, den Expressionisten und Futuristen inspirierte Illusionär auch die Architekten der Welt beeinflusste. Norman Foster gab offen zu, dass seine Londoner U-Bahn Station „Canary Wharf” von Ken Adams Supertanker in „Der Spion, der mich liebte“ beeinflusst war.
Hält die Ausstellung trotzdem was der Titel verspricht? Ist hier alles „Bigger than Life“? Man bekommt einen sehr guten und umfassenden Eindruck wie Ken Adam gearbeitet hat. Ich glaube ich habe ein wenig verstanden, worum es ihm ging. Er hat Räume erschaffen in denen sich der Charakter der Figur, die ihn bewohnt, genau spiegelt. Zum Beispiel dieses Geheimversteck von Blowfeld im Vulkan. Das ist wirklich ein raumgewordener Größenwahn – „Bigger than Life“. Nach der Ausstellung habe ich große Lust bekommen einen DVD-Abend zu machen und mir die alten James Bond Filme noch einmal anzuschauen, um vor allem auf Eines zu achten: Die Kulissen.
„Ken Adam-Bigger Than Life“ ist noch bis zum 17. Mai 2015 in der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz Berlin zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Bilder und Text Büke Schwarz

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Sensing the Future – László Moholy-Nagy und die neuen Medien http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/09/sensing-the-future-laszlo-moholy-nagy-und-die-neuen-medien/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/02/09/sensing-the-future-laszlo-moholy-nagy-und-die-neuen-medien/#comments Mon, 09 Feb 2015 12:29:03 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5291 Exkursion

BAUHAUS-ARCHIV
Bauhaus – Highlights aus der Sammlung und
Sensing the Future – László Moholy-Nagy und die neuen Medien

08.10.2014-02.02.2015
Kurator: Oliver A. I. Botar
Ausstellungsgestaltung: Louise Witthöft und Rodney LaTourelle
Grafikdesign: L2M3 Kommunikationsdesign
Ausstellungsinstallation: Ausstellungstechnik Bernd-Michael Weisheit
Bauten: Matzat Museumstechnik
Farbabstufungen: Bernhard Kraker von Schwarzenfeld

Die Ausstellung „Bauhaus – Highlights aus der Sammlung“ besteht aus Werken der Bauhaus Sammlung und konzentriert sich im wesentlichen auf fertige Schülerarbeiten sowie deren Entwicklungsprozessen. Neben Schlüsselwerken wie Stuhl Nr. 3 von Marcel Breuer sind ebenso Exponate wie das Kaffee und Teeservice von Marianne Brand sowie der „ungeliebte“ Afrikanische Stuhl zu sehen.
Die Ausstellungsführung wurde von Frau Güldner und Frau Weißbach übernommen.

Gleich zu Beginn der Ausstellung, ist ein Architekturmodell des Bauhaus in Dessau zu sehen. Dabei wird der Besucher zu Anfang, auf die architektonische Trennung der einzelnen unterschiedlichen Lebensbereiche der Schule, aufmerksam gemacht.
Sämtliche Arbeiten wurden für ein reproduzierendes Verfahren von den Schülern hergestellt. Auch spielerische Elemente wurden im Unterreich praktisch aufgefasst und bearbeitet um danach ein verkaufsfähiges Produkt entwickeln zu können, welches vervielfältigbar ist. Praktizität, Vereinfachung sowie Ordnungssysteme spielen dabei eine wesentliche Rolle, was anhand der Exponate sichtbar wird. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Möbel, Skulpturen und Gefäße.
Auch der Begriff der Anonymität steht hier im engen Zusammenhang, es handelt sich bei den Werken also nicht um signifikante Unikate.
So wurden die Ausstellungsobjekte möglichst sachlich und einfach präsentiert um diesen inhaltlichen Bezug auch musealisch durch das Design zu vermitteln. Die Exponate wurden auf Sockeln arrangiert, welche als eine Art Podest für das jeweilige Werk anzusehen waren.

Auch in der Sonderausstellung „Sensing the Future – László Moholy-Nagy und die neuen Medien“, nimmt das Thema der Kontextualisierung eine wichtige Rolle ein.
Bei vielen Werken von Moholy-Nagy ist der Prozess der Herstellung für ihn kaum von Bedeutung, so beauftragt er zum Beispiel Schildermaler aus der Werbung, die seine Entwürfe umsetzten. Es geht ihm dabei um die Würdigung der Herstellung eines Produktes in Masse, sowie die Überwindung von Kunst und Design.
Beim Museumsbau an sich handelt es sich um ein Spätwerk von Walter Gropius. Der Ausstellungsraum selbst ist als eine komplett durchgängige Halle für den Besucher begehbar. Ursprünglich waren die Räumlichkeiten des heutigen Museums als lichtdurchflutete Arbeitsräume vorgesehen, weshalb man für die Ausstellung zusätzliche Wände baute, die den Raum komplett verdunkeln, sodass die Werke mit Kunstlicht beleuchten werden können.

Die erste große Wand zu Beginn des Raumes, zeigt eine Farbabstufung der Farbe Weiß zur Farbe Schwarz. Es handelt sich hierbei um 58 verschiedene handgemischte Graustufen. Zunächst wird die Wand als ein gesamter Farbverlauf wahrgenommen, erst bei näherer Betrachtung sind einzelnen Farbflächen erkennbar.

Ganz wesentlich war auch die Entscheidung das Ausstellungskonzept blindengerechten zu entwerfen, was im Weiteren inhaltlich auf das „New Bauhaus“ in Chicago zurück zu führen ist. So wurden Gemälde von Moholy-Nagy als greifbare Objekte für Blinde übersetzt sowie ein Leitsystem entlang des Bodens entwickelt, welches gleichzeitig auch als visuelles Gestaltungsmittel genutzt wurden konnte.

Bildnachweis: Bauhaus-Archiv Berlin
Bilder Markus Hawlik, (c) VG Bild-Kunst Bonn
Text Judith Holly

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Die Berge, nicht nah, nicht fern http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/die-berge-nicht-nah-nicht-fern/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/die-berge-nicht-nah-nicht-fern/#comments Sat, 31 Jan 2015 18:04:06 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5289 Exkursion

Die Berge, nicht nah, nicht fern…
Landschaftszeichnungen des 17. Jahrhunderts aus den Niederlanden und China im Vergleich

21. September 2014 bis 11. Januar 2015
Galerie Chinesische Malerei und Galerie Moderne Chinesische Malerei

Eine Ausstellung des Museums für Asiatische Kunst und des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin im Rahmen des Projekts Europa Test, Humboldt-Lab Dahlem, Probebühne IV

Martin Heller, Inhaltsplanung des Humboldt Lab Dahlem
Prof.Dr.Klaas Ruitenbeek, Direktor des Museums für Asiatische Kunst

Führung durch die Ausstellung: Nicola Hernádi

Die Ausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” ist im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem auf der Probebühne IV dem Berliner Publikum präsentiert worden. Das Humboldt-Lab Dahlem wurde 2012 von der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet, um auf experimentelle Weise Museumsausstellungen im zukünftigen Humboldt-Forum zu erproben. Das Projekt begleitet bis 2015 das Ethnologischen Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Weg zum Humboldt-Forum. Dieses wird in den kommenden Jahren im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss eingerichtet werden, und damit soll in der Stadtmitte Berlins ein einzigartiges Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung entstehen. Die Fertigstellung und Eröffnung des Kulturzentrums ist für das Jahr 2019 geplant. Gestalter, Künstler und Wissenschaftler stellen sich im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem die Frage, wie man die Sammlung der Museen Dahlem, die sich zwischen Ethnologie und Kunst bewegt, in Zukunft neu präsentieren kann.

