Museografie & Ausstellungsgestaltung » Exkursionen 12 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie Prof. Ulrich Schwarz | Institut für transmediale Gestaltung | Visuelle Kommunikation | Universität der Künste Berlin Mon, 12 Dec 2016 13:20:20 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.2.22 Von mehr als einer Welt – Die Künste der Aufklärung http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/08/05/von-mehr-als-einer-welt-die-kunste-der-aufklarung/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/08/05/von-mehr-als-einer-welt-die-kunste-der-aufklarung/#comments Sun, 05 Aug 2012 14:37:20 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3134 Exkursion

 

1. Allgemeine Informationen

1.1 Überblick

Titel:
 »Von mehr als einer Welt«

Ort: Ausstellungshallen Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Zeitraum: 10. Mai 2012 – 5. August 2012

Thema: Die Ausstellung befasst sich mit der Epoche der Aufklärung

Ziel/Schwerpunkt: Einen Vielseitigen und bisweilen amüsanten Einblick in die besagte Epoche zu erhalten.

Objekte: Die Ausstellung bietet neben Radierungen, Gemälden und Skulpturen eine Vielzahl an Kuriositäten die bisweilen belustigen teilweise aber auch verstören können.

Zielgruppe: Meiner Meinung nach für Jeden empfehlenswert

 

1.2 Impressum

Kuratoren: Prof. Dr. Moritz Wullen, Direktor der Kunstbibliothek; Dr. Jörg Völlnagel sowie Dr. Michael Lailach

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Kategorie: Historische Kunstausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum

Zeitraum: Wechselausstellung

Budget: XL

 

2.2 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Vitrienen, Schautafeln, Wandhängung

Inszenierung: Abwechslungsreich, Aufgelockert wurde das ganze durch einen Raum in dem zwei Bildergeschichten parallel erzählt wurden. Die begleitenden Texte salopp und frech (fast Umgangssprachlich) formuliert. Zwischen den Räumen anstelle von Türen hingen durchsichtige Plastik Streifen wie man sie aus Schlachthäusern kennt.

Thematische Struktur: Nach Themen sortiert

Besuchermanagement: Weiträumig, mich störte Niemand

Vermittlungskonzept: Viel zu sehen wenig zu lesen (nur das wichtigste)

Druckproduktion: hauptsächlich Originale

 

Raumansicht der Ausstellung »Von mehr als einer Welt. Die Künste der Aufklärung«
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, 2012


3. Bewertung

3.1 Qualitäten

Dauerhaftigkeit: Wechselausstellung

Anmut, Ästetik, Schönheit: wunderschöne Ausstellung, sehr erfrischend und unterhaltsam

Originalität, Attraktivität: Also ich habe so etwas noch nicht gesehen

 

Johann Christian Ludwig Lücke (1703 – 1780),
Totenkopf, wohl Dresden, 1737, Graues Steinzeug, salzglasiert
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, 2012

 

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Die Ausstellung findet im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus Anlass des 300. Geburtstags Friedrichs des Großen am 24. Januar 2012 unter dem Motto »Kunst-König-Aufklärung« statt.

Welche Rolle spielen die Objekte?
Eine sehr wichtige

Wie werden Bedeutungen kommuniziert?
Durch beigefügte Texttafeln

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Eine morbide teils sehr lustige, schwarzhumoristische Stimmung

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsganges?
Die Ausstellung beginnt mit den Exponaten

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Der Inhalt wird unterhaltsam und kurzweilig präsentiert

Was sind die Kernaussagen? Welche Erkenntnisse können gewonnen werden?
Die Aufklärung als Zeit des Umbruchs

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Ein zweiter Besuch ist definitiv empfehlenswert

 

Text und Fotos: Till Lukat

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Am Rande der Vernunft – Bilderzyklen der Aufklärung http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/08/05/am-rande-der-vernunft-bilderzyklen-der-aufklarung/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/08/05/am-rande-der-vernunft-bilderzyklen-der-aufklarung/#comments Sun, 05 Aug 2012 12:00:48 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3111
Exkursion

 

1. Allgemeine Informationen

Überblick

Titel: »Am Rande der Vernunft. Bilderzyklen der Aufklärungszeit«

Ort: Kupferstichkabinett, Matthäikirchplatz 8, 10785 Berlin

Zeitraum: 6. März 2012 – 29. Juli 2012

Thema:
Die Ausstellung findet im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus Anlass des 300. Geburtstags Friedrichs des Großen am 24. Januar 2012 unter dem Motto »Kunst – König – Aufklärung« statt.

Ziel/Schwerpunkt:
Zeigt den dünnen Grad zwischen Wahnsinn und Vernunft zur Zeit vor und während der französischen Revolution

Objekte:
Die Ausstellung zeigt druckgraphische Serien von Künstlern des 18. Jahrhunderts wie Giovanni Battista Tiepolo (1696 – 1770), Giovanni Antonio Canal, gen. Canaletto (1697 – 1768), Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778), Jean-Honoré Fragonard (1732 – 1806) und Francisco de Goya (1746 – 1828).

Zielgruppe:
An der Epoche der Aufklärung Interessierte; An der Technik der Radierung Interessierte

Kuratorin:
Dr. Dagmar Korbacher

Raumansicht der Ausstellung »Am Rande der Vernunft – Bilderzyklen der Aufklärung«
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, 2012

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Staatliche Museen zu Berlin

Kategorie: historische, kunsthandwerkliche Ausstellung

Ausstellungsraum:
Innenraum

Zeitraum: Wechselausstellung

Budget:
L

 

2.2 Präsentation

Museal: verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung

Didaktisch: Originale und Repliken mit dem Ziel die Zeit der Aufklärung zu erklären

Kontemplativ:
Sitzgelegenheiten und angenehme Atmosphäre


Raumansicht der Ausstellung »Am Rande der Vernunft – Bilderzyklen der Aufklärung«
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, 2012

 

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: In einheitlichen dunklen Holzrahmen und paspartous gehängt; dezentes Spotlicht auf die Hängung

Inszenierung:
Licht, Text und Farbe

Raumstrukturierung:
Achsensymetrisch aufgebauter Raum; durch Trennwände seperate Bereiche erschaffen

Thematische Struktur:
nach Künstlern geordnet; Weiterführungen der Technik ( einfache Radierung und Mischung aus Radierung und Aquatinta

Besuchermanagement:
Rundgang, Führung

Barrierefreiheit:
Aufzug zur Ausstellungebene

Vermittlungskonzept:
visuell; erklärende Texte

Farbkonzept:
  grüne Schrift auf violettem Hintergrund: Parkettboden

Lichtkonzept:
Je ein Spotlicht pro Rahmen/Text

 

2.4 Technische Qualitäten

Objektanbringung: Rahmen sind an die Wand geschraubt; Wände ebenfalls geschraubt

Druckproduktion:
Radierungen

 

3. Bewertung

3.1. Qualitäten

Dauerhaftigkeit: in Anbetracht der Tatsache, dass diese Austellung eine Wechselausstellung ist, ist die Ausstellung optimal darauf ausgelegt

Anmutung, Ästhetik, Schönheit: harmonisches Zusammenspiel von Wandfarbe und Holzrahmen; harmonische Gesamtwirkung durch einheitliche Rahmen und Farbgebung; kein Ausstellungsstück bricht aus dem Gesamten aus; wichtigere Stücke durch Vorsprung in der Wand erkenntlich gemacht

Angemessenheit der Mittel: Durch die Ausstellungsgestaltung, die recht simpel und clean gehalten ist, wird der Fokus rein auf die Arbeiten und Texte gelenkt

Logik der Zuordnungen: Sortierung nach Künstlern verschafft einen guten Eindruck in die unterschiedlichen Arbeiten der Künstler


Raumansicht der Ausstellung »Am Rande der Vernunft – Bilderzyklen der Aufklärung«
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, 2012

 

3.2. Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
300. Geburtstag Friedrichs des Großen am 24. Januar 2012

Welche sind die Schlüsselobjekte
An der linken,rechten und Frontseite des Raumes wird je ein Kunstwerk durch einen Vorsprung in der Wand hervorgehoben:

Giovanni Battista Piranesi, »Das große Rad«
(Carceri d´invenzione), ca. 1761, Radierung

Giovanni Battista Tiepolo, »Die Entdeckung des Grabs von Pulcinella«
(Scherzi di Fantasia), um 1740/1750, Radierung

Francisco de Goya, »Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer«
(Caprichos 43), 1799, Radierung, Aquatinta

Die bekanntesten Werke Giovanni Batistas,
»Carceri d´invenzione – Erfundene Gefängnisse«, nach 1761

Gianbatista Tiepolo: »Scherzi di Fantasia«, thematisiert Magie und Astrologie , was für diese Zeit sehr modern war

Werden diese angemessen präsentiert?
je ein Werk der Serien wird durch Vorsprünge an den Wänden hervorgehoben und somit in den Fokus gesetzt

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten?
Durch gemeinsames Oberthema und teils ähnlichem Inhalt entsteht ein einheitliches Gesamtbild

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Der Blick wird durch den farbigen Untergrund und die Beleuchtung auf die Ausstellungsstücke gelenkt. Der Eindruck, einen guten Einblick in die Geschichte zu bekommen, entsteht durch die erklärenden Texte zu Künstlern und Werken

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Jeder Künstler hat einen eigenen Bereich

Welche Rolle spielen die Objekte?
Auf den Objekten und den erklärenden Texten liegt der alleinige Fokus

Wie werden die Inhalte umgesetzt:
Die Epoche der Aufklärung, der schmale Grad zwischen Wahnsinn und Vernunft, wird nur durch die Ausstellungsstücke und erklärenden Texte vermittelt

Was sind die Kernaussagen? Welche Erkenntnisse können gewonnen werden?
Durch die Werke wird das Denken und die Angst zu dieser Zeit anschaulich übermittelt.

