Museografie & Ausstellungsgestaltung » Exkursionen 09/10 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie Prof. Ulrich Schwarz | Institut für transmediale Gestaltung | Visuelle Kommunikation | Universität der Künste Berlin Mon, 12 Dec 2016 13:20:20 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.2.22 Phæno | Wolfsburg http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/22/phaeno-wolfsburg/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/22/phaeno-wolfsburg/#comments Mon, 22 Feb 2010 15:08:51 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=786
Exkursion

Deutschland größtes Science Center

Das Phaeno in Wolfsburg ist ein typisches Science Center. Es bietet mit technischen und naturwissenschaftlichen Exponaten ein breites Ausstellungsfeld. Dieses ist in folgende thematische Sparten gegliedert: Leben, Licht und Sehen, Bewegung, Wind und Wetter, Mikro und Makro, Energie, Materie, Information und Spiele. Das Ausstellungskonzept ist, wie bei einem Science Center oder auch hands-on-museum nicht anders zu erwarten, “learning by doing”. Dem Besucher sollen technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Phänomene nahe gelegt werden. Die selbstständige und eigene Auseinandersetzung mit den Dingen, sowie das Ausprobieren von Vorgängen stehen im Vordergrund. Es werden alle Sinnesbereiche angesprochen und bei über 300 Exponaten auf rund 6000 qm ist für jeden etwas dabei.

Jedoch ist im Großen und Ganzen festzustellen, dass das Phaeno auf jüngere Zielgruppen ausgerichtet ist. Mit den Exponaten wird an den Spieltrieb des Menschen appelliert. Diese sind, wie schon angeschnitten,  größtenteils als Experimente vorhanden. Begleitend zu den Experimenten sind Tafeln mit Erklärungen und Anleitungen vorgesehen. Von Kindern werden diese selten gebraucht. Jüngere Besucher probieren als erstes Dinge aus und lesen erst wenn es nötig ist. Ältere Besucher währendessen tendieren dazu sich zuerst Erklärungen auf den Infotafeln durchzulesen und dann ein Experiment zu starten.

FLEXIBLE RAUMLANDSCHAFT UND WEGEFÜHRUNG

Der Besucher wird in der offenen Raumlandschaft von einem Exponat zum nächsten gelockt. Wege sind nicht vorgeschrieben und ein persönlicher Parcours ist möglich. In dem imposanten und avantgardistischen Bau von der irakischen Architektin Zaha Hadid ist im Inneren ein Auf und Ab durch Erhebungen und Senken, Tunnel und Nieschen kreiert worden. Richtige Räume gibt es in der Ausstellung an sich nicht, sondern eher ein fließendes, vergängliches Raumgefühl. Daher kann beim Phaeno nach dem Baukasten Prinzip vorgegangen werden: Einzelne Exponate können ihren Platz einfach und beliebig wechseln. Auch die Decke ist flexibel ausgerüstet. Statt einer richtigen Decke erblickt man ein Metallrasta an welchem Beleuchtung und Exponate  befestigt werden können.

Was hier im ersten Augenblick praktisch wirkt bringt meiner Meinung nach jedoch auch Schwierigkeiten mit sich: Das klare Abgrenzen der unterschiedlichen Themen ist nicht ganz gelungen. Durch das barrierefreie Überleiten von einem Experiment zum nächsten entsteht eine Art Tunnelblick auf den spielerischen Ansatz in der Ausstellung. Das Thema rückt in den Hintergrund, währenddessen sich die praktische Betätigung in den Vordergrund schiebt und in meinen Augen somit auch an Lerneffizienz verliert. Dadurch fehlt einem dann leider der Überblick oder Zusamenhang. Also “In welchen thematischen Teil der Ausstellung befinde ich mich gerade?” oder “Was hat eigentlich die Extatosome triaratum mit dem Feuertornado zu tun?”

