Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden | Gemäldegalerie


Exkursion

Gemäldegaleriegemäldegallerie2gemäldegalerie3Die Wanderausstellung “Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden” war vom 20. März bis zum 22. Juni 2009 in der Gemäldegalerie Berlin zu sehen. Es wurden Meisterwerke der altniederländischen Malerei aus öffentlichen und privaten sammlungen der ganzen Welt gezeigt. Um Missverständnisse zu beseitigen: die Ausstellung drehte sich vornehmlich um zwei niederländische Maler des 15. Jahrhunderts Maler. Robert Campin, den sogenannten Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden. Man nahm lange Zeit an es handle sich hier um nur einen einzelnen Meister, und zwar Rogier van der Weyden. Van der Weyden war nach heutigen Erkenntnissen aber nicht der Meister von Flemalle, sondern ein Schüler Campins. Eine These der Ausstellung war allerdings, dass die dem Meister von Flemalle, also Campin zugeschriebenen Bilder nicht von einer Hand, sondern von mehreren Malern stammen, wobei der massgebliche Teil an der Neuartigkeit der Flemalle-Bilder eigentlich Rogier van der Weyden zuzusprechen wären. Diese Annahme zog sich leitmotivisch durch die Anordnung der Bilder, die so gehängt waren, dass nicht nur ein Vergleich ermöglicht wurde, sondern sich dem Betrachter geradezu aufdrängte. Meiner Meinung nach eine auf den zweiten Blick sehr gelungene Sortierung, die sich aber erst mit ein wenig Hintergrundinformation ganz erschloss. Zeitliche und inhaltliche Aspekte wurden zugunsten der Hauptthematik weitgehend ausser Acht gelassen. Im Vordergrund stand die Ermöglichung eines Direktvergleichs der Bilder. Durch die Gegenüberstellung verschiedener Fassungen desselben Motivs wurde eindrucksvoll vorgeführt, dass, nicht ungewöhnlich für diese Zeit, oft schwer einzuschätzen ist welchen Anteil der Meister selbst an den Bildern hatte die aus seiner Werkstatt kamen. Das bemerkenswerte an dieser Ausstellung waren nicht nur die Sammlung an sich, sondern welche Vergleiche und Erkenntnisse sie barg. Aber auch die Epoche war räumlich gut übersetzt. Der abgedunkelte Raum und die warme, leicht gelbliche Beleuchtung schufen eine, die Bildsymbolik tragende, sakrale Atmosphäre ohne die Bilderkennbarkeit zu sehr zu beeinträchtigen. Die Abdunklung rückte zudem die Ausgeleuchteten Werke in den Mittelpunkt, die Lichtfarbe unterstützte das Gold der Ornamentik und Hintergründe. In Hinblick darauf, dass gerade die Erfassung von Licht und Schatten in den Bildern der niederländischen Meister eine enorme Rolle spielen, war die Wahl der Beleuchtung ebenso inhaltlich passend. Durch die Verwendung mehrerer, gebündelter Lichtquellen über den Bildern wurde der Blick fokussiert und die Darstellung gleichzeitig erhöht. Die Hervorhebung der Exponate durch räumliche Vorsprünge vermittelte den Eindruck, vor Altaren zu stehen, blieben durch schlichte, moderne Formgebung und einem neutralen grau, aber selbst im Hintergrund. Deutlich wird das gleich im Eingangsbereich, in dem man als erstes auf eine Trennwand blickt, die den typischen, flügeltürigen Altargrundriss aufweist. Möglicherweise eine Anspielung auf das zu jener Zeit sehr verbreiteten Triptychon, oder auch Polyptychon. Diese Gestaltung setzt sich in den Stehlen tragenden Sockeln fort, die die Betrachtung der teils mit Signaturen versehenen Bildrückwände ermöglichte. Auch damit wurde die Möglichkeit gegeben ungewöhnliche Bildvergleiche anzustellen. Abgesehen von ihrer Inszenierung war hier eine selten grossartige Sammlung zwei der bedeutendsten Gründergestalten der niederländischen Malerei zu sehen, deren Bilder nicht nur im Kontext ihrer Zeit als virtuos zu betrachten sind. Die Ausstellung der Gemäldegalerie führte das ohne unnötiges Beiwerk vor, sondern legte den Schwerpunkt beim genauen, sachlichen Studium und Vergleich.