 

Text und Fotos: Bastian Wienecke

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dOKUMENTA 13 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/21/dokumenta-13/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/21/dokumenta-13/#comments Sat, 21 Jul 2012 12:02:49 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3108 Exkursion 

Allgemeine Information

Ausstellung: dOCUMENTA 13 // d13.documenta.de

Orte: Kassel, Kabul, Alexandria/Kairo, Banff

Hauptorte in Kassel:
Fridericianum, Ottoneum, Documenta-Halle, Neue Galerie, Hauptbahnhof, Orangerie, Karlsaue

Zeitraum:
9/6 – 16/9 2012

Thema:
»Collapse and Recovery«

Künstlerische Leitung:
Carolyn Christov-Bakargiev

Zielgruppe:
Kunstinterssierte und Künstler aus aller Welt

 

Analyse

»Die documenta«
Alle fünf Jahre pilgert die internationale Kunstszene nach Kassel, dort findet für 100 Tage eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst – die documenta – statt. Die erste documenta wurde 1955 vom Künstler und Kunstpädagogen Arnold Bode anlässlich der Bundesgartenschau in Kassel ins Leben gerufen und zog damals an die 130000 Besucher an.

2012 findet die Weltausstellung zum 13. Mal statt und es werden mit 750000 Besuchern gerechnet. Der Etat beträgt 24,6 Mio Euro, davon finanziert der Bund über die Kulturstiftung 3,5 Mio Euro, das Land Hessen und die Stadt Kassel fördern die Ausstellung mit jeweils 4,4 Mio Euro. Künstlerische Leiterin ist die US-amerikanisch-italiensiche Kunsthistorikerin und Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev.

Die documenta zeigt etablierte und weniger etablierte Künstler. Ein großer Teil der Werke wird eigens für die documenta konzipiert. Neben Skulptur, Malerei, Fotografie, Film, Performance und Installation gibt es auf der d13 auch Experimente auf dem Gebiet der Kunst, Politik, Literatur, Philosophie und Wissenschaft. Insgesamt sind Künstler aus über 50 Ländern der ganzen Welt vertreten.

Die Ausstellungsorte verteilen sich in Kassel über die gesamte Stadt, Hauptorte sind das traditionelle Fridericianum, die documenta-Halle, die Neue Galerie, die Orangerie und der Karlsaue-Park. Insgesamt gibt es rund 40 Ausstellungsorte, dazu gehören auch zum ersten mal Orte im Ausland (Kabul, Kairo und Kanada) dazu. Die gesamte Ausstellungsfläche in Kassel (inklusive Außenflächen) beträgt rund 1,5 Quadratkilometer.

 

Fridericianum
Seit der ersten dokumenta 1955 ist das Fridericianum das Herzstück der Weltkunstausstellung. Hier beginnt für viele Besucher ihre erwartungsvolle Entdeckungsreise in die Welt des “Noch-Nicht-Gesehenen”. Doch der Auftakt der d13 ist leise und weht durch die Leere der Vorhalle. Ist das schon Kunst oder ist ein Fenster offen? Der britische Künstler Ryan Gander ließ im Hinterhof des Museums große Gebläse installieren um diese leichte Brise, dieses unsichtbare Kunstwerk zu inszenieren. Wie ein Mantra singt eine sanfte Frauenstimme “I’ll just keep on / till I get it right” ununterbrochen in einer Endlosschleife. Die Künstlerin Deal Floyer kommentiert mit ihrer Soundinstallation das vergebliche Bemühen (der Kunst) nach vollendeter Perfektion. Der Wind, der einem durch die Haare weht, der sirenenartige Gesang, die fast leere Eingangshalle; ein leiser Einstieg, doch um so gespannter ist man auf den ersten fulminanten Höhepunkt. Doch die Erwartungen laufen ins Leere. Kein Paukenschlag, es plätschert nur so dahin.  Die documenta 13 möchte mit der Ausstellung die Grenzen der Kunst sprengen, so wurde auch der Quantenphysiker Anton Zeilinger dazu eingeladen seine Experimentieraufbauten zur Quantenverschränkung auszustellen. Beim Besucher sicherlich ein Moment der Irritation zwischen den Kunstexponaten irgendwelche Versuchsaufbauten, die mehr an Jugend forscht erinnern als an eine Kunstausstellung, zu entdecken. Mit den Besuchermassen quetscht man sich durch die Ausstellungsräume und mit jedem Raum verfliegt die Euphorie. Irgendwie hätte man sich mehr erwartet, zu museal die Inszenierung, die Exponate zu unspektakulär.


 

Documenta-Halle
Als zusätzlicher Veranstaltungsort wurde die Documenta-Halle 1992 für die DOCUMENTA IX erbaut und gehört seitdem zu den Hauptausstellungsorten. Die Halle ist eine klassische Ausstellungshalle mit einer großen Haupthalle und mehreren Nebenräumen. Ausstellungsvitrinen, die mit “Teppichen” verhängt sind säumen den Eingangsbereich. Der Besucher findet unter den Stoffbahnen Arbeiten auf Papier des Künstler Gustav Metzger, die aus konservatorischer Notwendigkeit vor dauerhaften Lichteinfluss geschützt werden müssen. Doch ist diese Form der Präsentation nicht ideal, jede Stoffbahn verhängt eineinhalb Bilder und um die Arbeiten ganz sehen zu können muss man umständlich die zwei aufeinander folgenden Stoffbahnen aufdecken. Auch wirken die Stoffe nach nicht einmal drei Wochen Ausstellung teilweise schon abgegriffen.

Am Ende des Erdgeschosses genießt man den großartigen Ausblick in die große Ausstellungshalle im Keller. Die fast rechteckige Form des Raumes wird durch eine schräge Stellwand, an der die Collage “Flugzeug” von Thomas Bayrle hängt, gebrochen und verleiht dem Raum eine neue Dynamik. Der gesamte Raum wird mit Werken von Bayrle bespielt, wie zum Beispiel einer riesigen Wandkartonarbeit oder betenden Automotoren. Die Ästhetik des Maschinellen wird in dem riesigen, lichten Raum großartig inszeniert und wirkt durch die Größe der Arbeiten sowie durch den Lärm der Motoren auf den Besucher beeindruckend.





 

Hauptbahnhof – stillgelegte Gleise
Neben den Hauptstandorten bespielt die documenta die unterschiedlichsten Räume und Plätze in Kassel. Auf den stillgelegten Gleisen des Hauptbahnhofes inszeniert die Klangkünstlerin Susan Philips die “Studie für Streichorchester” des tschechischen Komponisten Pavel Haas, der 1944 in Auschwitz ermodert wurde. Über sieben Lautsprecher der Gleisanlage ertönen bruchstückartig die Streicherpassagen. Die Töne der Violinen und Celli vermengen sich mit Vogelgezwitscher und dem Quietschen und Rauschen der ein- und ausfahrenden Zügen. Ein intimer, erschütternder Moment, in dem man das Gefühl hat die Schwere der Vergangenheit dieses Ortes zu spüren. In den Jahren 1941 bis 1942 wurden vom Hauptbahnhof jüdische Familien in Konzentrationslager, darunter auch Theresienstadt und Auschwitz, deportiert. Die Installation ist leicht zu übersehen lediglich ein kleines Schild weist auf die halbstündig stattfindenden Aufführungen hin. Die Installation kommt leise und reduziert, dafür aber mit einer überwältigenden Ausdruckskraft und hinterlässt ganz abseits der Besuchermengen ein bleibenden Eindruck.


Fazit
Die documnta 13 bietet einige Höhen und beeindruckende Arbeiten insgesamt verlässt man aber die Ausstellung, vor allem nach dem Besuch der traditionellen Ausstellungsorten, mit dem Gefühl etwas anderes erwartet zu haben. Trotzdem lohnt sich ein zweiter oder dritter Besuch um dann die versteckten Höhepunkte zu entdecken.