Wer thematisch all zu sehr verloren ist kann sich an die Pheano(wo)man wenden. Das Personal ist mir sehr positiv aufgefallen. Sehr begeistert und interessiert an der eigenen Ausstellung und mit dem Drang Wissen zu vermitteln und Erklärungen zu leisten. Bestimmte Experimente werden immer von Phaeno(wo)man geleitet. Einerseits wegen der Verletztungsgefahr, andrerseits wegen rechtlicher Vorschriften. Die Exponate müssen extrem robust, stabil und kinderfreundlich sein. Diese Vorgabe ist alleine schon durch durch das Ausstellungskonzept: “anfassen erwünscht” gegeben. Trotz allem wirken die Exponate nicht abgenutzt oder unappetitlich. Die Ausstellung wird von dem weißen Boden und Wänden dominiert. Dies unterstreicht die offene Raumwirkung. Farbakzente werden durch Lichter, jedoch nicht sehr häufig, eingesetzt.

Es ist immer wieder lustig anzusehen was für eine enorm hohe Anziehungskraft eine solche Experimentierlandschaft auf unterschiedlichste Altersgruppen hat. Das Phaeno war inhaltlich interessant, jedoch vor allem im Bereich der Ausstellungsgestaltung und Architektur. Für Architekturbegeisterte gibt es übrigens anderthalb stündige Architekturführungen rund um das Phaeno. Von dem äußeren Erscheinungsbild habe ich leider nicht so viel wahrgenommen, da es einerseits sehr kalt und ungemütlich war und wir es eilig hatten ins Gebäudeinnere zu kommen und andrerseits weil der untere Teil des Museums gerade umgebaut und durch Bauabsperrungen verdeckt wurde. Kindern und Jugendlichen ist zu einem Besuch im Phaeno zuzuraten. Jedoch würde ich Berlinern lieber empfehlen in das Spektrum in Berlin/ Kreuzberg zu gehen.  Die Experimente sind die Gleichen und wenn nicht, so ähneln sie sich doch sehr. Der Anfahrtsweg ist wesentlich kürzer und der Kostenaufwand dementsprechend nicht so hoch.

Ansonsten natürlich immer wieder eine Gaudi!

fdrachmann

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James Turrell | Kunstmuseum Wolfsburg http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/20/james-turrell-kunstmuseum-wolfsburg/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/20/james-turrell-kunstmuseum-wolfsburg/#comments Sat, 20 Feb 2010 11:04:14 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=893
Exkursion

Bei „James Turrell – The Wolfsburg Project“ handelt es sich um die in Deutschland bisher größte Ausstellung des US-amerikanischen Lichtkünstlers. James Turrell, geboren 1943 in Los Angeles, studierte Psychologie, Astronomie, Mathematik und Kunst. Er nennt seine Werke „reine Physik“ und bedient sich z.B. bei seinen großräumlichen „Ganzfeld Pieces“ Erkenntnissen aus pyschologischen Experimenten. So nüchtern sie konstruiert sein mögen, – Turrells Werke wirken, auf schwer beschreibbare Weise aber sehr intensiv. In Wolfsburg wurde seine bislang größte Installation realisiert. Eine Werkschau, die sich auf sein seit 35 Jahren laufendes „Roden Crater Project“ konzentriert, rundet die Ausstellung ab.

Ganzfeld Piece (Foto: Florian Holzherr)


Man betritt die Ausstellung durch einen Gang, in dem noch Stehtische stehen (wie vergessen). An der Wand steht sehr groß der Name der Ausstellung „James Turrell – The Wolfsburg Project“. Er lässt keinen Zweifel daran für wie prestigeträchtig Wolfsburg das Ganze hält. Das große Hauptexponat heisst tatsächlich übrigens „Bridget’s Bardo“ und hat mit Wolfsburg nichts zu tun.

