Koscher & Co. | Jüdisches Museum Berlin


Exkursion

Erlaubt – Verboten

Schon auf den Werbeplakaten zur Sonderausstellung Koscher & Co. Über Essen und Religion werden bestimmte Nahrungsmittel, wie Fisch oder Schweinefleisch, als rein, und somit erlaubt, bzw. als unrein abgestempelt. Doch es geht bei einer Ernährung nach den Richtlinien des Kaschrut, dem jüdischen Speisegesetz, nicht nur um die Lebensmittel an sich, sondern auch um die richtige Zubereitungsweise. Bestimmte Kombinationen von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Milch und Fleisch sind ebenfalls nicht koscher. Außerdem werden in der temporären Ausstellung auch Essensbestimmungen anderer Religionen, wie dem Hinduismus, Islam und dem Christentum dargestellt.

Die Sonderausstellung beginnt im ersten Stock des Altbaus. Freundlich wird man dort begrüßt und bekommt einen „Löffel“ in die Hand gedrückt. Dieser ist aus Plastik und kann in jedem Raum der Ausstellung auf einen Teller gelegt werden. Ein leises pling ertönt, der Teller leuchtet auf, und auf dem Plastiklöffel wird ein virtuelles Rezept gespeichert, welches man sich 24 Stunden nach Ausstellungsbesuch von der Internetseite des Jüdischen Museums herunterladen kann.

Interaktiver Loeffel

Solche medialen Raffinessen tauchen in der Ausstellung noch häufiger auf und animieren die Besucher_innen, sich weitergehend zu informieren oder sich vor einem Bildschirm zu entspannen. Trotzdem bleibt das Medium im Hintergrund und tritt nicht vor das Objekt, welches eindeutig im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht.

Der Kurator Bodo Michael Baumunk, der schon für die Ausstellung Sieben Hügel. Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts im Martin-Gropius-Bau verantwortlich war, hat inhaltlich sowie in der Besucherführung durch die Ausstellung volle Arbeit geleistet. Die „Rezeptteller“, die in jedem Raum auftauchen, sorgen für Kontinuität, und trotz der Fülle an Informationen verliert man nicht den roten Faden, der durch die Ausstellung führt.

Die Wandfarben sind allesamt sehr knallig gehalten, das Farbspektrum reicht von rot über türkis bis blau, was teilweise etwas erdrückend wirken kann.

Wand

Vor allem im dritten Raum, der das Thema Opfer hat, verfehlt die knall-rote Farbe ihre Wirkung nicht. Durch die vielen Vitrinen, in denen hier die Objekte einzeln in Szene gesetzt werden, hat man für einen Moment das Gefühl, den Überblick zu verlieren. Allerdings wird man durch die „Geräuschdusche“ angezogen, ein Lautsprecher in Form einer Pyramide, aus welchem Erklärungen zu einem Tempel-Modell erklingen. Jedoch nur für die, die unter dem Lautsprecher stehen. In den Vitrinen wird der Fokus wieder auf einzelne Objekte gelenkt, die vor allem durch die Beleuchtung sehr gut zur Geltung kommen.

Ruhig und entspannend wirkt im Gegensatz dazu der Raum, der unter dem Thema Brot steht. Ein angenehmer Gelbton an der Wand erinnert an frisches Brot, welches man, in kunstvoll geflochtenen Zöpfen, auch in den Vitrinen bestaunen kann. Dazu kommen mehrere großformatige Fotographien, und ein Bildschirm auf welchem man sehen kann, wie unterschiedliche Brotlaibe geknetet und geformt werden.

Ein anderer Raum beschäftigt sich mit der Frage nach Identität und wie bzw. ob diese von Ernährungsgewohnheiten beeinflusst werden kann. Die Wandfarbe ist hier ein helles grün. Zu sehen gibt es unterschiedlichste Kochbücher (für Kinder, gesundes Kochen, modernes Kochen, …), sowie Lebensmittel, die auf dem deutschen und israelischen Markt angeboten werden und sich in der Aufmachung der Verpackung unterscheiden.

Haribos

Mit einer Lupe lässt sich ein Salatkopf aus Plastik nach Käfern und anderen Insekten untersuchen, während man im Hintergrund schon Interviews hören kann, die auf einer großen, dreiteiligen Leinwand gezeigt werden. Menschen erzählen hier von ihren Essgewohnheiten und wie sie das Kaschrut für sich auslegen. Der „koschere Alltag“ kann hier sehr gut nachvollzogen werden.

Zur weiteren Vertiefung werden wieder Informationen auf Monitoren angeboten, die in einen Tisch eingelassen sind, der zum verweilen einlädt. Daneben gibt es noch eine Besonderheit der Ausstellung. In Form eines Spiels (für ein oder auch zwei Spieler_innen), können die Besucher_innen am Ende ihr Wissen über die Ernährungsregeln im Judentum und im Islam prüfen. Verschiedene Spielsteine, auf welchen Bilder von Nahrungsmitteln zu sehen sind, müssen in Kombination oder einzeln hinsichtlich ihrer Reinheit geprüft werden. Dabei kann man ganz nach dem eigenen Geschmack vorgehen und feststellen, dass Fleisch in Sahnesauce nicht erlaubt ist, Fisch hingegen schon. Die Spielfläche wird von unten beleuchtet und die noch nicht benutzten Spielsteine leuchten ebenfalls.

Nora-Saîda Hogrefe (Nebenhörerin der HU-Berlin)