 

Text und Fotos: Joanna Maria Dauner

 


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STASI Museum Berlin http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/14/stasi-museum-berlin/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/14/stasi-museum-berlin/#comments Sat, 14 Jul 2012 11:57:06 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3102
Exkursion

 

Titel: STASI Museum Berlin
Ort: Gedenkstätte Normannenstraße, Ruschestraße 103, Haus 22, Berlin, Germany
Thema: Stasi’s operation techniques
Träger: Nationalmuseum
Kategorie: Historic exhibition
Ausstellungsraum: Interior
Zeitraum: Permanent exhibition
Budget: S


Inhalt:
The Museum exists at historical location of the Ministry of State Security, in order to educate and inform people about the one party dictatorship and one of its most important tools. In addition it’s promoting critical analysis of the political system and history of the GDR. Rooms are filled with Stasi memorabilia, including bugging devices (hidden in watering cans, rocks and even neckties) and exhibits explaining the extent of institutionalized surveillance and repression in the GDR as well as efforts of resistance against the regime. There are also Mielke’s obsessively neat offices and his private quarters (head of the Ministry of State Security, from 1957 to 1989), preserved just as while running.

Ausstellungsraum:

Exhibition space is located in former building of the Ministry of State Security, however there are only two floors open for visitors. The first one is filled with GDR memorabilia and the second one is preserved as in working condition and looks the same as before closing the whole facility. Spacious offices are filled with designers furniture, communication equipment and even plants. Some of the rooms show bugging equipment and interrogation practices. The rest of the building is functioning as research facility and doesn’t have any purpose for tourists.

 


 

Gestalterische Mittel:
Most objects are presented in glass cases. Furniture in interiors is separated from visitors with ropes, creating a pathway through the whole building. The most worthy to remember are panels in interrogation rooms which are focusing on one victim each one. They show their repression experiences and further life. They are put in the chairs used for interrogation what adds sensuality to the black on white text. The museum lacks interactive presentations which would add a great quality to existing objects.







 

Bewertung:
Panelling is in German only and exhibits are not always self-explanatory. Although it is possible to buy an english booklet it turns to be too long and difficult to read it carefully on the site. The museum carries a strong message against any regime by showing commonly used repression and control practices. It is a unique and very interesting place, especially for the former Eastern Block where most countries are still hiding their dirt under the carpet.

 

Fotos und Text: Marcin Marek Kumorek
(Erasmus student from Uniwersytet Artystyczny w Poznaniu)

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Roman Ondak – Installationen http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/07/roman-ondak-installationen/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/07/07/roman-ondak-installationen/#comments Sat, 07 Jul 2012 16:55:32 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3094
Exkursion

1. Allgemeine Informationen

Überblick

Titel: Roman Ondák – Installationen, »do not walk outside this area«
Ort: Deutsches Guggenheim, Unter den Linden 13, 10117 Berlin
Zeitraum: 26. April 2012 bis 18. Juni 2012
Thema: Die Ausstellung beschäftigt sich spielerisch mit der Verkehrung von Innen und Außen, den Konventionen des Kunstbetriebs und der Gesellschaft und dem Reisen. »Do not walk outside this area« hat Roman Ondák eigens für das Deutsche Guggenheim im Rahmen der »Künstler des Jahres« – Ausstellung konzipiert. Erstmals werden acht seiner Installationen in Berlin präsentiert.
Ziel/Schwerpunkt: Durch die Installationen, die in einen neuen Zusammenhang gebracht werden, geraten Erwartungen und Konventionen ins Wanken. Roman Ondák hinterfragt das Selbstverständliche und regt Besucher zum Reflektieren der Gegenwart an.
Objekte: unterschiedliche Installationen und Papierarbeiten
Zielgruppe: Liebhaber der Gegenwartskunst und von Rauminstallationen
Architekt: Der amerikanische Architekt Richard Gluckman entwarf dort eine 510 Quadratmeter große, klar strukturierte Galerie. Die Ausstellungshalle befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudes der Deutschen Bank.

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Sonstige Träger: Guggenheim-Stiftung, Kooperation zwischen der Deutschen Bank und der Solomon R. Guggenheim Foundation
Kategorie: Kunstausstellung
Ausstellungsraum: Innenraum, Mobil
Zeitraum: Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation

Aktuell/Kommunikativ:
Mit seinen Arbeiten stellt der Konzeptkünstler Roman Ondák bestehende Verhältnisse in Frage und regt somit zur Diskussion und Auseinandersetzung an. Durch die Beschäftigung mit dem Selbstverständlichen in der Gegenwart entstehen Bezüge zu zeitgenössischem Denken.

 

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation:
Es handelt sich um unterschiedliche Installationen, die an der Wand entlang präsentiert werden. Jede Installation hat genügend Platz im Raum. Neben den Installationsobjekten werden Papierarbeiten, wie Zeitungsartikel und Postkarten ausgestellt.

Inszenierung/Raumstrukturierung/Vermittlungskonzept:
Der längliche Ausstellungsraum des Deutschen Guggenheims wurde für diese Einzelausstellung verändert und in drei Räume unterteilt. In dem Eingangsraum informiert ein kurzer Text über den Konzeptkünstler und leitet die Ausstellung ein. Die erste Installation befindet sich direkt daneben an der Wand und trägt den Titel “Wall being a Doof” – eine altmodische Türklinke – das Signal steht auf Rot, auf Abgesperrt, Besetzt – hängt an einer Wand. Das Gegenstück ist auf der Rückseite der Ausstellungswand zu finden und zeigt ein grünes Signal an. Eine Tür die nicht aufgeht, nur imaginär kann man durch diese Tür gehen.

Die hohe Raumtrennungswand, die weit in den Raum hineinragt schafft eine Situation, die den Besucher stoppen lässt und so der Eingang in die Ausstellung erschwert wird. Jeder Raum steht für sich und dem Besucher ist es nicht möglich den Umfang der gesamten Ausstellung mit einem Blick zu erfassen.

Ein schmaler Einlass führt in den ersten Raum. Wieder muss der Besucher stoppen, die zweite Installation, ein Treppengelände, ragt aus der Wand heraus und konfrontiert den Besucher mit einem alltäglichen Gegenstand in einem völlig neuen Zusammenhang. Zwei Gitterstäbe sind aufgebogen. Unsere Fantasie und die eigenen Erinnerungen werden wachgerufen. Wer hat sich dort den Weg frei gebogen?

Neben weiteren Installationen, wie das  Keyhole (2012) – ein einfaches Schlüsselloch, durch welches man einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltag auf Unter den Linden erspähen kann – befindet sich auch die Arbeit Awaiting Enacted (2003) im ersten Raum. Hier zeigt Ondák 16 Seiten von unterschiedlichen slowakischen Zeitungen, die am selben Tag erschienen sind. Die Bilder ersetzt Ondák durch Motive von Menschenschlangen aus den unterschiedlichsten Zeiten und Ländern. Das fiktive Blatt hat eine Nachricht: die ganze Welt wartet.

Der Mittelpunkt der Ausstellung ist ein abgetrennter und seiner Funktion beraubter Flugzeugflügel einer Boing 137, der den zweiten und dritten Raum verbindet und einer Brücke gleicht. Hierbei ist ein Sicherheitshinweis wichtiger als der Flügel selbst, wonach auch die Ausstellung benannt ist: »Do not walk outside this area«. Der Besucher ist theoretisch dazu in der Lage, über die Grenze des Erlaubten zu gehen ohne gleich mit dem Tod zu rechnen. Auch hier werden die Fantasien angeregt, wenn man diesen Flugzeugsteg betritt. An wen kann sich diese rätselhafter Warnhinweis richten? Und wie wäre es in der Luft auf diesem Flügel zu balancieren?

Thematisch passend zum Tragflügel beschäftigt sich der finale Raum mit dem Reisen –  die Dokumentation eines Urlaubs in Kalabrien.

Balancing at the Toe of the Boot (entstand 2010 für die Ausstellung Un’Espressione Geografica) umfasst 7 Postkarten sowie 16 fiktive Zeitungsartikel. Ondák und seine Frau Maria reisten durch Süditalien und schickten Francesco Bonami, dem Kurator der Ausstellung Un’Espressione Geografica – Postkarten mit der Botschaft »We are still Alive«. Dies ist eine Hommage an den Konzeptkünstler On Kawara, der in den 1970ern eine Serie von Telegrammen mit dem Wortlaut »I AM STILL ALIVE. ON KAWARA« an seine Freunde verschickt hat. Außerdem spielt Ondák mit dieser kurzen Botschaft ironisch auf die Gefahren dieser süditalienischen Region hin: das organisierte Verbrechen und der völlig chaotische Straßenverkehr.

Die Postkartenserie wird speziell inszeniert und gewinnt an Wichtigkeit: Mitten im Raum werden die sieben Postkarten  zwischen zwei großen Glasscheiben auf einem Sockel monumental präsentiert – es gleicht einer Trophäe.