Über eine Galerie geht es in die zentrale Halle des Museums, einen 40mx40mx16m Kubus mit weissen Wänden und einer Decke aus Glas und Stahl. Zwei Körper füllen diesen Raum: ein kleiner, auf dem man steht (auf ihm befindet sich noch ein kleinerer schwarzer Kubus, die Filmbox) – und ein riesiger weisser Einbau, den man über eine Brücke erreicht. Dies ist das Hauptexponat und Mittelpunkt der Ausstellung: das 700m² große „Ganzfeld Piece“. An der Seite des Einbaus sieht man, was zunächst wie eine bunte Projektion wirkt – bis man näher kommt und feststellt, dass es die Öffnung ist, durch die man die Installation betritt. Das geht allerdings nur in kleinen Gruppen, und erst nachdem man sich Schutzüberzügen über die Schuhe gezogen hat, um das komplett weisse Innere des Exponats zu schützen. Dann taucht man über eine große, steile Rampe in einen völlig symmetrischen, ansonsten komplett leeren, 11m hohen Raum ein: den „viewing space“ (angeblich ist der Raum in zwei Teile gegliedert: „viewing space“ und „sensing space“. Ich konnte diese Teilung aber nicht wirklich feststellen). Man nimmt seine begrenzenden Wände nur als Lichtflächen wahr. Alles scheint zu leuchten – Wand, Boden, Rampe – alles ist fast nahtloses farbiges Licht, das langsam changiert. Es fühlt sich ein wenig an, als würde sich der Raum auflösen. Tatsächlich ist die Wand, auf die die Rampe zuläuft, nicht dort wo man sie vermutet, sondern 5-6m weiter – ein Bewegungssensor mit Alarm verhindert, dass man ins nichts (ins Licht) fällt. Man verliert etwas die Orientierung. Wer die Rampe wieder hinaufblickt, ist im ersten Moment verblüfft, denn durch die Öffnung sieht die Wand in der Haupthalle intensiv farbig aus. Tatsächlich wirkt die weisse Wand des Hauptraums durch den Kontrast mit dem bunten Licht wie dessen Komplementärfarbe – eine optische Täuschung. Während man im blauen Licht steht, wirkt die Öffnung orange – ist alles pink, wirkt die Öffnung dunkelgrün, etc.

Roden Crater – Modell (Foto: artnet.com)

 

Wer die Installation verlässt, tritt durch eine kleine Vorhalle (die zur Erholung der Besucher nicht weiter gestaltet wurde) in die Haupthalle. Hier sind Silbergelatine-Abzüge von Luftaufnahmen des Roden Craters sowie Schnittmodelle seines Innenlebens zu sehen. James Turrell baut in Arizona seit 35 Jahren einen vulkanischen Krater zu einem einzigartigen Lichtkunstwerk aus, indem er höhlenartige Räume mit genau platzierten Tageslichtöffnungen in den Krater gräbt. Die Modelle, aus Gips und Bronze gebaut, sind meist zweiteilig mit etwas Abstand aufgestellt, so dass man zwischen ihnen gehen und sich dieses räumliche Erlebnis gut vorstellen kann. Leider wirkt hier alles etwas rümpelig – die Stellwände sind lieblos platziert und in einer Ecke steht noch eine halb abgebaute Bühne mit Technik. Die Beleuchtung ist entweder ausgeschaltet (nur gräuliches Licht von oben durch das Glasdach) oder an sich spärlich und kalt. Hier unten gelangt man auch in das Innere des dunklen Kubus, auf dem man die Halle zuerst betreten hatte: Dort befindet sich eine weitere Lichtinstallation, ein „Wedgework Piece“. Dieses spielt ebenfalls mit der räumlichen Wahrnehmung, macht aber aufgrund der mangelnden Farbdynamik und dem kleineren Format nach „Bridget’s Bardo“ einen eher unspektakulären Eindruck.

An den Modellen vorbei geht es in einen schmalen, länglichen Ausstellungsraum an einer Fensterfront mit sehr ruhigen, monochromen Grafiken, weiteren Luftaufnahmen und Modellen. Ein seperater Abschnitt im hinteren Teil ist ganz einem „Tall Glass Piece“ gewidmet, das man auf einer Bank sitzend betrachten kann: eine rechteckige, farbige Fläche, deren Farben sich ständig verändern. Auch das wirkt zunächst wie eine Projektion. Es handelt sich um eine hinter der Wand montierte Glasscheibe, hinter der LEDs leuchten. Dieses Werk ist im Grunde zweidimensional und konkurriert daher nicht (wie das „Wedgework Piece“) mit dem Hauptexponat, sondern entwickelt seine eigene Faszination. Es sind nur Farben, die sich verändern, aber man schaut eine ganze Weile hin. Wenn man wollte, könnte man 200 Stunden lang der programmierten Abfolge zusehen, ohne dass sich eine Farbzusammenstellung wiederholt.