In der kleinen Wechselausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” des Museums für Asiatische Kunst werden Landschaftszeichnungen des 17. Jahrhundert aus den Niederladen mit chinesischer Malerei aus der Gegend um die Stadt Nanjing verglichen. In zehn Kapiteln – Horizont, Perspektive, Naturstudien, Nebelberge, Fantasie, Felsen, Schrift, Technik und Drucke – treten die Zeichnungen der östlichen und der westlichen Welt in einen Dialog. Ziel der Kuratoren war es, die Besucher für die Feinheiten der chinesischen Landschaftsmalerei und ihre Unterschiede zu der europäischen zu sensibilisieren und sie dazu zu bringen, den eurozentrischen Blick auf die Kunst in Frage zu stellen; weiter sollte mit der Ausstellung gezeigt werden, welche Rolle Materialien, Technik und Werkzeuge auf das Werk spielen und welchen Einfluss Naturverständnis, Künstlerpraxis und das Verhältnis zwischen Tradition und Innovation auf dieses haben.

Die Landschaftszeichnungen wurden in der Galerie Chinesischer Malerei und Galerie Moderne Chinesische Malerei ausgestellt. Dieser Bereich des Museum Asiatischer Kunst dient vor allem Wechselausstellungen. Wie das gesamte erste Stockwerk der Museen Dahlem ist der Ausstellungsraum vom hellen Holz/-furnier des Fußbodens und der Einbauten dominiert. An den Wänden entlang befinden sich raumhohe Vitrinen mit einer leicht schrägen, hüfthohen Präsentationsfläche. Die in die Decken der Schaukästen integrierten LED Spots leuchten die Ausstellungsstücke aus. Die gesamte Ausstellungsfläche ist in einen kleineren und einen größeren Bereich geteilt.
Im größeren Ausstellungsbereich befindet sich in der Mitte des Raumes eine Doppelreihe mittelhöher Schaukästen, im kleineren füllt die Raummitte eine Skulptur aus.

Die Ausstellung ist in den Rundgang des Museums für Asiatische Kunst eingebettet und eine Infotafel, die zwischen dem größeren und dem kleineren Bereich der Ausstellung platziert wurde, sollte auf die Wechselausstellung hinweisen. Die Zeichnungen wurden entsprechend den zehn Kapiteln thematisch geordnet. Informationstafeln (Papier auf Pappe aufgezogen) informieren über Titel, Künstler, Entstehungsort und Zeitraum der Entstehung des Werkes. Des weiteren werden einige Bildpaare (chinesische Malerei versus Niederländische Zeichnung) zusätzlich zu den Grundinformationen in einem kleinen Text diskutiert. Neben den Infotafeln gibt es – durch Farbe abgesetzt – Tafeln mit Einführungstexten zu den einzelnen Kaptiteln. Die Zeichnungen werden größtenteils liegend in den Schaukästen/Wandvitrinen präsentiert, wenige Arbeiten auch hängend an Stellwänden.

Die gesamte Ausstellung ist unaufgeregt und in ihrer Umsetzung basal, damit liegt zwar der Fokus auf dem Werk, aber dadurch geht die Ausstellung im Rundgang durch das Museum unter. Die Platzierung des Aufstellers mit den Informationen zur Ausstellung und deren Verknüpfung zur Probebühne des Humboldt-Lab Dahlem ist schlecht gewählt und wird kaum wahrgenommen. Ein Leitprinzip durch die Ausstellung ist nicht erkennbar, und so wandert man als Besucher etwas verloren von einer zur nächsten Zeichnung. Das Potential des transkulturellen Vergleichs zwischen Ost und West, der Dialog zwischen diesen Welten und die Kritik am eurozentrischen Blicks gehen durch die mangelhafte Ausstellungsgestaltung zum größten Teil verloren. Zwar schränken die örtlichen Gegebenheiten (die Dominanz des Holzes in den Ausstellungsräumen) sowie das kleine Budget die Umsetzung der Ausstellung ein, auch ist die Ausstellung im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem als eine Art Experiment konzipiert, dennoch sollten diese Gegebenheiten die schlechte Qualität der Ausstellungsumsetzung nicht entschuldigen. Die Infotafeln sind schlecht gesetzt und vom Design nicht einheitlich, so versteht man nicht, warum die Infotafeln eines einzelnen Schaukastens im Design der “Probebühne” gestaltet wurden, während die anderen einem anderen Gestaltungsprinzip folgen. Ein kleines Detail, das jedoch für die mangelnde Sorgfalt in der Gestaltungsumsetzung spricht, ist zum Beispiel, dass die wichtigste Infotafel mit dem einführenden Text zur Ausstellung aus mehreren A3 Drucken zusammengestückelt wurde, anstatt dass sie – für etwas mehr Geld – im Großformat gedruckt wurde.

Die Ausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” ist thematisch spannend, doch die Präsentation und die Gestaltung schaffen es nicht die Kernaussagen adäquat einem breiten Publikum zu kommunizieren. Im Rundgang durch die Museen Dahlem lohnt sich unbedingt ein genauerer Blick auf die Ausstellung, jedoch ist für die Ausstellung ein einmaliger Besuch ausreichend.

Bilder und Text Joanna Dauner

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Walker Evans – Ein Lebenswerk http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/walker-evans-ein-lebenswerk/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/walker-evans-ein-lebenswerk/#comments Sat, 31 Jan 2015 13:05:33 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5281 Exkursion

Titel: Walker Evans – Ein Lebenswerk
Ort: Martin-Gropius Bau
Zeitraum: 25. Juli – 9. November 2014
Kategorie: Kunstausstellung (Fotografie)
Ausstellungsraum: Innenraum
Zeitraum: Wechselausstellung
Budget: M
Medien: Tagesspiegel, Exberliner, Rolling Stone
Kurator: James Crump (ehem. Chefkurator Cincinnati Art Museum)
Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
Träger: Landesmuseum + Privatsammlung (Clark und Joan Worswick + weitere)
Förderung: Europäische Union, be Berlin, Sparkasse Köln/Bonn, Berliner Sparkasse
Partner: Berliner Festspiele, Wall, Visit Berlin, Bouvet Ladubay

Analyse:
Die Ausstellung „Walker Evans – Ein Lebenswerk“ zeigt innerhalb von drei Räumen, durch die Exposition von 200 Originalabzügen, den Werdegang, die gestalterischen Mittel und auch die Eigenheiten jenes Fotografen. Die Ausstellung unterstreicht Evans´ Rolle als Fotograf der Großen Depression und Urheber des Stils der „lyrischen Dokumentation“. Der Zuschauer wird im ersten Raum von einem Textbanner empfangen, die seinen Lebenslauf kurz umreißt. Darauf folgt seine erste erste Arbeit, die Fotografie einer Reihe von Orchideen seines Vaters. Die Fotos der Blumen ähneln dabei mehr Portraits als einer botanischen Bestandsaufnahme. Die darauf folgenden Portraits ähneln allerdings dann eher einem Fahndungsfoto. Die Portraits sind aus Walker Evans´ Clique, welche aus Robert Frank, Garry Winogrand, Lee Friedlander, Bruce Davidson und dem Künstler selbst bestand. Im weiteren Verlauf wird die Auftragsarbeit für die FSA aufgezeigt. Die FSA ist die Landwirtschaftsbehörde der USA. Zu dieser Zeit stellte die Landwirtschaft einen Pfeiler der Nation dar und Evans´ Ablichtungen hatten hohe Bedeutung. Die FSA war über lange Zeit Evans´ Geldgeber. Seine Methode, Auftragsarbeiten nebenbei für eigene Zwecke und Projekte zu nutzen beginnt hier und wird bis zum Ende weitestgehend eingehalten.