Gestaltet sind die drei Räume eher bescheiden, aber die Arbeiten setzen dafür umso eindringlicher Pointen. Das Vermittlungskonzept ist sehr schlicht gehalten. Kurze Betitlung des Werkes an der weißen Wand in grauer Schrift ist die einzige Information, die man finden kann.

Durch die readymade Objekte und die Papierarbeiten ist die gesamte Ausstellung eher »farblos«, der Schwerpunkt liegt nicht auf dem Design sondern dem Ausstellungskonzept – hierbei spielen die Objekte mit den Maßstäben und Erwartungen der Besucher. Das erkennt man z.B. an der einfache Stahltreppe zum Flugzeugträger, wo sich ein Designer wahrscheinlich anderen Mitteln bedient hätte.

Durch die überschaubare Anzahl der Arbeiten und der Räume wird kein Orientierungssystem für die Besucher benötigt, es ist sie sehr übersichtlich.

 

3. Bewertung

3.1. Qualtitäten
Die Installationen werden angemessen präsentiert. Die readymade Objekte haben genügend Raum und der neue uns fremde Zusammenhang, in den diese gestellt werden, verleiht ihnen eine Originalität und Ästhetik in einer besonderen Art und Weise. So wirkt der abgetrennte Flugzeugflügel am Boden als Objekt wunderschön – fragil und mächtig zu gleich.
Das die Ausstellung in ihrer Gestaltung sehr schlicht gehalten ist, passt zu den Werken – die Installationen sprechen für sich.

 

3.2. Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Der slowakische Künstler Roman Ondák wurde als ‚“Künstler des Jahres” 2012 der Deutschen Bank ausgezeichnet. In einer umfassenden Einzelausstellung werden die Arbeiten von Roman Ondák im Deutsche Guggenheim präsentiert.

Welche sind die Schlüsselobjekte? Werden sie angemessen präsentiert?
Das Schlüsselobjekt der Ausstellung ist der Tragflügel. Er liegt im Zentrum der Ausstellungshalle auf dem Boden, nimmt einen kompletten Raum ein und verbindet die letzten zwei Ausstellungsräume miteinander. Allein dadurch wird ihm eine besondere Bedeutung verliehen. Die Besucher sind gezwungen, über die Fläche des Flügels zu gehen – die man normalerweise nur vom Inneren des Flugzeugs aus sehen kann – um den letzten Ausstellungsraum zu erreichen. So ist Ondáks Schlüsselobjekt keine Skulptur, sondern ein Gebrauchsgegenstand, den man betreten soll.

Welche Rolle spielen die Objekte?
Die alltäglichen readymade Objekte, die in ihrer Funktion beraubt werden (eine Tür, die nicht aufgeht/ ein Treppengelände, welches nicht begehbar ist/ ein Flugzeugflügel am Boden etc.), werden in einen neuen Kontext gestellt und hinterfragen somit das Selbstverständliche. Sie dienen nicht als Anschauungsobjekte sondern als Hilfsmittel, die unser Denken, unsere Imagination in Gang setzen und unsere Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung hinterfragen sollen.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert?
Die Arbeiten von Ondák werden hauptsächlich um den Raum herum, an den Wänden präsentiert. So bekommt der Flugträger eine besondere Bedeutung, weil dieser mitten im Raum platziert ist und noch dazu als Gebrauchsgegenstand fungiert. Auch die Postkartenserie wird durch die Platzierung im Raum in den Mittelpunkt gerückt und gewinnt an Wichtigkeit.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Die Installationsobjekte regen unsere Erinnerungen und Imaginationen an. Laufen wir über den Tragflügel, so denken wir an unseren letzten Flug. Die Postkartenserie erinnert uns an den Urlaub den wir noch planen müssen. Eine Atmosphäre aus Erinnerungen und Imaginationen entsteht – jeder Besucher hat seine eigenen Gedanken.

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Man kann die Ausstellung wie eine kleine Reise empfinden, auf der man unterschiedliche Erfahrungen macht. Der erste Raum zeigt Arbeiten, die »Innen« und »Außen« reflektieren und Menschenschlangen abbilden. Dieser könnte als imaginärer Warte- und Abflugbereich empfunden werden, denn der zweite und dritte Raum beschäftigen sich mit dem Thema der Reise.

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Roman Ondák beschäftigt sich mit dem sonst nur flüchtig wahrgenommenen Kern des Alltäglichen. Die Ausstellung “Do not walk outside this area” umfasst zwei Themenkomplexe, die Ondák seit Beginn seiner Laufbahn beschäftigen: die Regeln und Konventionen, die unseren Alltag aber auch die Kunst prägen und das Reisen, die Bewegung von einem Ort zum Anderen – physisch oder in der Imagination. Diese beiden Themen setzt er in Installationen und Papierarbeiten um.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Da die Ausstellung sehr überschaubar ist, reicht ein Besuch aus.

 

Text: Marjam Fels

 

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fashioning fashion – Europäische Moden 1700-1915 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/30/fashioning-fashion-europaische-moden-1700-1915/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/30/fashioning-fashion-europaische-moden-1700-1915/#comments Sat, 30 Jun 2012 09:52:27 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3088
Exkursion

 


1. Allgemeine Informationen

Überblick

Titel: »fashioning fashion – Europäische Moden 1700 – 1915«
Ort: Deutsches Historisches Museum
Zeitraum: 27. April – 29. Juli
Thema: Historische Kleider
Ziel/Schwerpunkt: ästhetische und technische Entwicklung der Modegeschichte
Objekte: Kleider, Kostüme, Accessoires
Zielgruppe: Mode und Kostüminteressierte

 

Impressum

Kuratoren/Autoren: Dr. Regine Falkenberg/Dr. Tim Urban
Ausstellungsgestaltung: Bob Verhelst

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Staatliches Museum
Kategorie: Historische Ausstellung
Ausstellungsraum: stationärer Innenraum
Zeitraum: Wechselausstellung
Budget: Keine Angabe, Exponate wurden erworben unter anderem durch private Förderer

 

 

Präsentation/Gestalterische Mittel/Technische Qualitäten/Kritik
Das Deutsche Historische Museum zeigt eine Sammlung historischer Kleider des Los Angeles County Museum of Art. Europäische Moden von 1700 – 1915 werden in der umfassenden Ausstellung gezeigt. Für deren Gestaltung sich der belgische Szenograph Bob Verhelst verantwortlich zeigt.

Im Untergeschoss des Deutschen Historischen Museums wird die Entwicklung der europäischen Mode, in die vier Themenbereiche »Mode«, »Textur«, »Form«, »Dekoration« unterteilt, um unter ästhetischen und technischen Aspekten betrachtet zu werden.

Unmittelbar nach dem Eintreten in den Ausstellungsraum findet man sich vor einer massiven raumhohen schwarzen Tafel mit weiß leuchtendem einleitendem Text, anbei findet man die essentielle Broschüre in Deutsch und Englisch aufliegend, mit den Texten zu den einzelnen Objekten. Vor dem Beginn eines neuen Themengebiets, findet man jeweils einen kompakten einführenden Text auf schwarzem Grund, meist auf einem unausweichlichem raumtrennendem beinah bis zur Decke hochgezogenem Podest, an unübersehbarer Stelle.

Ähnlich einem Laufsteg schlängelt sich das in erfrischendem lindgrün gehaltene Podest zuerst entlang der Mauer, verlässt die geführte Spur immer wieder, ragt in den Raum und lotst einen unweigerlich durch verschiedene Epochen, Entwicklungsstadien, Techniken bis zum aufgelockerteren Teil der Accessoires am Ende der Ausstellung.

Wie Bob Verhelst auch in dem in der Ausstellung gezeigten Video zum Aufbau und der Gestaltung erläutert, liegt der Ursprung dieses eigenwilligen Lindgrüns in einem Schlosszimmer in Frankreich. Außerdem bezieht er Stellung zu  der eigenwilligen Gestaltung der Podeste, die an einen Laufsteg erinnernde Form soll Räume differenzieren und Abstand zu den Besuchern gewinnen, um die höchst empfindlichen Ausstellungsstücke vor Berührungen zu schützen.

Die einzelnen Bereiche wurden mit unterschiedlichen grafischen Elementen ausgestattet. Die Anfangs noch sehr vielversprechend dezente, aber erfrischende Gestaltung wandelt sich zunehmend zu einer verkitschten und übereifrigen rein dekorativen Abhandlung von grafischen Elementen, die mit ihrer grobschlächtigen Art einer Schneiderzeitschrift entsprungen scheinen.

Im ersten Themenbereich »Timeline« befinden sich zu linker Hand in etwa zehn Damenmodelle, rechterhand Herrenmodelle, chronologisch angeordnet, an der Wand dahinter ist die Jahreszahl in großer, schwarzer Klebeschrift angebracht und mit einem schwarzen Band wird eine Linie von der Zahl weg zum jeweiligen Kostüm am Boden gespannt, was eine eindeutige Zuordnung ermöglicht.