Über eine Treppe im Hauptausstellungsraum kommt man zurück auf die Platform, unter der sich das „Wedgework Piece“ befindet. Im darauf befindlichen Vorführungsraum werden Aufnahmen des Roden Craters als Slide-Show und Stummfilm (auf mehreren Wänden des Kubus gleichzeitig) den Besuchern auf Sitzsäcken präsentiert. Leider sind die Filme und Bilder in etwas niedriger Auflösung. Auf der Platform gibt es ausserdem 2 freistehende Fernseher mit Kopfhörern, auf denen man dokumentarische Filme über James Turrell sehen kann.

Roden Crater Luftaufnahme (Foto. www.orbit.zkm.de9

Turrells Installationen bestehen zwar angeblich „nur aus Licht“ – technisch benötigen sie jedoch LEDs und moderne Steuerungstechnik, weisse Farbe und Glas.

Im Ganzfeld Piece wurden 250 Zumtobel LED-Lichtlinien Hilio und 24 LED-Scheinwerfer Olympus mit über 30.000 LEDs eingesetzt. Mehr als 65.000 Helligkeitsdifferenzierungen und Millionen von Farbdifferenzierungen sind in Kombination mir der DMX-Steuerungstechnik möglich. Die hier eingesetzte Lösung stellt den absolut letzten Stand der Technik dar.“ (Zitat: lichtnews.de)

Dass der Eingang zum Ganzfeld Piece sowie das Tall Glass Piece zunächst wie Projektionen wirken, lässt sich durch die Konstruktion der Wände erklären: Statt mit voller Stärke die Öffnung zu rahmen, laufen die Wände keilförmig spitz zu und sind direkt an der Öffnung nur wenige Millimeter dick. So wird über die Räumlichkeit der Wand hinweggetäuscht.

Das Kunstmuseum Wolfsburg baut ganz entscheidend auf die spektakuläre Wirkung des Hauptexponats. Dieses ist nach den genauen Spezifikationen des Künstlers aufgebaut und verdankt seine Konzeption und Ausführung nur ihm. Leider enttäuscht das Museum in seiner eigenmächtig ausgeführten Präsentation der restlichen Werke Turrells. Die wenig attraktive, scheinbar nicht durchdachte Werksschau wirkt wie ein nachträglicher Einfall. Sie ist sogar überwiegend schlecht ausgeleuchtet, was bei der Werksschau eines Lichtkünstlers besonders negativ auffällt. Aber trotz der zweitklassigen Präsentation sind Turrells Werke phänomenal, bewegend, fantastisch! Sie wirken hier deplaziert – das Kunstmuseum Wolfsburg hat sich ihrer im Grunde nicht würdig erwiesen. „The Wolfsburg Project“? Eher nicht. Man besucht nicht Wolfsburg wegen James Turrell, sondern die James Turrell Ausstellung trotz Wolfsburg. Und es lohnt sich voll und ganz, weil der Inhalt stimmt. Turrells Werke kriegt selbst Wolfsburg nicht klein.

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VW Autostadt | Wolfsburg http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/12/autostadt-wolfsburg/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/12/autostadt-wolfsburg/#comments Fri, 12 Feb 2010 04:12:17 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=678
Exkursion

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Die Volkswagen AG präsentiert sich mit der Autostadt Wolfsburg seit nun schon 10 Jahren. Am Rande der Stadt befindet sich das sehr umfangreiche Ausstellungsgelände. Dazu gehören das Konzernforum, das Zeit Haus, ein Ritz-Carlton-Hotel, sowie Häuser für die Marken Skoda, VW, Seat, Audi, Bugatti und Lamborghini. Dies alles befindet sich in einer aufwendig mit Kanälen, Brücken und Hügeln gestalteten Parkanlage vor dem Hintergrund des qualmenden VW-Werkes. Die Gestaltung ermöglicht einen schönen Rundgang, doch das abkürzen ist schwierig. Die bekannten 2 Türme, in denen Neuwagen gelagert werden, sind der kaufenden Gesellschaft vorbehalten.

