»John Cage und…« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen

Exkursion

1. Allgemeine Informationen

1.1 Überblick

Titel: »John Cage und…« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen

Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Zeitraum: 30. März – 17. Juni 2012

Thema: John Cage wird als bildender Künstler herausgestellt.

Ziel/Schwerpunkt: Der bedeutende Einfluss auf Cage durch Künstler wie Marcel Duchamp oder Josef und Anni Albers wird in der Ausstellung geltend gemacht.

Objekte: Bildkünstlerische Werke von Cage, Josef und Anni Albers, Alexej von Jawlensky u. a.; Skulpturen von Cage, Duchamp u.a.; interaktive Installationen (Wiedergaben und Interpretationen nach John Cage).

 

1.2 Impressum

Kuratoren: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk, Angela Lammert

Architektur: Bau für die West-Akademie im Hansaviertel 1960, Werner Düttmann

Medien: Katalog »John Cage und …« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen; DuMont, Köln 2012

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Sonstige Träger:Akademie der Künste in Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg, Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung

Kategorie: Kunstausstellung, Themenausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum, stationär

Zeitraum: Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation

Museal: Verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung

 

2.2 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Bilder sind hinter Glas mit Rahmen eingefasst und gehängt, die Ausnahme bilden Ölgemälde, einige Werke werden in einheitlichen Vitrinen ausgestellt, Duchamps »Rotoreliefs« sind an der Wand angebracht, Cages »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« sowie Hans Haackes »Kondensationswürfel« sind auf unterschiedlich hohen Kästen installiert, die interaktiven Installationen »Writing through the Essay On the Duty of Civil Disobedience« sowie »33 1/3« sind in Séparées innerhalb des Ausstellungsraumes untergebracht. Filmwerke werden auf Fernsehgeräten ebenerdig oder gehängt präsentiert. Die Filme »A Tribute to John Cage« von Nam June Peik sowie »The Revenue of the Dead Indians – In Memoriam John Cage« von Henning Lohner werden rechts vor dem eigentlichen Ausstellungsraum auf Fernsehgeräten gezeigt. Letzterer dient zudem als interaktive Installation der Kuratoren innerhalb der Ausstellung.

Inszenierung: Der Ausstellungsraum ist zweckmäßig beleuchtet. Die Mehrzahl der ausgestellten Werke bilden hinter Glas eingefasste Bilder, die von schräg oben mit Spotlights beleuchtet werden, um Spiegelungen zu vermeiden. Der Ausstellungsraum ist insgesamt lichtarm. Die Werke sind thematisch gruppiert. Die Wände sind dicht behangen. Zitate von John Cage in silbernen Buchstaben sind aufgrund der Spotlights nur schwer zu erkennen. Filme werden auf Monitoren gezeigt.

Raumstrukturierung: Die Ausstellungsfläche misst ca. 250 m2. Die rechte Ausstellungshälfte ist offen gestaltet. Der Raum wird durch Draufsicht-Vitrinen und einem Kasten für die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« in kleinere Flächen geteilt. Zur Linken wird der Raum durch die üppigen und annähernd raumhohen Séparées durchbrochen. Hierdurch wird dem Besucher ein Rundgang aufgezeigt, der wiederum mit Draufsicht-Vitrinen, ebenerdig gestellten Fernsehgeräten sowie Kästen für Skulpturen flankiert wird, jedoch keine dramaturgische Direktive vorgibt.

Thematische Struktur: thematisch, synergetisch, exemplarisch

Besuchermanagement: Rundgang, Führungen dienstags und donnerstags

Vermittlungskonzept: visuell, auditiv, audiovisuell, interaktiv

 

3. Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien: Der Ausstellungsraum ist übermäßig zweckmäßig konzipiert. Die Broschüre zur Ausstellung macht deutlich, die Exposition in der Akademie »sei eher eine Skizze, im Museum der Moderne Salzburg erfahre die Präsentation im Sommer 2012 eine inhaltliche Vergrößerung«. Obgleich ambitioniert kuratiert, wie ein Blick in den Ausstellungskatalog aufzeigt und wovon die vielen originalen Werke Beweis zeugen, fehlt es der Ausstellung an Mut zur Skizze. Die interaktiven Installationen wirken gezwungen und fehlplatziert. Sie hätten ebenso gut in den Ausstellungsraum integriert werden können und nicht abgeschlossen werden müssen. Zudem lassen sie sich nicht gleichzeitig nutzen. Die zweckmäßige Beleuchtung lässt keinen Raum für Kontemplation und schmälert den ohnehin gedrungenen Raum. Und obwohl thematisch gruppiert, wollen die dargebrachten Einflüsse nicht Recht zum Leben erwachen. Ein Highlight der Ausstellung bildet jedoch Josef Albers »Tlaloc«. Auch hat mich Warhols »Merce Cunningham« überrascht.


3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung? Die Ausstellung platziert sich im Rahmen von »A Year from Monday. 365 Tage Cage« der Akademie der Künste. Anlässlich des bevorstehenden 100. Geburtstages von John Cage am 5. September 2012 wird sein vielgestaltiges Œuvre seit September 2011 in wechselnden Ausstellungen mit den Schwerpunkten Tanz, Musik sowie bildender Kunst vorgestellt.

Welche sind die Schlüsselobjekte? Als Schlüsselobjekte erkenne ich die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« sowie die interaktiven Nachbildungen »Writing through the Essay On the Duty of Civil Disobedience« sowie »33 1/3«, die den erheblichen Einfluss Duchamps auf John Cages künstlerische Arbeit Ausdruck verleihen.

Werden diese angemessen präsentiert? Den interaktiven Installationen wurde jeweils ein Séparée zugebilligt, die jedoch nebeneinander liegen. Die klangliche Interferenz beider Installationen wurde dadurch unterbunden, dass tageweise eine Installation aussetzt, während die andere genutzt werden kann. Hierin liegt eine Unzulänglichkeit für den Ausstellungsbesucher begründet, obgleich die Installationen ambitioniert nachgebildet sind. Die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« besteht aus 5 Objekten, die sinnwidrig und platzsparend aneinandergereiht sind und das Wesentliche nicht erkennen lassen.

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten? Der Ausstellungsraum wirkt überladen, oberflächlich und konzeptionell misslungen.

Welche Rolle spielen die Objekte? Die Wechselwirkung zwischen Inspirationen aus der bildenden Kunst und Cages eigenem Schöpfungsprozess bilden den konzeptionellen Schwerpunkt der Ausstellung.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert? Über thematische Gruppierungen der ausgestellten Werke.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht? Wirkungsvolle Einflüsse und Anregungen für den Schöpfungsprozess von John Cage bedeuten für mich etwas Erhabenes. Die Ausstellung konnte dies jedoch nicht kommunizieren. Ich habe die Stimmung entsprechend gedrückt empfunden.

Lohnt sich ein zweiter Besuch? Ich würde einen intensiven Blick in den Ausstellungskatalog empfehlen und mit der finalen Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg mutmaßen. Den Drang zu einem wiederholten Besuch empfinde ich nicht.

 

Text: Axel Müller