Vor den Modellen finden sich kleine abgeschrägte Zylinder mit Nummer, sodass man in der am Eingang aufliegenden Broschüre, deren Erscheinungsbild und Haptik mehr aneine Betriebsanleitung erinnert, ansonsten aber übersichtlich gestaltet, alle wichtigen Informationen bezüglich Herkunft und Geschichte, sowie Kurztexte zu den Objekten, nachlesen kann.

Weiter im Bereich »Textur« finden sich als Tapeten kaschierte Nahaufnahmen der Stoffe an der Wand, sowie eine originale Stoffrolle. Klar voneinander getrennt, stolpert man aus dem Bereich »Textur« kommend über ein übertrieben farblich sowie stilistisch angepasstes Sitzmöbel, das durch sein Erscheinungsbild in Material und Qualität, völlig deplatziert wirkt, in den Bereich »Form«. Dort wiederum wird der Unterbau von so manchem Kleid ansprechend präsentiert, auf kaum sichtbaren Fäden baumeln die zarten Konstrukte von der Decke und bieten spannende Einblicke in die hohe Schneiderkunst. Allerdings wird dieses zarte Erscheinungsbild auch wieder schlagartig gestört von einer Tapete, die sich über mehrere Meter erstreckt und Schnittzeichnung und Konstruktion zur Schau stellen will. Leider ist die grafische Auseinandersetzung mit der Thematik auf einer rein dekorativen Ebene geblieben und bietet keinerlei analytisch interessanten Einblick. Ebenso taucht völlig überflüssig mehrmals ein Fadennaht suggerierender Aufkleber auf.

Wird zu Beginn noch ein beschwingtes, erfrischendes Gefühl durch das helle Grün vermittelt, wird es im letzten Raum »Dekoration« beinahe drückend und dumpf. In der dunkelgrünen Wand befinden sich eingelassene beleuchtete Schaukästen unterschiedlicher Dimension. Diverse Exponate liegen oder hängen, ausgebreitet auf mit grauem Stoff bespannten Platten.

Fragwürdig ist vor allem die Dimensionierung dieser Platten, die teils zu klein wirken, aber auch ungeschickt positioniert in den handwerklich einwandfrei gefertigten Schaukästen, die verteilt über die Wand das Bild ungemein auflockern ohne dabei aufdringlich zu wirken. Bereits in den vorherigen Räumen der Ausstellung waren ähnliche Schaukästen in das Podest eingelassen um thematisch passende Accessoires zu zeigen. Zu allem Überfluss versucht man im zweiten Teil des letzten Raumes, der sich hauptsächlich fernöstlichen Einflüssen in der Mode widmet, eine Szenerie mit dunkelgrün überlackierten IKEA Stühlen, Spiegeln, sowie nur mit viel Fantasie erkennbaren völlig aus dem Gesamtbild fallenden hölzernen Paravents, sowie unnötigen Abgrenzungen zu entwerfen.

Zusammenfassend betrachtet bietet die Ausstellung eine ungemeine Fülle an spannenden Exponaten, die durchaus interessant präsentiert und auch angenehm zu betrachten sind. Die Höhe der Podeste, die Blickwinkel und die Schaukästen sind sorgfältig ausgewählt und gewähren spannende Einblicke.

Die Lichtsituation ist aufgrund der Empfindlichkeit der Objekte teils etwas dunkel, dies fällt aber in den ersten Bereichen kaum ins Gewicht, da das helle Lindgrün eine frische Stimmung erzeugt. Erst im letzten Teil der Ausstellung, bei den Accessoires, wo sowohl das Grün dunkler, als auch die Raumkonstruktion etwas enger wird, und die Dichte an Exponaten zunimmt, fällt die eigentliche Dunkelheit auf, wirkt aber nicht störend.

Anfangs im Bereich »Mode« so dezent und innovativ, ist die Variation der grafischen Gestaltung im Gesamten einfach zu viel. Zwar gut gemeint, wirkt sie aber allenfalls bemüht, übereifrig und dekorativ. So ist die Absenz einer Kulisse angenehm aufgefallen, wird diese im allerletzten Teil, so unpassend und grobschlächtig auf die Bühne gedrängt, ohne jeglichem Sinn zu folgen. Es wirkt als hätte man Angst bekommen mit einer subtilen Gestaltung dem Besucher die eventuell ansonsten als trocken empfundene Thematik nicht näher bringen zu können, und man deshalb in eine plumpe Darstellungsmethode übergegangen ist, mit der man gleichsam zwanghaft versucht einen Bogen in die heute Zeit zu spannen. Leider hat man verabsäumt, das Maß an Gestaltung zu zügeln, und so werden die eindrucksvollen Exponate durch die immense Flut gestalterischer Mittel schlichtweg überschwemmt. Mindestens genau so eindrucksvoll wie die Exponate, sind die Puppen auf denen sie präsentiert werden. Jene wurden nach den jeweils körperlichen Maßstäben der damaligen Zeit bereits 1980 vom Kyoto Costume Institute in Auftrag gegeben.

Allerdings sind die sich aus der Ausstellung ergebenden Publikationen, die in Zusammenarbeit mit dem LACMA entstanden sind, äußerst übersichtlich und liebevoll gestaltet, bemerkenswert ist auch, dass es neben dem ausführlichen Katalog noch eine Art Zeitschrift zur Ausstellung gibt, die sowohl Hintergrundinfos zur Ausstellung, aber auch die Bedeutung der Kostümgeschichte und andere Themen behandelt.

 

 

Text: Laura Wolfsteiner
Fotos:  
Photo © 2012 Museum Associates/LACMA
Quellen: http://www.dhm.de/ausstellungen/fashioning-fashion/, Magazin Fokus Fashion, herausgegeben von der Stiftung Deutsches Historisches Museum

 

 


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Anthony McCall – Five minutes of pure sculpture http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/24/anthony-mccall-five-minutes-of-pure-sculpture/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/24/anthony-mccall-five-minutes-of-pure-sculpture/#comments Sun, 24 Jun 2012 12:02:11 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3083
Exkursion 

 

1. Allgemeine Informationen

Titel: Anthony McCall – Five minutes of pure sculpture –

Ort:
Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50 – 51, 10557 Berlin

Zeitraum: 20. April – 12. August 2012

Thema: Präsentation der Arbeiten von Anthony McCall (* 1946 in London) der letzten zehn Jahre

Ziel/Schwerpunkt: Die Ausstellung verfolgt die Thematisierung von Raum, dreidimensionaler Form und Zeit sowie die Interaktion des Besuchers in der filmisch wirkenden Installation

Objekte: Die große Halle des Hamburger Bahnhofs ist komplett abgedunkelt. Aus der Dunkelheit erscheinen insgesamt sieben vertikale und auch horizontale Lichtbündel einer digitalen Projektion. Diese ergeben geometrische Lichtskulpturen und sind vom Besucher begehbar. Begleitet wird diese Inszenierung durch technisch erzeugten Dunst.

Zielgruppe: Die Ausstellung lädt jeden ein, der an gegenwärtiger Kunst interessiert ist sowie Lust hat, Anthony McCalls Installation interaktiv zu erleben und in eine neue Welt abzutauchen .

Kuratoren/Autoren: Henriette Huldisch

Architektur: Als Ausstellungsort ist die komplett abgedunkelte Halle des alten ehemaligen Hamburger Bahnhofs gewählt worden. Dieses Gebäude dient nach seinem Umbau seit 1996 der Ausstellung von Gegenwartskunst.

Medien: Ausstellungskatalog (erschienen im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln Preis: 32 €), Medienpartner: Monopol – Magazin für Kunst und Leben

Ausstellungsbauer: Als Unterstützung beim Bau: Verein der Freunde der Nationalgalerie

Sponsor: der Hersteller für Bodenbeläge Tretford

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Staatliche Museen zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz

Kategorie: Kunstausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum; stationär

Zeitraum: Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation

Aktuell: Bezüge zu zeitgenössischem Denken

Kommunikativ: Anregung zur Diskussion und Auseinandersetzung

Interaktiv: Aufforderung zum Mitmachen/Dialog

Unterhaltsam: Förderung der musisch, kurzweilige Beschäftigung

Szenisch: Inszenierung von Objekten und Räumen zu Gesamtbildern/Zusammenhängen/Erlebnissen

Spielerisch: Animation zu lustvoller, scheinbar zweckfreier Beschäftigung

Kontemplativ: Räume zur beschaulichen Betrachtung und Ruhe

Gestalterische Mittel:
In der aufwendig verdunkelten großen Halle des Hamburger Bahnhofs kommen Anthony McCalls Inszenierungen eindrucksvoll zur Geltung. Der Besucher bewegt sich fast tänzerisch durch die von der Decke fallenden Lichtkegel und wird gänzlich in die dreidimensionalen Formen eingebunden. Durch die komplette Dunkelheit im Raum ist es dem Besucher beinah unmöglich die Inszenierung technisch nachzuvollziehen. Der Boden der Halle ist komplett mit einem dunklen Teppich verlegt. Dieses sorgt zusätzlich für eine Trittschalldämmung, welches die sphärische Stimmung der Inszenierung zusätzlich bereichert.