<Das Konzernforum

Das schönste an der Autostadt ist die Level Green Ausstellung, der „Erlebnisraum  Nachhaltigkeit“.  Tolles Design, Informationen spannend und abwechslungsreich dargestellt. Mir persönlich war nur das Personal zu penetrant, dass mir ständig irgendwas erklären wollte und in irgendwelche platte Gespräche verwickeln wollte. Teilweise musste man ein wenig nach den Erklärungstafeln Ausschau halten und diese auch lesen, aber man hätte sich auch vom Personal berieseln lassen können. Entwickelt wurde die Ausstellung vom Berliner Architektenbüro  J Mayer H., Art+Com Ag Berlin und dem Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt & Energie GmbH. Die grüne Netzartige Raumstruktur wurde vom PET-Logo abgeleitet.

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Eine Etage tiefe kann man interaktiv VW entdecken. Besonders gut gefiel mir das Börsenspiel. Auf einem großen runden Tisch wurde ein Spiel projiziert und man hatte drei Minuten Zeit durch kaufen von Aktien und Verfolgen der Nachrichten Geld zu vermehren. Zum Konzernforum gehören außerdem 2 Kinos, leider war keine Zeit mehr für die Filme.

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Geschichte des Automobils – Ein Gebäude mit zwei Gesichtern

Mit der Rolltreppe geht es nach ganz oben um sich dann durch Tonnen von Blech zu nagen. Auf der rechten Seite zeigt sich die Glasgarage mit vielen schön aufgereihten alten Autos und einem guten Blick über das Areal. Mit abnehmender Etagenzahl werden die Autos jünger, ein Traum für eingefleischte Autoliebhaber. Auf der gegenüberliegenden Seite zeigt sich thematisch das Gleiche mit einem anderen Gesicht. Dunkle hohe Räume mit wenigen auf Sockeln präsentierten Autos, dazu Schautafeln und teilweise Videos. Da man sich logischer Weise von oben nach unten durch das komplette Gebäude arbeitet, wandelt man immer zwischen Garage und Ausstellung hin und her, merkwürdig. Noch merkwürdiger waren aber die hässlich bedruckten Tapeten im Ausstellungsbereich und den dazu passenden Skulpturen, die mich irgendwie an eine hässliche Bildschirmschoner-Grafik erinnern.

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Von Skoda bis Bugatti – ein Konzern, keine Familie

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Die Marken präsentieren sich sehr unterschiedlich. Bugatti präsentiert sich im Premium Clubhouse: man geht durch einen langen Gang und sucht das „Geschlossene Gesellschaft“ Schild bis man von einer Dame um die Ecke gebeten wird. Ein riesiger Raum mit vielen Spiegeln und Leuchtstoffröhren um 1 einziges Auto als Kunstwerk in Szene zu setzen. Dazu gibt es noch eine Lichtinstallation und einen riesigen Vorhang…Architektur und Inszenierung klasse, Vorhang schrecklich, nächstes Haus. Skoda kleidet sich rund geschwungen in weiß und grün in einer Bitte-Alles-anfassen-und-ausprobieren-Optik. Schön fand ich die große und echte Pflanzenwand, das ist wirklich Bio! Da müssen die Autos ja umweltfreundlich sein. Bei Audi stand nur am Ausgang ein benutzerunfreundlicher Computer der ein Umweltmagazin zeigte, dass inhaltlich aber vielleicht gehaltvoller ist. Audi präsentiert sich elegant und technisch. Für die Bedienung der Bildschirme kommt ein Steuerrad zum Einsatz, der auch in den Autos verbaut ist. Außer ein paar Tischen auf denen man Plastikautos verschieben konnte und gleichzeitig eine Animation auf dem Bildschirm lief gab es keine Spielereien, Audi schaut nach den Businessmännern. Seat befand sich im Umbau, VW haben wir vergessen und bei Lamborgini muss man zur richtigen Zeit da sein, waren wir aber nicht.

