Ergänzend zum ersten Blogeintrag zur Ausstellung “As time goes by – Kunstwerke über Zeit” soll hier noch genauer auf die Struktur der Ausstellung eingegangen werden.
Die Ausstellung ist auf einer U-förmigen Grundfläche, so dass die aufeinanderfolgenden Themengebiete vom Besucher in dieser Reihenfolge betrachtet werden (müssen). Zu Beginn jedes “Zeitaspekts” findet sich eine Begriffswolke, die mit Substantiven (Aspekt 1), Verben (Aspekt 2) und Adjektiven (Aspekt 3) auf die Exponate einstimmt.
Im folgenden wird zu jedem Aspekt der Ausstellung ein Exponat vorgestellt.
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Aspekt 1
DAUER – MOMENT
Zeitempfinden/ Zeit erleben
Dieter Appelt
Dieter Appelt fotografierte für seine Arbeit „Das Feld (Nr. 2)“ 30 Mal das an ihm vorbeiziehende Wasser eines Flusses. Er drückte jede Minute auf den Auslöser und es entstand, obwohl der Künstler seinen Kamerastandpunkt nie veränderte, jedes Mal ein anderes Bild. In seinen Fotografien fing Appelt nicht nur einfach Wasser, sondern Bewegung und damit den Verlauf von Zeit ein. Die nacheinander erstellten Momentaufnahmen hängt der Künstler zu einem Block zusammen. So wird aus dem Fluss ein See, aus der Zeitfolge ein Zeitraum.
(Quelle: Ausstellungstext)
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Aspekt 2
EWIGKEIT – VERGÄNGLICHKEIT
Vergängliches ewig gemacht/ Erinnern an Vergangenes
Helga Paris
Am Rande Berlins liegt eine der letzten und größten Unternehmungen des DDR- Wohnungsbauprogramms, die Großsiedlung Hellersdorf. Sie entstand im Wesentlichen zwischen 1979 und 1991 auf ehemaligen Rieselfeldern. Zu DDR-Zeiten geplant und erst nach der Wende fertiggestellt, wurde die Siedlung schnell zum Sanierungsfall. In ihren Fotografien nähert sich Helga Paris den einzelnen Bewohner und Bewohnerinnen der Großsiedlung. Sie sprach Menschen in Schulen, Vereinen oder anderen Institutionen an, baute ihr Studiolicht in einer Markthalle, im Keller einer Disko und in einem Fußballclub auf.
(Quelle: Ausstellungstext)
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Aspekt 3
RETROSPEKTIV – PROSPEKTIV
Haltungen und Strömungen in Architektur und Gesellschaft im Wandel
Bestandsmodell Alexanderplatz von 1974
Avantgarde-Modelle und ein teilweise naiver Fortschrittsglaube prägen die Kunstgeschichte der Moderne. Seit Anfang der 1970er Jahre steht diese zukunftsorientierte Haltung jedoch in der Kritik. Retrospektiv und Prospektiv sind längst keine qualifizierenden Parameter mehr für künstlerische Qualität. Am Beispiel des Alexanderplatzes werden die sich wandelnden Architekturmoden der vergangenen Jahrzehnte anschaulich. Während in den 1960er und 1970er Jahren die Ostberliner Planungskollektive einen radikalen Neuanfang ohne historische Anleihen versuchten, adaptiert Hans Kollhoffs Alexanderplatz-Entwurf von 1993 amerikanische Hochhausarchitektur der frühen 1930er Jahre. Die Gegenüberstellung der städtebaulichen Konzepte belegt eindrucksvoll den retrospektiven Wandel.
Hans Kollhoff, Städtebaulicher Entwurf Alexanderplatz, 1993