Technische Qualitäten:
Die Halle wurde akribisch abgedunkelt und auch mit einem schwarzen Teppich ausgelegt. Es fällt dem Besucher auf den ersten Blick schwer, die technische Ausarbeitung der Inszenierung nachzuvollziehen. Er wird seiner Betrachtung ganz auf die Arbeiten des britischen Künstlers gelenkt.
Der Künstler verwendet zwecks Umsetzung seiner bildnerischen und skulpturalen Lichtinszenierungen, Computeranimationen, Videoprojektoren, Dunstmaschinen sowie Lautsprecher für seine horizontale Arbeit »Leaving (With Two-Minute Silence)«(2009) im hinteren Bereich der Halle.
Auch die sehr ausdrucksstarke, dennoch simple grafische Kommunikation der Ausstellung ist gut gelungen. Im Eingangsbereich befindet sich eine Information zu Künstler und Inszenierung, die dem Besucher eine kurze, jedoch informative Auskunft vermittelt. Die informative Einführung setzt den Fokus auf die Aussage des Werkes ohne in Konkurrenz zu der eigentlichen Inszenierung zu treten.

 


Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien:
Der Hamburger Bahnhof präsentiert im Rahmen der Sonderausstellung „Five minutes of pure sculpture“ Anthony McCalls größten Arbeiten der letzten zehn Jahre. Ein Sponsor der Ausstellung ist der Hersteller für Bodenbeläge »Tretford«. Positiv zu vermerken ist, dass der Sponsor nur sehr dezent am Rande in Erscheinung tritt. »Tretford« ist für die Bereitstellung und den Einbau des schwarzen Teppichs in der großen historischen Halle verantwortlich. Dieser unterstützt die eindrucksvolle Atmosphäre, die durch das komplette Verdunkeln der über 1000m2 großen Halle entsteht.
Dieser Umbau der geschichtsträchtigen Halle, setzt die »skulptural«, »bildlich« und »filmischen« Lichtinstallationen von Anthony McCall eindrucksvoll in Szene.
Die räumliche Unterteilung der Inszenierung in 3 Abschnitte – horizontale, vertikale, horizontale Arbeiten, ist auch sehr gut gelungen.
Nichts desto trotz bekommen die vertikalen Arbeiten im mittleren Abschnitt der Halle größere Aufmerksamkeit als z.B. die horizontale Arbeit im hinteren Bereich. Generell ist festzustellen, dass der Spaßfaktor und die Interaktion deutlich größer sind, als ein möglicher Lerneffekt.
Ein Besuch der Ausstellung ist trotzdem sehr zu empfehlen, da sie die »skulptural«, »bildlich« und »filmischen« wirkenden Arbeiten Anthony McCalls beeindruckend präsentiert werden. Jedoch sollte man die Ausstellung zu einer sehr frühen Tageszeit begehen, da die sphärische Stimmung durch zunehmenden Besucherandrang im laufe des Tages schnell zu Nichte gemacht werden kann.

 

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Der Hamburger Bahnhof präsentiert in der Ausstellung »Five minutes of pure sculpture« eine Auswahl von Anthony McCalls Arbeiten der letzten zehn Jahre .

Welche sind die Schlüsselobjekte/die 3 wichtigsten Exponate?
Wichtigste Objekte kann man kaum benennen, da jede »Lichtskulptur« für sich steht und eine eigene utopische Atmosphäre vermittelt. Der Ausstellungsbereich ist in 3 Abschnitte gegliedert. Im vorderen und hinteren Abschnitt befinden sich die horizontalen Arbeiten »You and I«( 2005), »Doubling Back« (2003) und »Leaving (With Two-Minute Silence)«(2009). Im mittleren und zentralen Bereich der Halle durchläuft der Ausstellungsbesucher die vertikalen Arbeiten »Meeting You Halfway« (2009), »Coupling«(2009), »Between You and I«(2006) und »Breath III«(2005).
Die im zentralen Bereich der Halle präsentierten Arbeiten sind meinem Empfinden nach am eindrucksvollsten. Die Lichtprojektionen laden nicht nur zum Durchgehen sondern auch zum Verweilen ein. Der Besucher ist dabei nicht nur Betrachter, sondern wird Teil des Ganzen.
Dabei ist ein weiteres einprägendes Ausstellungselement auch die Tatsache, dass die geschichtsträchtige Bahnhofshalle komplett abgedunkelt und mit einem schwarzen Teppich ausgelegt wurde.

Werden diese angemessen präsentiert?
Die große Halle des Ausstellungsortes ist komplett verdunkelt, so dass die von der Decke fallenden Lichtkegel beeindruckend zur Geltung kommen. Als Besucher der Ausstellung taucht man in eine neue Welt und kann bewusst die Gestalt der imaginären Skulpturen verändern und sich so seiner Rolle in der Installation bewusst werden. Die Installation Anthony McCalls wird beeindruckend präsentiert.

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten?
Jeder Lichtkegel steht für sich und überschneidet sich in seiner Wirkung nicht mit den anderen. Durch die Abdunkelung der Halle, gerät man als Betrachter in eine sphärische, neue Welt und kann sich ohne von anderen Exponaten abgelenkt, ganz Anthony McCalls dreidimensionalen Lichtspiel hingeben.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Mit Betreten der großen Halle, begibt man sich in eine neue Welt fernab vom Alltag. Der Besucher wird aufgefordert, sich im Raum zu bewegen und beim Durchschreiten der einzelnen Lichtinstallation diese zu verändern. Die Bewegungen der Besucher haben eine leichte, beinah tänzerische Anmutung. Verstärkt wird diese durch Zugabe von Nebel. So werden die Gesten abgedämpft und wirken fast utopisch. Es entsteht eine fiktive Atmosphäre.

Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Die Ausstellung ist in 3 Abschnitte gegliedert. Bei Betreten der großen, abgedunkelten Halle befindet sich der Besucher zwischen zwei horizontal verlaufenden Lichtkegelformen, dessen langsam kreisende Konturen auf der Wand als weiße Linien erscheinen. Im nächsten zentralen Abschnitt der Ausstellung findet man diese aus Licht entstandene Formen wieder. Nur wird hier das Licht nicht von Wand zu Wand, sondern von Decke zu Boden projektiert. Im hinteren Bereich der Halle, hinter einer freistehenden Wand, wird die horizontale Projektion wieder aufgegriffen.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Die Ausstellung ist nicht nur eine Präsentation Anthony McCalls Lichtinstallation, sondern auch ein Entkommen aus der alltäglichen Umgebung in eine utopische Welt, erzeugt durch Licht, Nebel und unter Mitwirkung des Besuchers. Es lohnt sich ein weiterer Besuch er Ausstellung, da sie beim Besucher zu immer wieder neuen Empfindungen und Wahrnehmungen führen wird.


Links: 
www.mccallinberlin.de, www.hamburgerbahnhof.de
Text und Fotos: 
Imke Nakoinz
Fotos: Copyright Anthony McCall.

 

 

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»John Cage und…« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/03/john-cage-und-bildender-kunstler-einflusse-anregungen/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/03/john-cage-und-bildender-kunstler-einflusse-anregungen/#comments Sun, 03 Jun 2012 11:56:03 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3062 Exkursion

1. Allgemeine Informationen

1.1 Überblick

Titel: »John Cage und…« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen

Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Zeitraum: 30. März – 17. Juni 2012

Thema: John Cage wird als bildender Künstler herausgestellt.

Ziel/Schwerpunkt: Der bedeutende Einfluss auf Cage durch Künstler wie Marcel Duchamp oder Josef und Anni Albers wird in der Ausstellung geltend gemacht.

Objekte: Bildkünstlerische Werke von Cage, Josef und Anni Albers, Alexej von Jawlensky u. a.; Skulpturen von Cage, Duchamp u.a.; interaktive Installationen (Wiedergaben und Interpretationen nach John Cage).

