Die Berge, nicht nah, nicht fern

Exkursion

Die Berge, nicht nah, nicht fern…
Landschaftszeichnungen des 17. Jahrhunderts aus den Niederlanden und China im Vergleich

21. September 2014 bis 11. Januar 2015
Galerie Chinesische Malerei und Galerie Moderne Chinesische Malerei

Eine Ausstellung des Museums für Asiatische Kunst und des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin im Rahmen des Projekts Europa Test, Humboldt-Lab Dahlem, Probebühne IV

Martin Heller, Inhaltsplanung des Humboldt Lab Dahlem
Prof.Dr.Klaas Ruitenbeek, Direktor des Museums für Asiatische Kunst

Führung durch die Ausstellung: Nicola Hernádi

Die Ausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” ist im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem auf der Probebühne IV dem Berliner Publikum präsentiert worden. Das Humboldt-Lab Dahlem wurde 2012 von der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet, um auf experimentelle Weise Museumsausstellungen im zukünftigen Humboldt-Forum zu erproben. Das Projekt begleitet bis 2015 das Ethnologischen Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Weg zum Humboldt-Forum. Dieses wird in den kommenden Jahren im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss eingerichtet werden, und damit soll in der Stadtmitte Berlins ein einzigartiges Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung entstehen. Die Fertigstellung und Eröffnung des Kulturzentrums ist für das Jahr 2019 geplant. Gestalter, Künstler und Wissenschaftler stellen sich im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem die Frage, wie man die Sammlung der Museen Dahlem, die sich zwischen Ethnologie und Kunst bewegt, in Zukunft neu präsentieren kann.

In der kleinen Wechselausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” des Museums für Asiatische Kunst werden Landschaftszeichnungen des 17. Jahrhundert aus den Niederladen mit chinesischer Malerei aus der Gegend um die Stadt Nanjing verglichen. In zehn Kapiteln – Horizont, Perspektive, Naturstudien, Nebelberge, Fantasie, Felsen, Schrift, Technik und Drucke – treten die Zeichnungen der östlichen und der westlichen Welt in einen Dialog. Ziel der Kuratoren war es, die Besucher für die Feinheiten der chinesischen Landschaftsmalerei und ihre Unterschiede zu der europäischen zu sensibilisieren und sie dazu zu bringen, den eurozentrischen Blick auf die Kunst in Frage zu stellen; weiter sollte mit der Ausstellung gezeigt werden, welche Rolle Materialien, Technik und Werkzeuge auf das Werk spielen und welchen Einfluss Naturverständnis, Künstlerpraxis und das Verhältnis zwischen Tradition und Innovation auf dieses haben.

Die Landschaftszeichnungen wurden in der Galerie Chinesischer Malerei und Galerie Moderne Chinesische Malerei ausgestellt. Dieser Bereich des Museum Asiatischer Kunst dient vor allem Wechselausstellungen. Wie das gesamte erste Stockwerk der Museen Dahlem ist der Ausstellungsraum vom hellen Holz/-furnier des Fußbodens und der Einbauten dominiert. An den Wänden entlang befinden sich raumhohe Vitrinen mit einer leicht schrägen, hüfthohen Präsentationsfläche. Die in die Decken der Schaukästen integrierten LED Spots leuchten die Ausstellungsstücke aus. Die gesamte Ausstellungsfläche ist in einen kleineren und einen größeren Bereich geteilt.
Im größeren Ausstellungsbereich befindet sich in der Mitte des Raumes eine Doppelreihe mittelhöher Schaukästen, im kleineren füllt die Raummitte eine Skulptur aus.

Die Ausstellung ist in den Rundgang des Museums für Asiatische Kunst eingebettet und eine Infotafel, die zwischen dem größeren und dem kleineren Bereich der Ausstellung platziert wurde, sollte auf die Wechselausstellung hinweisen. Die Zeichnungen wurden entsprechend den zehn Kapiteln thematisch geordnet. Informationstafeln (Papier auf Pappe aufgezogen) informieren über Titel, Künstler, Entstehungsort und Zeitraum der Entstehung des Werkes. Des weiteren werden einige Bildpaare (chinesische Malerei versus Niederländische Zeichnung) zusätzlich zu den Grundinformationen in einem kleinen Text diskutiert. Neben den Infotafeln gibt es – durch Farbe abgesetzt – Tafeln mit Einführungstexten zu den einzelnen Kaptiteln. Die Zeichnungen werden größtenteils liegend in den Schaukästen/Wandvitrinen präsentiert, wenige Arbeiten auch hängend an Stellwänden.

Die gesamte Ausstellung ist unaufgeregt und in ihrer Umsetzung basal, damit liegt zwar der Fokus auf dem Werk, aber dadurch geht die Ausstellung im Rundgang durch das Museum unter. Die Platzierung des Aufstellers mit den Informationen zur Ausstellung und deren Verknüpfung zur Probebühne des Humboldt-Lab Dahlem ist schlecht gewählt und wird kaum wahrgenommen. Ein Leitprinzip durch die Ausstellung ist nicht erkennbar, und so wandert man als Besucher etwas verloren von einer zur nächsten Zeichnung. Das Potential des transkulturellen Vergleichs zwischen Ost und West, der Dialog zwischen diesen Welten und die Kritik am eurozentrischen Blicks gehen durch die mangelhafte Ausstellungsgestaltung zum größten Teil verloren. Zwar schränken die örtlichen Gegebenheiten (die Dominanz des Holzes in den Ausstellungsräumen) sowie das kleine Budget die Umsetzung der Ausstellung ein, auch ist die Ausstellung im Rahmen des Humboldt-Lab Dahlem als eine Art Experiment konzipiert, dennoch sollten diese Gegebenheiten die schlechte Qualität der Ausstellungsumsetzung nicht entschuldigen. Die Infotafeln sind schlecht gesetzt und vom Design nicht einheitlich, so versteht man nicht, warum die Infotafeln eines einzelnen Schaukastens im Design der “Probebühne” gestaltet wurden, während die anderen einem anderen Gestaltungsprinzip folgen. Ein kleines Detail, das jedoch für die mangelnde Sorgfalt in der Gestaltungsumsetzung spricht, ist zum Beispiel, dass die wichtigste Infotafel mit dem einführenden Text zur Ausstellung aus mehreren A3 Drucken zusammengestückelt wurde, anstatt dass sie – für etwas mehr Geld – im Großformat gedruckt wurde.

Die Ausstellung “Die Berge, nicht nah, nicht fern…” ist thematisch spannend, doch die Präsentation und die Gestaltung schaffen es nicht die Kernaussagen adäquat einem breiten Publikum zu kommunizieren. Im Rundgang durch die Museen Dahlem lohnt sich unbedingt ein genauerer Blick auf die Ausstellung, jedoch ist für die Ausstellung ein einmaliger Besuch ausreichend.

Bilder und Text Joanna Dauner