Walton Ford – Bestiarium | Hamburger Bahnhof


Exkursion

1. Allgemeine Informationen

·Überblick

Titel
Walton Ford – Bestiarium

Ort
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstrasse 50-51
10557 Berlin

Zeitraum
23.01. – 06.06.2010

Thema
Bestiarium

 

Ziel / Schwerpunkt
erste Austellung des amerikanischen Malers Walton Ford in Europa

 

Objekte
25 großformatige Aquarelle

 

· Impressum

Kuratoren
Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie und Dr. Britta Schmitz, Kuratorin am Hamburger Bahnhof

Austellungskommunikation und Gestaltung
Stan Hema
www.stenhema.com

Katalog
Walton Ford: Pancha Tantra, erschienen bei TASCHEN, 2009.
Herausgegeben von Bill Buford und Walton Ford

2. Analyse

2.1 Klassifikation

· Träger
Staatliche Museen zu Berlin, unterstützt durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie

· Kategorie
Kunstaustellung

· Ausstellungsraum
Innenraum

Zeitraum
Wechselausstellung

Budget
S

2.2 Präsentation

· Museal
Verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung

· Aktuell
Bezüge zu zeitgenössischem Denken

· Kontemplativ
Angebote und Räume zur beschaulichen Betrachtung und Ruhe

2.3 Gestalterische Mittel

· Objektpräsentation
sämtliche Aquarelle eingerahmt und verglast

· Inszenierung
nüchtern, die 25 Bilder werden grosszügig im Raum verteilt, die Inszenierung ist allein auf die Bilder Walton Fords zugerichtet

· Raumstrukturierung
kleiner Vorraum, ein grosser rechteckiger Raum, verschachtelt durch Trennwände in drei Bereiche gegliedert

· Thematische Struktur
keine

· Besuchermanagement
Rundgang, kostenpflichtige Führungen für Gruppen und Schulen

· Vermittlungskonzept
Visuell, gute Typographie, gute Lesbarkeit, Informationstafel mit Konzept und Biografie des Malers, Exponattexte direkt an den Wänden mit Auszügen aus Geschichten, Gedichten oder Tagebucheinträgen, durchgehend auf Deutsch und Englisch

Materialkonzept
unauffällige braune Holzrahmen, Glasvitrine mit dem Katalog zur Ausstellung

· Farbkonzept
dunkles Bordeaux-Rot im ersten Bereich des Raums, danach helle, blaugraue Töne, im Einklang mit den durchgehend beigen Hintergründen der Bilder

· Lichtkonzept
durchgehend helles Deckenlicht, keine individuelle Beleuchtung

2.4 Technische Qualitäten

· Objekteinbringung / Exponatbefestigung
3. Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien

· Dauerhaftigkeit
Wechselausstellung, im Anschluss an die Präsentation Fortführung der Ausstellung in der Albertina in Wien

· Zweckmäßigkeit
Bilder werden zweckmäßig neutral präsentiert, um Stil und Bildinhalt besser zu vermitteln, keine aufwendigen Rahmen

· Anmutung, Ästhetik, Schönheit
stimmig, zurückhaltend, gut verteilt, ruhige, angenehme Atmosphäre

· Originalität, Attraktivität
gewöhnliche, aber elegante Inszenierung

· Angemessenheit der Mittel
Mittel berechtigt, die Zurückhaltung in der Inszenierung überlässt dem Betrachter die Konzentration allein auf die Bilder

· Logik der Zuordnungen
jedes Bild erzählt – unabhängig von den anderen – seine eigene Geschichte, daher ist die Zuordnung eher zweitrangig

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Anlass der Ausstellung war es, den vielbeachteten, jedoch in Europa noch weitgehend unbekannten Maler Walton Ford mit einer Austellung in Berlin und nachfolgend Wien zu würdigen.