 

1.2 Impressum

Kuratoren: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk, Angela Lammert

Architektur: Bau für die West-Akademie im Hansaviertel 1960, Werner Düttmann

Medien: Katalog »John Cage und …« Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen; DuMont, Köln 2012

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Sonstige Träger:Akademie der Künste in Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg, Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung

Kategorie: Kunstausstellung, Themenausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum, stationär

Zeitraum: Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation

Museal: Verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung

 

2.2 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Bilder sind hinter Glas mit Rahmen eingefasst und gehängt, die Ausnahme bilden Ölgemälde, einige Werke werden in einheitlichen Vitrinen ausgestellt, Duchamps »Rotoreliefs« sind an der Wand angebracht, Cages »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« sowie Hans Haackes »Kondensationswürfel« sind auf unterschiedlich hohen Kästen installiert, die interaktiven Installationen »Writing through the Essay On the Duty of Civil Disobedience« sowie »33 1/3« sind in Séparées innerhalb des Ausstellungsraumes untergebracht. Filmwerke werden auf Fernsehgeräten ebenerdig oder gehängt präsentiert. Die Filme »A Tribute to John Cage« von Nam June Peik sowie »The Revenue of the Dead Indians – In Memoriam John Cage« von Henning Lohner werden rechts vor dem eigentlichen Ausstellungsraum auf Fernsehgeräten gezeigt. Letzterer dient zudem als interaktive Installation der Kuratoren innerhalb der Ausstellung.

Inszenierung: Der Ausstellungsraum ist zweckmäßig beleuchtet. Die Mehrzahl der ausgestellten Werke bilden hinter Glas eingefasste Bilder, die von schräg oben mit Spotlights beleuchtet werden, um Spiegelungen zu vermeiden. Der Ausstellungsraum ist insgesamt lichtarm. Die Werke sind thematisch gruppiert. Die Wände sind dicht behangen. Zitate von John Cage in silbernen Buchstaben sind aufgrund der Spotlights nur schwer zu erkennen. Filme werden auf Monitoren gezeigt.

Raumstrukturierung: Die Ausstellungsfläche misst ca. 250 m2. Die rechte Ausstellungshälfte ist offen gestaltet. Der Raum wird durch Draufsicht-Vitrinen und einem Kasten für die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« in kleinere Flächen geteilt. Zur Linken wird der Raum durch die üppigen und annähernd raumhohen Séparées durchbrochen. Hierdurch wird dem Besucher ein Rundgang aufgezeigt, der wiederum mit Draufsicht-Vitrinen, ebenerdig gestellten Fernsehgeräten sowie Kästen für Skulpturen flankiert wird, jedoch keine dramaturgische Direktive vorgibt.

Thematische Struktur: thematisch, synergetisch, exemplarisch

Besuchermanagement: Rundgang, Führungen dienstags und donnerstags

Vermittlungskonzept: visuell, auditiv, audiovisuell, interaktiv

 

3. Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien: Der Ausstellungsraum ist übermäßig zweckmäßig konzipiert. Die Broschüre zur Ausstellung macht deutlich, die Exposition in der Akademie »sei eher eine Skizze, im Museum der Moderne Salzburg erfahre die Präsentation im Sommer 2012 eine inhaltliche Vergrößerung«. Obgleich ambitioniert kuratiert, wie ein Blick in den Ausstellungskatalog aufzeigt und wovon die vielen originalen Werke Beweis zeugen, fehlt es der Ausstellung an Mut zur Skizze. Die interaktiven Installationen wirken gezwungen und fehlplatziert. Sie hätten ebenso gut in den Ausstellungsraum integriert werden können und nicht abgeschlossen werden müssen. Zudem lassen sie sich nicht gleichzeitig nutzen. Die zweckmäßige Beleuchtung lässt keinen Raum für Kontemplation und schmälert den ohnehin gedrungenen Raum. Und obwohl thematisch gruppiert, wollen die dargebrachten Einflüsse nicht Recht zum Leben erwachen. Ein Highlight der Ausstellung bildet jedoch Josef Albers »Tlaloc«. Auch hat mich Warhols »Merce Cunningham« überrascht.


3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung? Die Ausstellung platziert sich im Rahmen von »A Year from Monday. 365 Tage Cage« der Akademie der Künste. Anlässlich des bevorstehenden 100. Geburtstages von John Cage am 5. September 2012 wird sein vielgestaltiges Œuvre seit September 2011 in wechselnden Ausstellungen mit den Schwerpunkten Tanz, Musik sowie bildender Kunst vorgestellt.

Welche sind die Schlüsselobjekte? Als Schlüsselobjekte erkenne ich die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« sowie die interaktiven Nachbildungen »Writing through the Essay On the Duty of Civil Disobedience« sowie »33 1/3«, die den erheblichen Einfluss Duchamps auf John Cages künstlerische Arbeit Ausdruck verleihen.

Werden diese angemessen präsentiert? Den interaktiven Installationen wurde jeweils ein Séparée zugebilligt, die jedoch nebeneinander liegen. Die klangliche Interferenz beider Installationen wurde dadurch unterbunden, dass tageweise eine Installation aussetzt, während die andere genutzt werden kann. Hierin liegt eine Unzulänglichkeit für den Ausstellungsbesucher begründet, obgleich die Installationen ambitioniert nachgebildet sind. Die Skulptur »Not Wanting to Say Anything About Duchamp« besteht aus 5 Objekten, die sinnwidrig und platzsparend aneinandergereiht sind und das Wesentliche nicht erkennen lassen.

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten? Der Ausstellungsraum wirkt überladen, oberflächlich und konzeptionell misslungen.

Welche Rolle spielen die Objekte? Die Wechselwirkung zwischen Inspirationen aus der bildenden Kunst und Cages eigenem Schöpfungsprozess bilden den konzeptionellen Schwerpunkt der Ausstellung.

Wie werden Bedeutungen kommuniziert? Über thematische Gruppierungen der ausgestellten Werke.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht? Wirkungsvolle Einflüsse und Anregungen für den Schöpfungsprozess von John Cage bedeuten für mich etwas Erhabenes. Die Ausstellung konnte dies jedoch nicht kommunizieren. Ich habe die Stimmung entsprechend gedrückt empfunden.

Lohnt sich ein zweiter Besuch? Ich würde einen intensiven Blick in den Ausstellungskatalog empfehlen und mit der finalen Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg mutmaßen. Den Drang zu einem wiederholten Besuch empfinde ich nicht.

 

Text: Axel Müller

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http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/06/03/john-cage-und-bildender-kunstler-einflusse-anregungen/feed/ 0
Ryoji Ikeda – data.anatomy (civic) Audiovisual Installation http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/05/26/ryoji-ikeda-data-anatomy-civic-audiovisual-installation/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/05/26/ryoji-ikeda-data-anatomy-civic-audiovisual-installation/#comments Sat, 26 May 2012 12:02:21 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3057
Exkursion



Titel:
data.anatomy [civic]

Autor: Ryoji Ikeda

Zeitraum: 19.4. – 1.5.2012

Ort: MUMA Kraftwerk Mitte/Tresor/Köpenicker Straße 70, 10179 Berlin

Thema: audiovisuelle Installation basierend auf  Konstruktionsdaten des Honda Civic

Träger: Honda

Kategorie: Kunstausstellung

Ausstellungsraum: Innenraum


Inhalt: 
Ryoji Ikedas Videoinstallation »data.anatomy[civic]« erschien anlässlich der aktuellen Veröffentlichung der neunten Generation des Honda Civic. Sie basiert auf den Konstruktionsdaten und technischen Entwürfen des Fahrzeugs, welche vom Entwicklungsleiter Mitsuru Kariya bereitgestellt wurden.
In dieser einzigartigen Kooperation bricht der japanische Künstler Ikeda die reine Datenform auf und ermöglicht dem Betrachter einen ästhetischen Zugang zu deren Komplexität. Dies gelingt ihm mittels sowohl visueller als auch akustischer Medien. Ziel Ikedas ist es dabei, die Innovationskraft und das Konzept des etablierten japanischen Automobilkonzerns Honda in seiner Installation wider zu spiegeln.

Technik: Die »data.anatomy[civic]« wird von Apple Computern betrieben. Ein Jahr lang arbeitete Ikeda gemeinsam mit fünf Technikern an dieser Komposition. Es handelt sich dabei um eine Videoprojektion, welche sich auf 4 x 20 Metern über drei Projectiondesign-F32 Projektoren zu einem Panorama zusammenfügt. Diese Projektoren verfügen über eine Helligkeit von bis zu 8000 Lumen und einem Kontrastverhältnis von 7500:1.

Ausstellungsraum: Als Ausstellungsraum dient ein ehemaliges Berliner Industriegebäude, welches heute unter dem Namen Tresor zum Techno Club umfunktioniert wurde. Um in den Ausstellungsraum zu gelangen, muss man zuvor einige Treppen am Außengebäude hinaufsteigen und findet sich zunächst etwas orientierungslos in der Dunkelheit der Kraftwerkshalle wieder. Man folgt unweigerlich dem Klang und Licht der Projektion. Weite Hallen, Stahl und Betonwände zeichnen diese puristische Umgebung aus. So bietet sie eine gelungene Ergänzung zur Installation und erlaubt dem Betrachter das völlige Eintauchen in dieses Erlebnis. Die Besucher sitzen zumeist auf dem Boden und lassen sich von den Eindrücken berauschen.