Seine Entwicklung wird im nächsten Raum logisch weitergeführt. Der Raum ist durch eine temporäre Wand zerteilt und umfasst eine Vitrine. Hier sieht man zuerst Experimente, wie Farbfotos oder Videos, in welchen er die Wirklichkeit stiltreu verarbeitet, aber natürlich neue Perspektiven nutzt. Allerdings bleibt das Schwarz/Weiß Foto das Hauptausdrucksmittel. Spätestens hier lassen sich die Stilmerkmale ableiten:
Walker Evans setzt bei seinen Arbeiten auf wenig Raum und konzentriert sich mehr auf Ausschnitte oder Details. Auch fehlt die Kommunikation mit dem Sujet. Dies ist natürlich eindeutig bei Fällen, wie der heimlichen Ablichtung von U-Bahn Fahrgäste zu sehen, aber ebenso bei Fotografien von Landschaften oder Innenräumen. Auch die Genauigkeit und und seine exakte planerische Methode, welche auch durch die begrenzten Mittel Evans´ begründet sind, ziehen sich durch all seine Werke. Dabei werden viele Fragen offen gelassen. Wieso fiel ihm gerade dieses Motiv auf? Wurde die Realität genau abgebildet oder für den Betrachter attraktiver gemacht? Was passiert nach der Aufnahme? Diese Assoziationsräume werden bewusst zur Verarbeitung der Realität, bei jeweils Künstler, aber auch Konsument, eingesetzt und sind genau so ungewöhnlich für die Zeit, wie aber natürlich auch stilprägend. Bei der weiteren Betrachtung dieser Technik fallen Schnittmengen zum deutschen Künstler August Sander, aber auch Kontraste zu Zeitgenossen wie Robert Frank oder Diane Arbus, auf.

Der dritte Raum unterstreicht die vorhergehenden Beobachtungen. Auch dieser, etwas breitere, Raum wird durch eine Trennwand geteilt. Er umfasst zwei Vitrinen und zeigt weitere ausgewählte und speziellere Serien.

Die Ausstellung ist in einem einfachen Schwarz/Weiß gehalten und beschränkt sich materialtechnisch auf Glas, Stoffbanner und schwarze Holzrahmen. Die langen Vitrinen passen farblich zur Ausstellung und den temporären Trennwänden. Die Fotos wurden mit den Passepartouts inkl. in den Rahmen, welche eine extra Sicherung besitzen, bereitgestellt. Durch die exemplarische Auswahl aus dem Gesamtvolumen der Originalausstellung „Walker Evans – Decade By Decade“ ergeben sich somit teilweise unstimmige Layouts und Positionierungen der Rahmen und Bilder zueinander. Die Hauptgesichtspunkte der Ausstellung sind allerdings nachvollziehbar und eindringlich beleuchtet.

Bilder und Text Elias Asisi

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Tchoban Foundation – II http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/tchoban-foundation-2/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/31/tchoban-foundation-2/#comments Sat, 31 Jan 2015 12:58:59 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5295 Exkursion

L’HÔTEL PARTICULIER À PARIS
Tchoban Foundation | Berlin
18.10.2014 – 15.2.2015

Titel: L’hôtel particulier à Paris
Ort: Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung, Christinenstrasse 18A, 10119 Berlin
Zeitraum: 18. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015
Ziel / Schwerpunkt: Die Lehre von Handzeichnungen weiterzugeben und die Wichtigkeit der Architekturzeichnung den heutigen Architekten und Architekturstudenten zu vermitteln
Objekte: Handzeichnungen, Architekturzeichnungen, historische Pläne und Zeichnungen
Zielgruppe: Architekten, Architekturstudenten, Szenografen, Kunstinteressierte

Kuration: Emmanuelle Brugerolles, leitende Konservatorin der grafischen Sammlung der École des Beaux-Arts
Architektur: SPEECH Tchoban/Kuznetsov Architekten, Moskau
Ausstellungsgestaltung: Nadejda Bartels

Träger: Privatmuseen
Kategorie: Kunstausstellung und Themenausstellung
Ausstellungsraum: Innenraum, stationär
Zeitraum: Wechselausstellung

Tchoban Foundation
Die Leidenschaft für eine Generierung der Form durch einen zeichnerischen Prozess gehe heute verloren, sowohl ausgebildete Architekten als auch Architekturstudenten setzten sich in der heutigen Zeit zu wenig mit dem zeichnerischen Medium als Ausdruckskraft des Entwurfs auseinander. Unter diesem Vorwand entstand die Idee für die Gründung der Tchoban Foundation | Museum für Architekturzeichnungen im Jahre 2009. Der Gründer, Sergei Tchoban, ist selber Architekt, leidenschaftlicher Zeichner und Sammler historischer Zeichnungen. Durch die Tchoban Foundation setzte er sich das Ziel, altbewährtes Wissen über die Kunst des Zeichnens neu zu vermitteln. Durch Veranstaltungen und Ausstellung, aber durch eine öffentlich zugängliche Bibliothek, versucht die Stiftung die Welt der Architekturzeichnungen der Öffentlichkeit wieder näher zu bringen.

Museum für Architekturzeichnungen
Im Prenzlauer Berg des Bezirks Pankow liegt das 2013 erbaute Museum für Architekturzeichnungen. Auf dem Gelände des Pfefferbergs, einem ehemaligen Brauereiareal, wo sich damals die Brauerei Pfefferberg befand, hat sich das Gebäude auf einem Gelände niedergelassen welches geprägt ist von kulturellen Einflüssen und sich seit 1990 immer mehr Kultureinrichtungen, Galerien, Hotels und Cafés angesiedelt haben.
Das Museumsgebäude wurde von SPEECH in Moskau, Architekten Sergei Tchoban und Sergei Kuznetsov entworfen. Es fügt sich in das Areal und Gesamtanlage des Pfefferbergs ein und schliesst direkt an die Brandwand des denkmalgeschützten Gebäudes der Christinenstrasse 17 an.
Interessant ist hier dass der Gründer der Foundation auch das Gebäude mitentworfen konnte. So war es ihm möglich das übergreifende Thema der historischen Zeichnungen auch auf die Gebäudehülle zu projizieren. Von aussen sieht der monolithische und nahezu fensterlose Bau wie eine durch Zeichnungen entstandene Skulptur. Die Sichtbetonhülle wird durch Reliefs und Abzüge ausgewählter Zeichnungen von Pietro di Gottardo Gonzaga und Angelo Toselli überzogen und weist mit dem gelbgrauen Farbton des Betons, an Anlehnung an das Pergamentpapier, auf die Nutzung des Gebäudes hin. So ist von aussen schon eindeutig, was dem Besucher im Inneren erwartet. Auch die Formgebung des Gebäudes ist eine subtile Anlehnung an die Zeichnung: der Bau spielt bei jedem der vier Geschosse mit winkelförmigen Auskragungen die wie gestapelte dann gedrehte Kisten wirken. So soll der Eindruck von verschiebbaren „Schubladen“ vermittelt werden die Zeichnungen aufbewahren. Das oberste Staffelgeschoss, welches sich über den bis in den Keller verlaufenden Massivbau befindet, steht als Glaskörper auf dem plastischen Monolith, und bietet Raum für eine Terrasse mit Ausblick auf das Areal und den gegenüberliegenden Park.
Durch einen nischenartigen Eingang an der Christinenstrasse kommt der Besucher ins Gebäude, zuerst ins Erdgeschoss das als Eingangshalle, Bibliothek und Museumsshop dient, dann weiter in das erste und zweite Obergeschoss welche als Ausstellungsräume dienen. Während das Museumsfoyer noch mit hochwertigem Nussbaumholz geschmückt ist, wird das Treppenhaus im minimalistischen Sichtbetonstil schlicht gehalten. Nur die massiven Holztüren die den Besucher in die Ausstellungsräume führt werden als Kontrast zum Treppenhaus eingesetzt.



