Walker Evans – Ein Lebenswerk

Exkursion

Titel: Walker Evans – Ein Lebenswerk
Ort: Martin-Gropius Bau
Zeitraum: 25. Juli – 9. November 2014
Kategorie: Kunstausstellung (Fotografie)
Ausstellungsraum: Innenraum
Zeitraum: Wechselausstellung
Budget: M
Medien: Tagesspiegel, Exberliner, Rolling Stone
Kurator: James Crump (ehem. Chefkurator Cincinnati Art Museum)
Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
Träger: Landesmuseum + Privatsammlung (Clark und Joan Worswick + weitere)
Förderung: Europäische Union, be Berlin, Sparkasse Köln/Bonn, Berliner Sparkasse
Partner: Berliner Festspiele, Wall, Visit Berlin, Bouvet Ladubay

Analyse:
Die Ausstellung „Walker Evans – Ein Lebenswerk“ zeigt innerhalb von drei Räumen, durch die Exposition von 200 Originalabzügen, den Werdegang, die gestalterischen Mittel und auch die Eigenheiten jenes Fotografen. Die Ausstellung unterstreicht Evans´ Rolle als Fotograf der Großen Depression und Urheber des Stils der „lyrischen Dokumentation“. Der Zuschauer wird im ersten Raum von einem Textbanner empfangen, die seinen Lebenslauf kurz umreißt. Darauf folgt seine erste erste Arbeit, die Fotografie einer Reihe von Orchideen seines Vaters. Die Fotos der Blumen ähneln dabei mehr Portraits als einer botanischen Bestandsaufnahme. Die darauf folgenden Portraits ähneln allerdings dann eher einem Fahndungsfoto. Die Portraits sind aus Walker Evans´ Clique, welche aus Robert Frank, Garry Winogrand, Lee Friedlander, Bruce Davidson und dem Künstler selbst bestand. Im weiteren Verlauf wird die Auftragsarbeit für die FSA aufgezeigt. Die FSA ist die Landwirtschaftsbehörde der USA. Zu dieser Zeit stellte die Landwirtschaft einen Pfeiler der Nation dar und Evans´ Ablichtungen hatten hohe Bedeutung. Die FSA war über lange Zeit Evans´ Geldgeber. Seine Methode, Auftragsarbeiten nebenbei für eigene Zwecke und Projekte zu nutzen beginnt hier und wird bis zum Ende weitestgehend eingehalten.

Seine Entwicklung wird im nächsten Raum logisch weitergeführt. Der Raum ist durch eine temporäre Wand zerteilt und umfasst eine Vitrine. Hier sieht man zuerst Experimente, wie Farbfotos oder Videos, in welchen er die Wirklichkeit stiltreu verarbeitet, aber natürlich neue Perspektiven nutzt. Allerdings bleibt das Schwarz/Weiß Foto das Hauptausdrucksmittel. Spätestens hier lassen sich die Stilmerkmale ableiten:
Walker Evans setzt bei seinen Arbeiten auf wenig Raum und konzentriert sich mehr auf Ausschnitte oder Details. Auch fehlt die Kommunikation mit dem Sujet. Dies ist natürlich eindeutig bei Fällen, wie der heimlichen Ablichtung von U-Bahn Fahrgäste zu sehen, aber ebenso bei Fotografien von Landschaften oder Innenräumen. Auch die Genauigkeit und und seine exakte planerische Methode, welche auch durch die begrenzten Mittel Evans´ begründet sind, ziehen sich durch all seine Werke. Dabei werden viele Fragen offen gelassen. Wieso fiel ihm gerade dieses Motiv auf? Wurde die Realität genau abgebildet oder für den Betrachter attraktiver gemacht? Was passiert nach der Aufnahme? Diese Assoziationsräume werden bewusst zur Verarbeitung der Realität, bei jeweils Künstler, aber auch Konsument, eingesetzt und sind genau so ungewöhnlich für die Zeit, wie aber natürlich auch stilprägend. Bei der weiteren Betrachtung dieser Technik fallen Schnittmengen zum deutschen Künstler August Sander, aber auch Kontraste zu Zeitgenossen wie Robert Frank oder Diane Arbus, auf.

Der dritte Raum unterstreicht die vorhergehenden Beobachtungen. Auch dieser, etwas breitere, Raum wird durch eine Trennwand geteilt. Er umfasst zwei Vitrinen und zeigt weitere ausgewählte und speziellere Serien.

Die Ausstellung ist in einem einfachen Schwarz/Weiß gehalten und beschränkt sich materialtechnisch auf Glas, Stoffbanner und schwarze Holzrahmen. Die langen Vitrinen passen farblich zur Ausstellung und den temporären Trennwänden. Die Fotos wurden mit den Passepartouts inkl. in den Rahmen, welche eine extra Sicherung besitzen, bereitgestellt. Durch die exemplarische Auswahl aus dem Gesamtvolumen der Originalausstellung „Walker Evans – Decade By Decade“ ergeben sich somit teilweise unstimmige Layouts und Positionierungen der Rahmen und Bilder zueinander. Die Hauptgesichtspunkte der Ausstellung sind allerdings nachvollziehbar und eindringlich beleuchtet.

Bilder und Text Elias Asisi