 

Gestalterische Mittel: Durch digitale Drahtgittermodelle und technische Zeichnungen weiß auf schwarz werden die verschiedensten Einzelteile des Automobils endoskopisch untersucht. Die Anatomie der einzelnen Fahrzeugteile wird zusätzlich durch rotes Aufleuchten einzelner »Organe« akzentuiert. Das zeitlich darauf abgestimmte Soundesign ist durch sogenannte »Glitch« Sounds geprägt. Diese Spielart des digitalen Sounddesigns wird dadurch charakterisiert, dass mittels Sofwaretools eine Vielzahl unterschiedlicher bis auf das Minimalste gekürzter Audiosamples schnell hintereinander (bei Ikeda auffällig arhythmisch) sequenziert werden. Diese Sounds werden dann von Dronesounds unterbrochen, bei dem ein monotoner digital synthetisierter Ton oder Geräusch zu hören ist. Zusammen unterstreicht diese Soundkomposition den hoch technisierten Eindruck der visuellen Projektion und ermöglichen eine genau definierte Symphonie zwischen Klang und Bild. Die 12-minütige Vorstellung, die aus mehreren Teilabschnitten mit entsprechend unterschiedlichen Klangkulissen besteht, wird in einer Endlosschleife wiederholt.

Bewertung: Der Anschein, dass es sich hierbei mehr oder weniger um eine Werbemaßnahme handeln könne, weicht der imposanten Arbeit Ikedas. Und trotz der relativ überschaubaren, vielleicht sogar monotonen jedoch harmonischen Aufmachung, lohnt sich ein zweiter Besuch. Denn »data.anatomy[civic]« zieht den Besucher in eine faszinierende Isolation, die ihn vorübergehend von Zeit und Raum trennt. Eine sehr eindrucksvolle und einnehmende Ausstellungskonzeption.

 

Text: Jacqueline Pulsack
Fotos: © www.gauchoproductions.com

 

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Gerhard Richter. Panorama http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/05/19/gerhard-richter-panorama/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2012/05/19/gerhard-richter-panorama/#comments Sat, 19 May 2012 12:01:51 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=3028 Exkursion

 

1. Allgemeine Informationen

1.1 Überblick

Titel: 
Gerhard Richter|Panorama, Retrospektive

Ort: Neue Nationalgalerie: Potsdamer Str. 50, 10785 Berlin

Zeitraum: 
12. Februar – 13.Mai 2012

Ziel/Schwerpunkt: 
Es soll eine Umsicht, Panorama geschaffen werden: nicht ein Bild soll wahrgenommen werden, sondern viele, die sich im Laufe der Wahrnehmung zu einer Einheit verbinden.

Objekte: 
140 Gemälde, 5 Skulpturen

Zielgruppe: 
kunstinteressierte Menschen

 

1.2 Impressum 

Kuratoren/Autoren: Udo Kittelmann, Dorothée Brill

Architektur: 
Meyer-Voggenreiter Projekte

Ausstellungsgestaltung: 
Stan Hema Agentur

Lichtplaner: 
LichtBlick Bühnentechnik

 

2. Analyse

2.1 Klassifikation

Träger: Staatliche Museen

Kategorie: 
Kunstausstellungen

Ausstellungsraum: 
Innenraum/Stationär

Zeitraum: 
Wechselausstellung

 

2.2 Präsentation
Museal Verfügbare originale Gegenstände einer Sammlung
Szenisch Inszenierung von Objekten und Räumen zu Gesamtbildern/Zusammenhängen/Erlebnissen

 

2.3 Gestalterische Mittel

Objektpräsentation: Die Fotomalereien sind an 5,50 Meter hohe Wände angebracht. Die Spiegel- und Glasarbeiten stehen entweder frei im inneren Teil der Ausstellung oder hängen auch an der Wand.

Thematische Struktur: 
Die Ausstellung ist chronologisch angelegt, dadurch tritt das Besondere an Gerhard Richters Schaffen augenfällig zu Tage. Dies liegt zum einen in der Gleichzeitigkeit von abstrakten und figurativen Werken, zum anderen liegt es in dem Wechselspiel von Wiederholung und Veränderung. Immer wieder tauchen Elemente aus früheren Jahren als Wiederkehr und Weiterentwicklung auf.

 

2.4 Technische Qualitäten
Objekteinbringung/Exponatbefestigung
Druckproduktion

 

3. Bewertung

3.1 Qualitäten – Bewertungskriterien
Anmutung, Ästhetik, Schönheit

 

3.2 Fragenkatalog

Was ist der Anlass der Ausstellung?
Anlässliches seines 80. Geburtstages und zu Ehren eines der bedeutendsten Künstler der Gegenwart zeigt die Nationalgalerie in Zusammenarbeit mit der Tate Modern in London und dem Centre Pompidou in Paris die umfassende Retrospektive Gerhard Richter: Panorama.

Welche sind die Schlüsselobjekte?
Der erste Blick des der Ausstellung betredenden Besuchers fällt nicht auf Richters frühestes Werk Tisch von 1962 und auf die sich daran anschließenden, in Grautönen gehaltenen Fotoabmalungender Frühphase, sondern vielmehr auf den großformatigen abstrakten Rakel-Bildern, die das jüngst zurückliegenede Schaffen Richters bestimmen und die er fast ins monochrome Weiß treibt.
Eigens für die Berliner Ausstellung verwirklicht Gerhard Richter erstmals die Version I seiner abstrakten, aleatorischen Arbeit 4900 Farben von 2007 gezeigt. Sie besteht aus 196 Tafeln, die ihrerseits aus 25 farbig lackierten Quadraten bestehen. Der Zufall entscheidet hierbei wie diese Plättchen angeordnet sind. Als als ein Fries der Abstraktion ziehen sich die Quadrate über die gesamte Länge der vier Seiten der Nationalgalerie und bildet eine fast undurchborchene umlaufende Wand, die der quadratischen Grundform des Gebäudes folgt.
Herausragend sind auch seine beiden Werke mit dem Titel Seestück oder auch die verblüffend realistischen Wolkenbilder aus dem Jahre 1970. Die drei Ausschnitte des flüchtigen Naturphänomens sind vertikal aufgereiht an der mächtigen Marmorsäule im Zentrum des Ausstellungsraumes und treffen an diesem Ort auf das Bild ihres Betrachters. Beim Blick durch die 4 Glasscheiben, eine Skulptur von 1967, überlagert sich die Reflexion des eigenen Körpers, leicht verzerrt, mit den Porträts der Himmelskörper.
Nicht zu vergessen die kanonisch gewordenen Bilder, wie das der die Treppe herabsteigenden Ema (1966) und der sich vom Betrachter abwendenden Betty (1988), sowie die Kerze (1982).


Gerhard Richter Kerze, 1982
100 x 100 cm, Öl auf Leinwand
Museum Frieder Burda, Baden-Baden
© Gerhard Richter, 2012

 


Gerhard Richter Betty, 1988
102 x 72 cm , Öl auf Leinwand
Saint Louis Art Museum
© Gerhard Richter, 2012

 

Wie ist die Wechselwirkung der Einzelteile zum Gesamten?
Es ist ein Zusammenspiel aller Werke, nur mit dem Blick auf das Ganze bekommt man eine wirkliche Übersicht auf das gesamte Werk Gerhard Richters.

Welche Rolle spielen die Objekte?
Durch jedes Werk bekommt man eine bessere Sicht auf seine Arbeit und dem damit verbundenen Arbeitsprozess, sowie auf den Menschen selber, der hinter dieser Kunst steckt.

Welche atmosphärische Stimmung entsteht?
Wie verläuft die Dramaturgie des Ausstellungsrundganges?
Aus der Sphäre der Gegenwart heraus entafltet sich das Panorama des künstlerischen Entwicklungsprozesses, der dann wiederum in die Gegenwart mündet.
Das besondere an dieser Ausstellung ist, dass sie sich an drei Orten nicht nur in Räumen von ganz unterschiedlichem Charakter entfaltet, sondern auch in der Korrespondenz mit diesen Räumen eine jeweils andere Dramaturgie entwickelt. Es entstehen somit drei Blicke. An allen drei Ausstellungsstationen verändert sich der Korpus an Werken, er wird auf verschiedene Weise ergänzt, um bestimmte Schwerpunkte hervorzuheben. Auf diese Weise wird ein sich von Ort zu Ort wandelnder Blick auf das künstlerische Werk möglich.

Wie werden Themen und Inhalte umgesetzt?
Richters Glasscheiben und gläserne Stellwände, wie auch seine in täuschendem Illusionismus gemalten Wolken- und Fensterbilder treten in einen beziehungsreichen und charmanten Dialog mit Mies van der Rohes auf Durchlässigkeit angelegten Architektur.

Lohnt sich ein zweiter Besuch?
Ein zweiter Besuch würde sich sehr lohnen, da der Ansturm auf diese Ausstellung leider so groß ist, ist er allerdings eher unwahrscheinlich, bzw. unmöglich.

 

Text: Theresia Kimmel
Fotos: Neue Nationalgalerie, © Gerhard Richter, 2012

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