Martin Honert. Kinderkreuzzug

Exkursion

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1. Allgemeine Informationen

Titel: Martin Honert. Kinderkreuzzug
Ort: Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, Standort: Haupthalle des Hamburger Bahnhofs
Zeitraum: 7. Oktober 2012 – 7. April 2013

Thema: Spezielle Erinnerungen aus der Kindheit Martin Honerts werden durch dreidimensionale Objekte dargestellt

Zielgruppe: Kunstinteressierte

Kuratoren: Udo Kittelmann und Gabriele Knappstein
Ausstellungsgestaltung: meyer voggenreiter projekte (www.meyerv.de)
Ausstellungstechnik: Lutz Bertram
Aufbau: Lichtblick Bühnentechnik

Medien: Ein Begleitheft zur Ausstellung mit erklärenden Texten von Martin Honert (Für die Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, herausgegeben von Udo Kittelmann und Gabriele Knapstein)

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und „Der Verein der Freunde der Nationalgalerie“
Kategorie: Kunstausstellung
Ausstellungsraum: Innenraum, Stationär
Zeitraum: Wechselausstellung


2.2 Präsentation

Kommunikativ: Anregung zur Diskussion darüber, ob die Werke der freien Kunst oder der bildhauerischen Handwerkskunst zuzuordnen sind

Szenisch: Inszenierung der Arbeiten zu unabhängigen Momentaufnahmen aus Martin Honerts Kindheit

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation und Inszenierung:
Die Ausstellung hat ein eigens für die Werke Martin Honerts entwickeltes Präsentationskonzept. Die dreidimensionalen Objekte stehen zentral in der Halle direkt auf dem Boden oder werden auf polygonalen weißen Plattformen präsentiert, die durch ein verkürztes dunkles Podest schwebend wirken. Einige dieser „Bühnen“ tragen weiße, ca. vier Meter hohe Rückwände, welche die Halle räumlich teilen. Links und rechts der Metallträger der Halle stehen die Objekte auch direkt auf dem Boden und sind dem Besucher zur Mitte hin zugewandt. Jedem Objekt ist chronologisch eine Nummer zugewiesen, die auf einen erklärenden Text im Begleitheft verweist. Die von Martin Honert verfassten Inhalte erklären die Entstehung jedes einzelnen Werkes.

Raumstrukturierung:
Die Präsentationsplattformen mit den Rückwänden teilen durch ihre Dimensionen die Halle räumlich auf. Durch die Positionierung in der Mitte, links oder rechts wird der Besucher durch die Ausstellung an allen Objekten vorbei geführt. Die am Rand stehenden Bänke ermöglichen einen Blick auf mehrere Arbeiten.

Thematische Struktur:
Die Werke sind chronologisch nach ihrem Entstehungszeitpunkt beginnend von 1983 bis 2012 angeordnet.

Besuchermanagement: Gruppenführungen nach Anmeldung
Vermittlungskonzept: 3dimensional

Farb- und Lichtkonzept:
Die Ausstellungsarchitektur greift die Farben der Halle auf. Während die Präsentationsplattformen wie die Hallenwände im reinen Weiß gehalten werden, so findet sich das Anthrazit der Metallträger der Halle in der Nummerierung der Objekte. Dadurch wirkt der Raum wie ein „White Cube“ und diese sterile Wirkung wird zusätzlich von dem kühlen Lichtkonzept unterstützt.

Technische Qualitäten: Ausstellungsbau, Objekteinbringung / Exponatbefestigung

3. Bewertung

3.1 Qualitäten: Ästhetische Ausstellungsarchitektur

3.2 Fragenkatalog:

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Die Haupthalle des Hamburger Bahnhofs wechselt regelmäßig ihre Ausstellungen. „Kinderkreuzzug“ zeigt die Arbeiten Martin Honerts der letzten 30 Jahre und ermöglicht einen Überblick über dessen Schaffensphase.

Welche sind die Schlüsselobjekte? Werden diese angemessen präsentiert?
Der Titel „Kinderkreuzzug“ leitet sich ab von der Arbeit von 1985-87. Dieses Objekt erblickt der Besucher auch als erstes, weil es sich gegenüber der Eingangstreppe zur Haupthalle befindet und mit einem Spot angeleuchtet wird. Erst danach schweift der Blick zu den Arbeiten, die sich links und recht befinden oder hinter der Rückenwand hervor schauen.

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten? Welche Rolle spielen die Objekte?
Jede Arbeit Martin Honerts ist eine Momentaufnahme einer Erinnerung, die für sich steht. Nur der Fakt, dass es Erinnerungen aus seiner Kindheit sind, verbindet die Objekte. Die weißen Präsentationsplattformen bilden das Bindeglied zwischen den Arbeiten und der Hallenarchitektur.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert?
Die Werke bieten einen hohen Interpretationsspielraum, wodurch die Bedeutung erst mit dem zugehörigen Text direkt kommuniziert wird.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Auf der einen Seite existiert die reduzierte und klare Ausstellungsarchitektur und zur anderen leuchten die farbigen Arbeiten Martin Honerts, weshalb ein starker Kontrast zwischen der Ausstellungsarchitektur und den Objekten des Künstlers entsteht.

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Aufgrund der chronologischen Anordnung der Arbeiten kann sich der Besucher einen Überblick über den Entwicklungsprozess des Künstlers innerhalb der letzten 30 Jahre verschaffen. Da die Arbeiten, bis auf das „Titelbild“, gleichwertig präsentiert werden, gibt es keine deutliche visuelle Dramaturgie. Die Aufmerksamkeit wird durch die unterschiedlichen Größen der Objekte gelenkt.

Welche Erkenntnisse können gewonnen werden?
Mit einer ästhetischen Ausstellungsarchitektur können die zu präsentierenden Arbeiten optisch aufgewertet werden.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Durch die Direktheit der Bilder, die Martin Honert mit seinen Arbeiten und den zugehörigen Texten schafft, ist ein zweiter Besuch nicht unbedingt notwendig.


Text:
Julia Klauer
Bilder: Julia Klauer (Mit freundlicher Genehmigung von Martin Honert)