Museum der Dinge


Exkursion

Museum der Dinge, Werkbundarchiv

1. Allgemeine Informationen
1.1 Überblick


Titel: „Museum der Produktkultur“


Ort: Museum der Dinge, Oranienstraße 25, 10999 Berlin

Zeitraum: Dauerausstellung

Thema: Die Ordnung und Systematisierung von Sammlungen

Ziel/Schwerpunkt: Systematische Anordnung von Materialien

Objekte: Industriell gefertigte Massen-und Warenproduktion

Zielgruppe: Natürlich offen für jedermann, jedoch besonders spannend für Kuratoren, vor allem in Hinsicht auf Erzeugung von Bedeutung durch Ordnung im Raum

1.2 Impressum

Kuratoren: Renate Flagmeier und Imke Volkers

2. Analyse
2.1 Klassifikation


Kategorie: Offenes Depot

Ausstellungsraum: Innenraum

Zeitraum: Dauerausstellung

Budget: M

2.2 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Vorzüglich, Vitrinen

Inszenierung: Der extreme Überfluss an maschinell gefertigten Produkten war eindeutig. Eine bewusst gewählte Reizüberflutung, die zunächst bei Betreten des Raumes entsteht. Durch die Anordnungen nach materiellen Unterschieden verflacht das „Zu-viel“ schnell wieder und nähert sich der Ordnung. Die nach längerem Wandeln durch die Gänge aus Vitrinen sichtbar wird.

Thematische Struktur: Nach Materialien sortiert. Plastik steht neben Plastik. Holz neben Holz.
Aber auch Ordnung nach Funktionen in Lebensbereichen.
Beispiel: Messutensilien bei Messutensilien

Besuchermanagement: enge Gässchen, ein kleiner Raum.

Vermittlungskonzept: Es gilt es den Museumsraum, die Auswirkungen der spezifischen musealen Struktur auf den Objektstatus und die Konstruktion von Wahrnehmung sowie die Möglichkeiten von ästhetischer Bildung in Museen und Ausstellungen zu erforschen. Das Museum versteht sich dabei selbst als Experimentierfeld und Labor.

Druckproduktion: Massenware

3. Bewertung
3.1 Qualitäten

Dauerhaftigkeit: Ist in einem Prozess eingebettet. Meint, die Systematisierung der Dinge im Raum ändert sich Anmut, Ästhetik, Schönheit: Wer denn die Ordnung versteht, der wird sich darauf verstehen, die kleinen anmutigen Dinge, zwischen den Massenprodukten zu finden.
Die Ästhetik liegt allerdings eher in dem systematischen Aufbau

Originalität, Attraktivität: Originell wird die Ausstellung durch philosophische Grundfragen, die eng an die Materie und die Anordnung von Materie im Raum gebunden ist.

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Die Ausstellung setzt sich kritisch mit dem Thema auseinander, inwiefern sich die Produktkultur und den in seinen extremen Formen (Warenfetischismus) noch in der Zukunft rechtfertigen lassen können.
„Das Werkbund-Programm war es, der eigenen, durch die industrielle Massenproduktion geprägten Zeit ein Gesicht zu geben, das auf einer aus der Technik abgeleiteten Funktionalität basierte. Dinge sollten schlicht und nützlich sein, sie sollten als stumme Diener das Leben der Menschen erleichtern, statt es als verführende, eigenmächtige Warenfetische zu dominieren.“

Welche Rolle spielen die Objekte?
Die Objekte sind der Anlass der Existenz des Museums. Sie sind zentral.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert?

Durch genaues beobachten der Anordnung

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Es kann durchaus zu Überforderungen kommen, die dann durch eine Schaffung eines Überblickes und die Einsicht in die Ordnung der Dinge abgebaut wird. Zuletzt wird die Atmosphäre sehr fein, denn sortiert wird bis ins kleinste Detail. Allerdings bleibt die Anonymität vorhanden.

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsganges?
Einheitlich gewählte Vitrinen. Enge Gässchen.

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Oberflächlich kommt das Thema gar nicht zur Geltung, es können dann reine Produkte betrachtet werden. Die unter Anderem vielleicht als ästhetisch Bezeichnet werden. Allerdings dann auch nur unter dem Aspekt des Warenfetischismus. Es wird vom Betrachter schon ein genauer Blick gefordert.
Zusammenfassend wird der Inhalt versteckter umgesetzt.

Was sind die Kernaussagen? Welche Erkenntnisse können gewonnen werden?

Die Kernaussage bleibt bei der Struktur und Anordnung der Dinge im Raum und die dadurch erzeugte Wirkung auf den Besucher. Die Aufmerksamkeit geht also von den Dingen selbst weg und wird auf die zugrundeliegende Ordnung gelenkt. Genau dort entstehen die Erkenntnisse zunächst von der Existenz verschiedener Ordnungssysteme und Anordnungen von Materialsammlungen im Allgemeinen. Erkenntnis über eine sinnvolle Anordnung kann gewonnen werden. Die Frage ist auch immer an das Ziel einer Ausstellung gebunden. Dem Museum der Dinge würde ich eine kantische Klassifikation unterstellen. Die zunächst rein materiell ordnet. Holz zu Holz, Eisen zu Eisen, usw. Heißt die Ordnung an sich thematisiert sich im Ausdruck der Ordnung. Ändern wir das Ziel, ändert sich das Ordnungssystem.
Eine Erkenntnis wäre dahingehend auch, inwiefern Telos und Ordnung aneinander geknüpft sind und wie sich die Ordnung durch Verschiebung des Ziels ändert.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Durch den prozesshaften Charakter der Ausstellung ist ein zweiter Besuch empfehlenswert.

Text Kim Salm
Bildnachweis Prof. Ulrich Schwarz, Sonderausstellung “Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR”, Museum der Dinge