Die Ausstellung: L’hôtel particulier
Von Paris ausgehend entwickelte sich das Konzept des Stadthauses, das sogenannte Hôtel Particulier, zu einem berühmten Bild der Hauptstadt. Die Pariser Hôtels Particuliers waren im 17. und im 18. Jahrhundert repräsentative Stadthäuser der angehörigen des Adels und Klerus unter dem französischen König. Vor allem im 18. Jahrhundert, nachdem eine Zurschaustellung der Macht des Adels verpönt wurde, entwickelte sich die Hôtels Particuliers zu Häuser des erhobenen Bürgertums. Heute spielen diese prunkvolle Residenzen immer noch eine wichtige Rolle, und dienen meist die Beherbergung von Ministerien und Botschaften. Wichtigste Architekten dieses Bautypus waren Germain Boffrand und Jules Hardouin-Mansart.

Ausstellung
In der Ausstellung der Tchoban Foundation werden circa 65 Werke über das Hôtel Particulier der Öffentlichkeit gezeigt. Das ausgewählte Werk umfasst handgezeichnete Ansichten, Schnitte und Grundrisse der Hôtels, die von der Sammlung der École des Beaux-Arts in Paris zur Verfügung gestellt worden sind. Auch die Kuration übernahm die leitende Konservatorin der grafischen Sammlung der École des Beaux-Arts, Emmanuelle Brugerolles. Für eine ausführliche Publikation stellte Jean Mariette die zwei jungen Architekturzeichner Jean Michel Chevolet und Pierre-Charles Prévotel ein, die dafür verantwortlich waren die Hôtels in verschiedenen Perspektiven darzustellen.

Gestaltung
Hat man durch das minimalistisch gehaltene Treppenhaus das erste Obergeschoss erreicht, blickend auf den Glasbau des Fahrstuhls, erwartet dem Besucher eine massive Holztür aus hochwertigem Nussbaum, dem Fussboden gleichend. Wie durch eine Einladung in eine Privatresidenz kommt man in den ersten Ausstellungsraum hinein. Die Gestaltung ist subtil und elegant. Alle Elemente wurden gezielt eingesetzt, um die Werke hervorzuheben. Man versteht auch, wieso der skulpturale Bau im ersten und zweiten Obergeschoss fensterlos sein muss: die Zeichnungen sind sehr lichtempfindlich, so wurde auch das Lichtkonzept im Innenraum gestaltet. Eine wandparallele durchgehende Deckenleuchte als Band gewährt eine nahezu UV-freie Beleuchtung der Papierexponate. Der Schatten fällt bei allen Zeichnungen gleichmässig und weich. Auch die Wandfarbe versteht sich Pendant zu den Ausstellungsobjekten: champagnerfarbig gestrichene Wände erinnern an das altbewährte Pergamentpapier, aber vor allem ist diese Gestaltungsmittel eine Anlehnung an die Farbigkeit der Zeichnungen. Nur die Wand mit den Ausstellungsinformationen und dem Schwarzplan von Paris bleibt ein kühles weiss. Alle Objekte sind mittig auf eine Augenhöhe von 1.50m ausgerichtet, was dem Besucher einen guten Überblick über die Kunstwerke verschafft und eine Ruhe in das Ausstellungskonzept bringt. Die Bilderrähmen wurden von der Ausstellungsgestalterin Nadejda Bartels gezielt einsetzt: ein edles Kirschholz passt sich sowohl dem Nussbaumholz des Bodens an und unterstützt die Farbigkeit der Zeichnungen. Auch die Passepartouts sind schön akzentuiert; ein leichtes, eher kühles Blau-Grau bietet den passenden Kontrast zu den warmen Zeichnungen. Generell wird in der gesamten Ausstellung ein angenehmer Farbausgleich geschaffen, das sowohl ausgleichend aber auch kontrastreich bleibt. Die Form des Gebäudes und ihre auskragenden Elemente sind im Innenraum spürbar und erfassbar doch keineswegs störend. Geht man nun ein Stockwerk höher befindet sich der zweite Ausstellungsraum. Hier ist die Form des Raumes wieder anders, denn ein zusätzliches Element präsentiert sich dem Besucher: eine Art Ruhezone für den Besucher, in der Form einer Loggia konzipiert. Der Holzboden des Ausstellungsraums wechselt fast fliessend zu einem grauen Fliessboden in der Loggia, hier wird wiederum das Element des Holzes auf die Wände projiziert. Doch auch da gibt es einen sauber ausgeführten Übergang von Holz zu Betonschalung.
Generell kann man behaupten, dass alle Elemente des Museums, von der Schalung der Aussenwand bis zur Fuge sehr präzise ausgeführten wurden.

Text: Murielle Leucker
Bilder: Prof. Schwarz

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Tchoban Foundation – I http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/29/tchoban-foundation/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/29/tchoban-foundation/#comments Thu, 29 Jan 2015 11:17:20 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5293 Exkursion

L’hôtel particulier à Paris
18.10.2014 – 15.2.2015
Tchoban Foundation, Berlin

Titel: L’hôtel particulier à Paris
Ort: Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung, Christinenstrasse 18A, 10119 Berlin
Zeitraum: 18.10.2014 – 15.2.2015
Thema: Zeichnungen der l’hôtel particulier in Paris
Zielgruppe: Architekturstudenten, Architekturinteressierte, spezifisch französische Architektur

Kuratoren / Autoren: Emmanuelle Brugerolles, leitende Konservatorin der grafischen Sammlung der école des Beaux-Arts
Architektur: SPEECH Architekten, Moskau
Ausstellungsgestaltung: Nadejda Bartels

Führung Ausstellung: 15. Januar 2015, Nadejda Bartels

Tchoban Foundation
Die Tchoban Foundation wurde Ende 2009 gegründet. Der Gründer, Sergei Tchoban, ist selbst Architekt und Sammler historischer Architekturzeichnungen. Das Ziel der Foundation ist das Interesse an Architekturzeichnungen erneut zu beleben. Die Zielgruppe richtet sich vor allem an Architekturstudenten, welche das Kunstwerk der Handzeichnung, laut der Website des Museums, in keinster Weise lernen und in ihrem späteren Berufsleben nicht brauchen.