Welche sind die Schlüsselobjekte / die 3 wichtigsten Exponate?
Es gibt keine allgemein anerkannten Schlüsselobjekte der Ausstellung, meiner Ansicht nach herausragend sind jedoch die Bilder “Falling Bough” aus dem Jahr 2002, das Tryptichon “Le Jardin” aus dem Jahr 2005, und “Chingando” aus dem Jahr 1998. Diese Bilder sind nicht nur wie die gesamten Exponate meisterhaft gefertigt, sondern fallen – in Verbindung mit den jeweiligen Texten, die Ford als Vorlagen für seine Aquarelle dienten – durch ihre Subtilität und ihre symbolische Kraft auf.

Werden diese angemessen präsentiert?
Die Präsentation ist eher nüchtern, was den Bildern aber deswegen zugute kommt, da der Besucher so unbeeinflußt die Vielschichtigkeit der Bilder aufnehmen kann. Die Aquarelle wirken auf den ersten Blick wie reine Tierdarstellungen, im Nachhinein fallen dann aber schließlich die Details und die Symbolkraft der einzelnen Werke auf. So unterstreicht die neutrale Inszenierung das vermeintlich Harmlose der Bilder Walton Fords.

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten?
Die Ausstellung läuft unter dem Titel “Bestiarium”, so wirken die Bilder auch auf den ersten Blick wie eine Ansammlung von Naturdarstellungen der wilden Tierwelt, einige der Darstellungen sind wesentlich opulenter als die anderen, jedoch sind sie alle durch ihren Stil – die Aquarelle erinnern an Drucke französischer und britischer Illustratoren der Kolonialzeit des 19. Jahrhunderts – verbunden. Dazu noch ist jedes der Bilder an einen Auszug aus einer Geschichte, an ein Gedicht, zum grössten Teil aber an einen Erfahrungsbericht von beispielsweise Forschern gebunden. In Zusammenhang mit diesen Texten enstehen Allegorien, die sich auch mit aktuellen Themen in Verbindung gebracht werden können. Im “Bestiarium” sehen wir unseren Umgang mit der Umwelt und die unrechtmäßigen Verhältnisse weltweit in ungewöhnlich unzeitgenössischer Darstellung abgebildet.

Welche Rolle spielen die Objekte?
Die Konzentration der Austellung ist allein auf die ausgestellten Objekte ausgerichtet.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert?
Durch Exponattexte und den Zusammenhang der Bilder.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Die atmosphärische Stimmung entsteht im Kopf des Betrachters erst nach Betrachten der Bilder, die Stimmung ist räumlich zurückhaltend und versucht den Fokus auf die Bilder zu richten.

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Dadurch dass die Bilder selbst trotz stilistischer Ähnlichkeit immer ihre eigenen Geschichten erzählen, entsteht im Verlauf des Rundgangs stets ein neues Gefühl. Das größte Bild – ein Tryptichon – befindet sich am Ende des Raumes, so scheint es räumlich so etwas wie einen Klimax in der Mitte des Rundgangs zu geben, das kann aber jeder anders sehen.

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Jedes einzelne Bild wird grosszügig ausgestellt und hat viel Platz.

Was sind die Kernaussagen, welche Erkenntnisse können gewonnen werden?
Dem Maler Walton Ford gelingt mit seinen Bildern, die eine Ausnahmeerscheinung in der Gegenwartskunst darstellen, Bezüge zum Hier und Jetzt herzustellen. Seine Bilder sind einerseits ästhetisch anspruchsvoll, zeigen Welten aus den vergangenen Jahrhunderten, die Kämpfe die in seinen Aquarellen ausgetragen werden, stellen Analogien zu unserer Zeit her. In den Details seiner Darstellungen, den Fesseln, den Waffen, den Käfigen ist eine neue Deutungsebene zu erkennen. Obwohl Walton Fords Werk teils sehr stark an sein Vorbild, den US-amerikanischen Ornithologen und Tierzeichner James Audubon (1785-1851) erinnert, entsteht in Zusammenhang mit historischen Fakten und surrealen Bildmotiven eine Welt, die uns viel über unsere Zeit erfahren lässt.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Wer ein Anhänger des Zeichenstils Walton Fords und seiner akribischen Bildwelten ist, wird auch ein zweites Mal die Ausstellung besuchen können. Allerdings ist die Anzahl der Exponate (25) auch in einem Besuch zu schaffen.