Überdimensional große, farbig leuchtende Buntstifte verschönern im Oktober 2009 das Berliner Stadtbild. Die wegweisenden, sich windenden Stifte kann keiner übersehen – sie führen zweifellos nach Mitte in die Invalidenstraße. Läuft man dann dort einmal quer über den Kirchplatz, betritt man auch schon die Villa Elisabeth – einen architektonisch spannenden Ort, wie ich finde.
Nach zwei Jahren in Paris und Zürich ist sie nun endlich nach Berlin zurückgekehrt, die Illustrative. Seit ihrer Gründung 2006 hat sie sich zur wichtigsten internationalen Plattform für zeitgenössische Illustration und Grafik entwickelt.
Die Villa Elisabeth bietet reichlich Platz für alle Exponate, die auf drei Etagen mit unterschiedlichen Raumschnitten ausgestellt wurden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei natürlich auf der ersten Etage, deren zentraler Raum nach oben hin offen ist. Über einen Treppenaufgang außerhalb des großen Ausstellungsraumes gelangt man in die zweite Etage, eine Galerie, von der aus man hinunter auf den eben genannten Raum blicken kann. Durch diese Offenheit und Höhe wird ein positives Raumgefühl erzeugt. Oben, am Ende des Treppenaufganges stößt man noch einmal in einen kleinen Lichthof (siehe Foto). Meiner Meinung nach ein geeigneter Platz für ein weiteres Exponat, welches durch den natürlichen Lichteinfall eine besondere Betonung erhält.
Betritt man nun den Hauptausstellungsraum, findet man sich auch schon inmitten des Geschehens wieder. Zwischen Wänden und Bildern allerdings verläuft eine dominante Sichtachse, die sich von der Tür bis zur hinteren Wand des Raumes zieht. Man begegnet dem freundlichen Blick Barack Obamas, der aus einer überdimensional großen schwarzweiß Collage zusammengesetzt wurde.
Die luftig in den Raum gesetzten Trennwände bilden auf der rechteckigen Ausstellungsfläche eine Art kleines Labyrinth. Allesamt sind sie in unterschiedlichen Farbtönen gestrichen (beige, schwarz, blaugrau – und damit meistens dunkler als der hellste Ton im Bild), wodurch den Exponaten ein Strahlen verliehen wird, welches durch Beleuchtung allein so wohl nicht hätte erzeugt werden können.
An raumüberspannenden Metallträgern befestigte Strahler rücken die Illustrationen und Grafiken im wahrsten Sinne des Wortes ins richtige Licht. Die Art der Rahmung variiert unter den Bildern immer wieder – Materialien und Passepartouts sind individuell auf die Werke zugeschnitten, teils ist auf eine Rahmung sogar gänzlich verzichtet worden.
Für die Beschilderung der Werke wurde eine längst weit verbreitete, da immer wieder gut funktionierende Lösung gefunden: Die Anbringung des Künstlernamens direkt (ohne Schild) an der Wand (vermutlich wurden hierfür vorgestanzte, bedruckte Klebefolie verwendet). Die Besucher mussten sich lediglich damit begnügen, dass Titel und Entstehungsjahr des Werkes prinzipiell ausgespart wurden. Mit nur wenigen Ausnahmen (siehe unten) befand sich die Werkbeschriftung stets unterhalb des Bildes (zumeist bereits nahe der Bodenleiste).
Die Illustrative 2009 war den Besuch absolut wert. In meinen Augen wurden alle Details, die die Ausstellung zu dem machen, was sie am Ende ist, perfekt aufeinander abgestimmt, sodass sich der Besucher und Betrachter der Werke gänzlich in die vielfältige und damit auch gegensätzliche Welt der ausgestellten Illustrationen, Filme, Bücher, Magazine… vertiefen konnte.
Weitere Fotos, auf denen sich u.a. auch die Raumdimensionen der Villa Elisabeth etwas klarer erschließen, findet man HIER.