Das Museum
Das Gebäude wurde speziell für die Tchoban Foundation 2013 gebaut und steht auf dem Gelände Pfefferberg auf einem ehemaligen Brauereiareal. Seit 1990 entwickelt sich das Areal immer mehr zu einem Kulturzentrum. Das Gebäude wurde von Sergei Tchobans Architekturbüro SPEECH (Moskau) geplant und gebaut. Das Gebäude liegt am Eingang des Areals an der Christinenstrasse 18a.
Äußerlich zeigt sich das Museum als ein monolithischer und fensterloser Körper. Die einzelnen Geschosse zeigen sich durch im Winkel verschobene, ausragende, Körper nach Außen. Diese Form soll an verschiebbare Schubladen erinnern, in welchen die Zeichnungen aufbewahrt werden. Für die Fassade wurde ein gefärbter Beton gewählt, welche durch Matrizen strukturiert wurden. Die Färbung wurde in einem gelbgrauen Ton gewählt, ähnlich wie die Farbigkeit eines Pergamentpapiers, und für die Strukturierung ein Ausschnitt einer Architekturzeichnung. Diese zwei Elemente, zusammen mit der Gestaltung der Geschosse, soll die innere Präsenz der Architekturzeichnung nach außen tragen. Man soll von außen erkennen, welche Funktion das Gebäude beinhaltet.
Der Eingang des Gebäudes springt zurück und ist so leicht zu erkennen. Man betritt den ersten Raum des Museums, wo sich die Garderobe und Kasse befindet. Auch findet man hier die hauseigene Bibliothek mit Architekturbüchern, welche vor Ort auf den Sitzgelegenheiten gelesen werden können.
Die Ausstellungsräume erreicht man durch ein Treppenhaus oder einen mit Glaslift. Durch die zurückgehaltene Ausformulierung des Treppenhauses, erscheint es fast, als ob man sich gleich in eine Wohnung, statt einem Ausstellungsraum begibt. Während der Eingangsraum im Erdgeschoss noch mit hochwertigem Holzverkleidung geschmückt, hält sich das Treppenhaus mit einem subtil gehalten Sichtbeton zurück. Die Ausstellungsräume werden mittels Videokameras überwacht, so kann auf ein Aufseher verzichtet werden, welches das Gefühl von Privatheit in den Räumen stärkt.
Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich je ein Ausstellungsraum, wobei sich im 2. Geschoss zusätzlich ein Ruheraum befindet. Hier liegen Broschüren des Museums und Bücher von aktuellen Ausstellungen aus.
Man wählte bewusst das 3. Obergeschoss als Archivraum, um die Gefahr von einem Grundwassereintritt, wie in einem sonst üblichen Untergeschoss, zu entgehen.
Das 4. Obergeschoss hat eine soziale Funktion, hier finden die Besprechungen statt, es wird jedoch auch als Arbeitsraum genutzt. Das Gebäude hat außer diesem Geschoss und dem Treppenhaus, keine Fenster. Dies aus lichttechnischen Gründen, das UV-Licht wäre für die Zeichnungen schädlich. Das 4. Obergeschoss jedoch, ist auf 3 Seiten verglast und grenzt an eine Dachterrasse an, welche den Rücksprung des Geschosses nutzt. Ein Flachdach wurde gewählt, und auf die Aufbauten wurde verzichtet, indem die Technikanlagen im 3. Obergeschoss untergebracht wurden. Allgemein ist das Museum auf dem neuesten Stand der Technik.

Das Museum wurde sehr hochwertig und sorgfältig ausgeführt. Dies sieht man an der Materialwahl, aber auch in kleinen Details, wie z.B. die Bündigkeit von Sichtbeton und Holzverkleidung, welche ohne Schattenfuge ausgeführt wurde. Dennoch hält sich das Innenleben des Museum zurück, um nicht zu dominant gegenüber den Ausstellungselementen zu erscheinen.
Das Gebäude bietet 450m2 Geschossfläche, wobei 200m2 der Ausstellungsfläche inklusive Kasse und Shop gewidmet sind.

Die Ausstellung
Zwischen dem 18.10.2014 und 15.02.2015 zeigt die Tchoban Foundation 65 handgezeichnete Ansichten, Schnitte und Grundrisse von “hôtel particuliers” in Paris. Die Zeichnungen sind eine Ausleihe von der École des Beaux-Arts, wo im Oktober 2011 24 Werke aus der Tchoban Foundation gezeigt wurden.
Die Zeichnungen waren Entwürfe für Druckplatten der Publikation “l’architecture françoise” von Jean Mariette. Dies war ein dreibändiges Werk welches zwischen 1727 und 1732 publiziert wurde und die Exzellenz der französischen Architektur der restlichen Welt zeigen sollte. Es sind also keine Entwurfszeichnungen, sondern Abbildungen von schon bestehenden Gebäuden, speziell erstellt für die Publikation.

Durch die Verlegung der Residenz Ludwigs XV von Versailles in die Tuilerien 1715, stieg die Anfrage nach Adelshäuser in Paris rasant an. Die Zeichnungen zeigen Häuser, welche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Paris erbaut wurden. Die “hôtel particulier” prägen noch heute das Stadtbild von Paris und beinhalten jetzt unter anderem Ministerien und Botschaften. Die Häuser wurden oft mit einem Hof straßenseitig gebaut, so wurde die Schmuckfassade von Mauer und Tor verdeckt. Die Zentralisierung der Macht in der Person des Königs war zu Zeiten Ludwig XV noch vorhanden, und so achtete man darauf keine Zurschaustellung der Macht und des Vermögens zu zeigen.

Die Ausstellungsgestaltung
Man betritt die Ausstellungsräume durch eine Holztür im 1. und 2. Geschoss. Die Innenräume sind schlicht gehalten um so die Aufmerksamkeit auf die Zeichnungen zu leiten. Ein Info Text wurde mittels Klebefolie im 1. Obergeschoss am Anfang der Ausstellung geklebt. Dazu einen Situationsplan und Legende, welche beide vollflächig verklebt wurden. Der einzige Kritikpunkt an der Ausstellungsgestaltung ist, dass bei der Legende, im Gegensatz zum Infotext, die Buchtstaben nicht einzeln verklebt wurden.

Die Wände, welche für Informationen zur Ausstellung und den Zeichnungen vorenthalten sind, werden weiß gehalten. Die Wandfarbe der Ausstellungswände wurden in einem leichten Champagner Ton gewählt, welche mit der Farbigkeit des Papiers gut zusammen passt.
Die Bilder wurden der Augenhöhe passend aufgebracht. Hier wurde jedoch die Mittelachse der Bilder als gleichbleibende Höhe gewählt und nicht wie in anderen Ausstellungen die Oberkante.
Es wurden zwei Rahmentypen für die Ausstellung von der Ècole des Beaux-Arts zur Auswahl gegeben. Nadejda Bartels hat sich dabei für die Kirschbaumholz Variante entschieden, weil dieses das Farbkonzept der Ausstellungsräume ideal ergänzt. Der Rahmen ist schlicht gehalten, einzig mit einer leichten Abschrägung gegen die Zeichnung hin. Das Passepartout ist in einem blau/grauen kaltem Ton. Dies ergibt einen guten Kontrast gegenüber den warmen Farben der Zeichnungen. Die Kombination aus der Farbigkeit der Wandelemente, des Passepartouts, und den simplen Rahmen, lassen die Zeichnungen besonders gut zum Vorschein kommen.
Der international anerkannte Richtwert von unter 50 Lux für die Ausstellung von Zeichnungen wurde auch hier eingehalten. Es wurde ein eher kühles, im Gegensatz zum Tageslicht, Licht gewählt. Die Lichtplanung stammt von Kardorff Ingenieure. Hierbei wurde eine fast UV-freie LED Beleuchtung gewählt, welche durch ein Lichtband parallel zur Wand verläuft. Die Exponate können so je nach Ausstellung frei platziert werden.

Bilder und Text Clara Baets

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David Chipperfield – Sticks and Stones http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/24/david-chipperfield-sticks-and-stones/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/24/david-chipperfield-sticks-and-stones/#comments Sat, 24 Jan 2015 10:40:19 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5287 Exkursion

1.Allgemeine Informationen

Titel David Chipperfield – Sticks and Stones, eine Intervention
Web http://www.davidchipperfieldinberlin.de/
Ort Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Zeitraum 02.10.2014 – 31.01.2014
Thema Auseinandersetzung mit der bestehenden Architektur (Ludwig Mies van der Rohe) der Neuen Nationalgalerie sowie ein Prolog auf die bevorstehende Sanierung des Museums (durch David Chipperfield Architects)
Ziel Chipperfield verweist durch seine Installation mit 144 Bäumen auf Grundelemente der Architektur: Die Stütze und der Stein. Hieraus lautet sich auch der Titel der Ausstellung ab, welcher aus einem englischen Kinderreim stammt. Der Besucher soll ein neues Raumerlebnis entdecken und sich der Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes bewusst werden.
Objekte 144 ca. 8m hohe Fichtenstämme, alle entrindet
Zielgruppe Insbesondere für Architekturinteressierte; jedoch durch seine Begehbarkeit eine beeindruckende Installation für Jedermann
Direktoren / Kuratoren Udo Kittelmann, Joachim Jäger, Uta Caspary
Architektur 1965-1968 durch Ludwig Mies van der Rohe erbaut
Ausstellungsgestaltung Team David Chipperfield Architects: Thomas Benk, Martin Reichert, Ute Zschamt
Grafik John Morgan studio, London
Aufbau Thomas Lucker, RAO
Bereitstellung der Fichten François von Chappuis, Forst Hohen-Niendorf


David Chipperfield und Udo Kittelmann

2. Analyse

2.1 Klassifikation
Träger Staatliche Museen zu Berlin
Kategorie Themenausstellung
Ausstellungsraum Innenraum, stationär
Zeitraum Wechselausstellung

2.2 Präsentation

Authentisch Gegenstände unverändert im Originalzustand (Baumstämme lediglich entrindet)
Aktuell Bezüge zu zeitgenössischem Denken
Kommunikativ Anregung zur Diskussion und Auseinandersetzung
Szenisch Inszenierung von Objekten und Räumen zu Gesamtbildern / Erlebnissen
Kontemplativ Räume zur beschaulichen Betrachtung und Ruhe


Installationsansicht 1

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation Alle 144 Fichtenstämme sind in gleichmäßigen rechten Winkeln zueinander aufgestellt, auf dem Boden und an der Decke verankert.

Raumstrukturierung Durch ihre Anordnungen bilden sich nicht nur Geraden sondern auch Diagonalen im gesamten Ausstellungsraum. Neue Blickachsen ergeben sich. Gleichzeitig ergibt sich in der Mitte eine 200 Quadratmeter große „Lichtung“, als Freifläche für verschiedene, interdisziplinäre Veranstaltungen, die im Laufe der drei Monate stattfinden sollen.

Besuchermanagement Der Besucher kann sich frei bewegen und ist durch keinerlei Absperrung an der Durchquerung des Raumes gehindert. Führungen werden generell nur als Architekturführungen mit Verweis auf das denkmalgeschützte Gebäude und seiner Historie angeboten. Für Verständnisschwierigkeiten sorgt lediglich die Platzierung der Kasse – hierfür muss man ins untere Foyer, für Erstbesucher der Galerie meist erst nach der Ticketkontrolle durch Aufsichtskräfte ersichtlich.

Barrierefreiheit Man kann sich gut durch den Raum bewegen, sodass z.B. auch Rollstuhlfahrer problemlos die Ausstellung erkunden können.

Vermittlungskonzept Grundsätzlich sind nur am Eingang durch Klebefolien einige Grundinformationen gegeben, weitere Informationen können in einem kleinen faltbaren Flyer auf Deutsch und Engl

Lichtkonzept Parallel zu den Baumstämmen sind in der Decke runde Scheinwerfer angebracht, die bei Dunkelheit wie kleine Lichtspots den Raum gleichmäßig erhellen und dabei, durch das Schwarz der Decke, an Sterne erinnern. Die „Lichtung“ wurde mit jeweils zehn großen Scheinwerfern ausgestattet, welche ebenso an der Decke angebracht sind.


Installationsansicht bei Nacht 1


Installationsansicht bei Nacht 2

3. Bewertung

Mit dem Wissen, dass der Neuen Nationalgalerie nach fast 50 Jahren Ausstellungsgeschichte ab 2015 für mehrere Jahre eine denkmalgeschützten Sanierung bevorsteht, verneigt sich das Haus nun vor seiner eigenen Bedeutung – eine architektonische Ausstellung zur Architektur des Gebäudes.

Man kommt nicht umhin, die raumeinnehmenden Fichtenstämme in ihrer Größe und Ausstrahlung als beeindruckend zu empfinden. Etwas schmälernd wirken die beiden unbenutzten Garderobenhäuschen, sowie die hohen marmornen Wärmekorpusse, die jedoch durch ihre parallele Form fast ebenso ein Teil der Ausstellung werden. Es entstehen Assoziationen zu Göttlichem, zu Skulpturengärten, mitunter auch zu Baustellen. Gleichzeitig bleibt die Wechselwirkung zwischen dem Stahl-, Stein-, Glaskonstrukt und den Baumstämmen (als natürliche Elemente) bestehen. Die daraus sich ergebende Raumästhetik und das Verwischen dieser Grenzen bringt den Besucher in eine unvorhersehbare Position: Er wird Teil der Ausstellung, Teil des „Waldes“, da er als einziges sich bewegendes Objekt Lebendigkeit vermittelt.

Man kann sich fragen, ob die schon entrindeten Bäume nicht auch eine gewisse Trostlosigkeit mit sich bringen, ob man ohne architektonisches Vorwissen zum Bau oder ohne wirklich detaillierteren Informationen bezüglich der Intention Chipperfields jedem Besucher die vielen Blickwinkel der Ausstellung ermöglicht. Und doch liegt auch darin der Reiz. Man kann, man muss aber nicht, nach der Bedeutung fragen, das individuelle Empfinden und Verstehen wird ohne Bewertung akzeptiert. So viel Platz die Baumstämme zwischen sich und für das Auge lassen, soviel freie Interpretation ist jedem erlaubt.

„David Chipperfield – Sticks and Stones, eine Intervention“ macht hungrig auf die Zukunft des Hauses, lässt einem von außen wie von innen das beachtliche architektonische Vermächtnis Mies van der Rohesʻ erkennen und verabschiedet den Bau auf eindrückliche Art und Weise.


Installationsansicht 2

Foto
David von Becker: David Chipperfield und Udo Kittelmann, Installationsansicht 1, Installationsansicht bei Nacht 1
Ute Zschamt für David Chipperfield Architects: Installationsansicht 2
Banner und Installationsansicht bei Nacht 2: Prof. Schwarz

Text Jule Wittorf

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Michael Sailstorfer – B-Seite http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/14/michael-sailstorfer-b-seite/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/14/michael-sailstorfer-b-seite/#comments Tue, 13 Jan 2015 23:19:09 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5279 Exkursion

Titel: Michael Sailstorfer – B-Seite
Ort: Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, D-14163 Berlin – Zehlendorf
Zeitraum: 5. September – 9. November 2014
Thema: In der Ausstellung sind Arbeiten von Michael Sailstorfer aus den vergangenen zehn Jahren zu sehen, die bisher nur selten oder noch nie gezeigt wurden.
Objekte: Es werden unterschiedliche Skulpturen und räumliche Installationen sowie fotografische Werke gezeigt.
Zielgruppe: Liebhaber der Gegenwartskunst und zeitgenössischer Bildhauerei
Veranstalter: Haus am Waldsee
Kategorie: Kunstausstellung
Ausstellungsraum: Innenraum, ehemalige Villa
Umsetzung: Dr. Katja Blomberg und Michael Sailstorfer
Zeitraum: Wechselausstellung
Führung durch Dr. Katja Blomberg
Gefördert durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin; aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten; Freunde und Förderer des Hauses am Waldsee e.V.

Präsentation
Das Haus am Waldsee ist eine Villa aus den 20er Jahren, umgeben von einem Ausstellungspark. Beim Betreten des Geländes entdeckt man zunächst eine gelbe Bronzeskulptur von Tony Cragg ‘Outspan’, und eine Installation von Michael Sailstorfer – eine seiner Bushaltestellen der fünfteiligen Serie „Wohnen mit Verkehrsanbindung“, die seit 2010 im Skulpturenpark des Hauses am Waldsee ausgestellt wird. Die Ausstellungsfläche im Haus erstreckt sich auf zwei Etagen, die ehemaligen Räumlichkeiten der Villa wurden als Ausstellungsfläche umfunktioniert. Unmittelbar im Eingangsbereich sind das Treppenhaus und der Empfang, daneben auch ein Café. Gegenüber vom Empfangstresen hängt ein Regal mit den Katalogen der vorherigen Ausstellungen. Über eine unscheinbare Tür neben dem Empfang findet man Zugang zu den Ausstellungsräumen. Der Besucher betritt den ersten Raum und steht unmittelbar vor der Skulptur “Drei falsche Perser” (220 x 280 x 135 cm). Drei Teppiche wurden hier in grober Verarbeitung zu einer Form gebracht, die an das Werk ‘le miracle’ des Bronze-Künstlers Constantin Brancusi erinnert. Auf provokative Weise stellt Sailstorfer hier eine Transformationen von Alltagsobjekten dar. Die Skulptur wurde auf einen großen braun lackierten Kasten platziert, welcher mit eingelassenem Sichtfenster ein helles Stück Teppich zeigt. Neben einer Wandinstallation, dem Kleiderständer namens “Antenne”, nimmt die Skulptur den ganzen Raum ein. Zugleich dient der erste Raum als Ein- und Ausgang und Treppenaufgang. Im Treppenaufgang ist auch ein Einführungstext zur Ausstellung zu sehen, der mit Folie an die Wand kaschiert wurde.

Die Ausstellung wurde zusammen mit der Direktorin Katja Blomberg geplant. Da Sailstorfer selbst bei dem Aufbau nicht anwesend war, wurde das räumliche Konzept von ihm in einem Modell des Hauses entworfen und später dann in die Ausstellungsräume übertragen. Die meisten seiner hier ausgestellten Arbeiten sind Leihgaben von verschiedenen Privatsammlungen. Eine weitere beeindruckende Installation findet sich im großen Raum im Erdgeschoss. Hier überquert der Besucher zunächst eine Kegelbahn. In dem Werk mit dem Namen „Mit dem Kopf durch die Wand“ verwerteten Sailstorfer Bodendielen des Ateliers seiner alten Schule wieder und verarbeitete die Dielen zu einer beinahe getreu großen Kegelbahn, die sogar funktionsfähig ist und während der Ausstellung benutzt werden kann.

Im gleichen Raum findet sich hinter der Fensterfassade eine Leuchtreklame. Das Werk mit dem Namen “Junger Römer” wurde draußen vor den Scheiben angebracht wurde und strahlt in den Raum, der dennoch hell durchleuchtet ist. Die Leuchtreklame des VEB Stern-Radios in Berlin, welche der Sender nicht an Sailstorfer verkaufen wollte, baute der Künstler für sich nach, umgewertet zu einer Leuchtskulptur à la Bruce Nauman. Im Nebenraum ist eine derbe museale Installation aufgebaut, ein Archiv, das aktiv vom Besucher genutzt werden kann. Die Arbeit nennt sich “Kässbohrer-Museum”, quasi ein Museum im Museum. Ausgangspunkt der Arbeit ist ein ausrangierter Schulbus der Marke Kässbohrer, den Sailstorfer nahe seines Geburtsorts gefunden hat. Nach der letzten Fahrt hatten Kinder das Gefährt mit Figuren, Landschaften und Alltagsszenen bemalt. Mit einem Winkelschleifer hat Sailstorfer alle Motive aus dem Blechmantel des Fahrzeugs herausgeschnitten, in Aluminiumrahmen gesetzt und in einem 27-teiligen Magazin verwahrt. Sailstorfers zerlegter Bus hütet im “Kässbohrer-Museum” die Erinnerungen der jahrelang durch das bayerische Land chauffierten Kinder. In ironischer Weise spielt der Bildhauer hier mit dem Gedanken, Orte und Ereignisse in Bildern zu konservieren und zu archivieren. Die Arbeit gehört nun zu einer Privatsammlung in Mailand.

In einem offenen Raum neben dem Archiv findet man den berühmten Teppich von Sailstorfer, der aus Polizeiuniformen gewebt wurde. Dieser liegt auf einem Kachelboden mit dominantem Muster.

Weiter geht es in der oberen Etage des Hauses:
Über dem Treppenaufgang findet man zunächst eine kinetische Skulptur mit Motor: “Cumulus” – von einem Baustrahler angestrahlte, mit Luft gefüllte Traktorschläuche stellen die Sonne und die Wolken dar. Die Reifenschläuche – hängen an einem T-Träger und rotieren langsam, ein knackendes Geräusch entsteht. Die Direktorin versicherte uns, dass die Installation trotz der bedrohlichen Geräusche sicher sei. Im gleichen Raum hinten findet man das Gegenstück, ein Symbol des Mondes. Eine runde Platte mit rundem Schnitt, der einen Halbmond zeichnet. Die Platte ist mit 30 Haken versehen, an denen einst Melonen hingen, wegen des Gestankes beim Verfaulen wurden diese jedoch entfernt. Die Arbeit ist mit Spotlight beleuchtet, somit lassen sich die Struktur des Materials und die vertrockneten Melonenkerne erkennen.

Ebenfalls im ersten Stock befindet sich die aktuellste Arbeit von Michael Sailstorfer, die auch als Motiv für die Postern und Flyer der Ausstellung diente. Sie besteht aus Skulpturen und fotografischen Arbeiten, die eine Unterwasser-Skulptur des Künstlers dokumentieren. Sailstorfer ließ große Buchstaben aus Styropor im Meer versinken und dokumentierte dies fotografisch. Die unterschiedlichen Werke zu diesem Projekt sind auf zwei Räume verteilt. Im Raum werden eine Anzahl an ausgewählter Fotos der Buchstaben unter Wasser, sowie Unterwasserskulpturen und Installationen der Styropor-Buchstaben gezeigt.

Die Buchstaben, die Sailstorfer in der Karibik versunken hatte, sind immer noch unter Wasser. Somit wird der Unterwasserbereich zu einem inoffiziellen Ausstellungsraum, den er in dieser Ausstellung sichtbar macht.

Die Führung durch Frau Blomberg unterstützte den Ausstellungsbesuch, sie gab viele Hintergrundinformationen zum Künstler, zu seinen Werken und auch zur Zusammenarbeit mit ihm. Das Lebenswerk von Michael Sailstorfer ist in dieser Ausstellung angemessen präsentiert,
der klassische Begriff der Skulptur wird hier konsequent neu befragt und erweitert. Die überfüllten Räume werfen Fragen auf und platzieren den Besucher förmlich in die Installation seiner Werke. Vor allem bei der Kegelbahn im Erdgeschoss wird die Übertreibung mit überdimensionalen Objekten im Raum deutlich, die teilweise sogar die Eingänge halb versperren, und die Ausstellung somit nicht barrierefrei machen. Der Besucher wird selbst gezwungen, über das Kunstwerk zu laufen.

Michael Sailstorfer bringt Dinge und Prozesse des täglichen Lebens in ungewöhnliche Beziehungen zueinander. Er platziert Gegenstände in einen neuen Kontext und stellt seine Kritik an der Kunst und der Bedeutsamkeit eines Objektes auf humorvolle Art und Weise dar, indem er Gegenstände umfunktioniert.

Die Ausstellung am idyllischen Waldsee ist in jedem Fall ein empfehlenswertes Erlebnis. Die Einzelausstellungen widmen sich stets einem Künstler aus Berlin. Vor allem in Zusammenhang mit der informativen Führung entsteht so ein intensiver Einblick in das Lebenswerk eines Künstlers. Ein genügt ein Besuch, um den Umfang aller dargestellten Arbeiten zu begreifen.

Bilder und Text Sabine Kelka

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Meschac Gaba – Museum of Contemporary African Art http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/14/meschac-gaba-museum-of-contemporary-african-art/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2015/01/14/meschac-gaba-museum-of-contemporary-african-art/#comments Tue, 13 Jan 2015 23:05:22 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=5277 Exkursion

Deutsche Bank Kunst Halle.
Durch die Ausstellung wurden wir von Nico Anklam geführt.

Es handelt sich hier um eine Installation, ein „Museum im Museum“. Die Ausstellung ist der Auftakt einer Kooperation der KunstHalle mit der Tate London Sammlung.

Meschac Gaba ist ein Künstler aus Ghana, der Rotterdam als seine Wahlheimat gewählt hat.
Das Werk MUSEUM OF CONTEMPORARY ART entstand 1997 und umfasst mit seiner Vollendung im Jahr 2002 nun insgesamt zwölf Räume.
„Das Museum“ also die Installation, ist so konzipiert worden, dass sie an den unterschiedlichsten Orten aufgebaut und angepasst werden kann.
Nun ist das Werk nach Ankauf in die Sammlung der Londoner Trate erstmals in Berlin ausgestellt.
Sieben Räume befinden sich in der Deutschen Bank Kunsthalle. Eigens für diese Präsentation wurde von Meschac Gaba eine Fahne entworfen.

Zur Installation.
Ausgangsbasis war in gewissen Maßen die im Raum stehende Behauptung, dass zeitgenössische afrikanische Kunst nicht existiert.
In Berlin sind die wichtigsten Räume mit den Themen: Kunst, Religion und Architektur ausgestellt. Noch dazu befinden sich „im Museum“ ein Museumsshop, ein Restaurant und eine Bibliothek.

Von außen, auch aufgrund des besonderen Titels, glaubt man das MUSEUM OF CONTEMPORARY AFRICAN ART zu besuchen. Deswegen ist die Mehrheit der Besucher ein Laufpublikum.
Die Personen besuchen das Museum meist ohne großes Vorwissen über die Ausstellung und genau diese Besucher stellen unter anderem genau die Frage die Gaba stellen möchte, nämlich: „Was ist ‚Contemporary African‘ Art?“ Die unmittelbaren Fragen die entstehen sind: „Lässt sich so etwas überhaupt kategorisieren?“ „Was würde man in einem Museum mit „Contemporary European Art“ ausstellen und welche Künstler?“

Mit diesen Fragen versucht Meschac Gaba die kulturellen Missverständnisse der westlichen Welt gegenüber afrikanischen Kultur aufzuzeigen und sie zu hinterfragen.

Die Inszinierung
Für Texte und Beschriftungen setzt die Kunsthalle auf eine hochwertige Ausführungen. Sie verwendet zum Beispiel bei den Texten einen sehr teuren Siebdruck. Meschac Gaba verwendet in seinem „Museum“ wenig Beschriftung, wenn wurde sie auf Folie Ausgedruckt und auf die Wand geklebt. Somit kann man klar die Ausstellung von dem KunstHaus unterscheiden. Die sich am Boden befindenden Plastikleisten, die Besucher am zu nahem Herantreten an die Objekte hindert, unterstreicht den einfachen Eindruck vom MUSEUM OF CONTEMPORARY AFRICAN ART. Es wird meist am Boden ausgestellt. Lediglich im ersten Raum befindet sich eine Vitrine. Hiermit stellt Meschac Gaba eine Verbindung zum Afrikanischen dar, da das Leben dort meist am Boden stattfindet. Die ausgestellten Objekte setzten sich, wie erwähnt, mit den (west)-afrikanischen Problem und der Sicht der westlichen Gesellschaft auf Afrika auseinander. Dazu verwendet Meschac Symbole die in beiden Kulturen vorkommen und setzte diese zueinander in Verbindung und verschiebt damit ihre Bedeutung.

Im letzten Teil der Ausstellung befindet sich der „Humanist Space“ hier stehen dem Besucher acht goldene Fahrräder von der KunstHalle im Namen des „MUSEUM OF CONTEMPORARY AFRICAN ART“ zur Verfügung. Damit möchte man das humanitäre Anliegen und die kulturelle Botschaft des Museums mit Fahrradtouren in die Gesellschaft tragen.

Aus meiner Sicht kann man dieses Werk auch als eine Provokation an den Westen sehen. In der westlichen Gesellschaft wird oftmals ein ganzer Kontinent gleichgestellt. Meschac macht darauf aufmerksam, unteranderem schon mit dem ausgewählten Titel. Ich glaube auch, dass man sehr stark die westafrikanische Kultur in dem Werk wieder findet.

Die Ausstellung ist sehr beeindruckend. Die Installation lässt wichtige Fragen aufkommen die meistens in der westlichen Kultur ignoriert werden. Noch dazu zu erwähnen ist das gute Informationsmaterial, dass umfangreich und übersichtlich die Thematik und Meschaks Herangehensweise beschreibt. Ein Besuch ist auf jedem Fall sehr empfehlenswert.

Bilder und Text Ismaël Sanou

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