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Lahme Füße

Man braucht viel Lust und Zeit um die Autostadt vollends zu entdecken. Besonders Autoliebhaber kommen auf ihre Kosten. Auch wurden an vielen Orten extra Bereiche für Kinder eingerichtet, sehr familienfreundlich.  Am interessantesten war das Konzernforum und besonders die Level Green Ausstellung, die sogar einen Red Dot Award bekam. Die Markenhäuser sind gut gemacht, aber um sich die Autos anzuschauen, tut es wohl ein Autohaus auch, die wollen auch kein Eintritt.  Wer sich für die Architektur der Autostadt, von den Henn Architekten, interessiert, dem sei dieses PDF ans Herz gelegt: Architektur Autostadt

Marius Förster

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Utopia Matters | Deutsche Guggenheim http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/12/utopia-matters-deutsche-guggenheim/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/12/utopia-matters-deutsche-guggenheim/#comments Fri, 12 Feb 2010 03:48:29 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=868
Exkursion

Im Deutsche Guggenheim Berlin ist vom 23. Januar bis 11. April die Ausstellung Utopia Matters: From Brotherhoods to Bauhaus zu sehen.
Die von Vivien Greene kurierte Ausstellung befasst sich mit der Utopie als Modell für gesellschaftliche Veränderungen. Anhand von verschiedenen Künstlerkollektiven, angefangen mit den Nazarener bis hin zum Bauhaus und der Medienkünstlerin Cao Fei, wird die künstlerische Entwicklung über zwei Jahrhunderte exemplarisch nachgezeichnet.

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Die Ausstellung besteht aus einem sehr hohen länglich gezogenen Saal der ganz in Weiß gehalten ist. Durch verschiedene Raumteiler die als Vitrinen und Ausstellungsfläche dienen wird der Besucher durch die Ausstellung geführt. Diese Raumelemente sind die auffälligsten Merkmale der Ausstellungsgestaltung die den Raum strukturieren und durch die kubische Gestaltung mit den Exponaten des Bauhauses korrespondieren. So scheint die Integration der Bilder und Skulpturen in den Raum als auch der Vergleich zwischen den Kollektiven in ihrem Zeitlichen Kontext gelungen.

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Ein Problem stellen allerdings die Wandbeschriftungen dar die scheinbar von der relativ rauen Oberfläche teilweise abblättert, notdürftig wurden einige mit Kugelschreiber nachgezogen oder gleich mit aufgeklebtem Papier ersetzt. Die ansonsten sehr schöne Hausschrift der Solomon R. Guggenheim Stiftung, die „Verlag“ von H&FJ, fällt besonders durch ein in die x-Höhe integriertes ß positiv auf.

Eine Kritik zum Thema der Utopie und der Umsetzung in der Ausstellung gibt es im Deutschland Funk zu höhren.

Auf jeden Fall sehenswert.

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Carl Gustav Carus | Alte Nationalgalerie http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/carl-gustav-carus-natur-und-idee-alte-nationalgallerie/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/carl-gustav-carus-natur-und-idee-alte-nationalgallerie/#comments Thu, 11 Feb 2010 14:10:22 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=849
Exkursion

“Carl Gustav Carus zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Romantik”

Die Ausstellung “Carl Gustav Carus. Natur und Idee” in der Alten Nationalgalerie würdigt das Lebenswerk des 1789 geborenen Universalgelehrten.

Carus’ schaffen lag ein Interdisziplinäres Konzept zu Grunde. Als Arzt, Maler und Naturphilosoph bezeichnete er die “Kunst als Gipfel der Wissenschaft”.

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Über 200 künstlerische Arbeiten, zahlreiche Schriften, Briefe und medizinische Objekte werden auf der gesamten dritten Etage des Museums ausgestellt. Im mittleren Saal steht Carus räumlich als Wissenschaftler im Zentrum. Die hier gezeigten wissenschaftlichen Exponate werden allerdings nicht direkt mit Carus künstlerischen Werken in den angrenzenden Räumen in Beziehung gesetzt. Der künstlerische Vergleich mit Zeitgenossen wie z.Bsp. Caspar David Friedrich findet im benachbarten Raum stadt.

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Die gesamte Nationalgalerie wurde durch das Architekturbüro hg merz saniert. Der ursprüngliche Charakter des Gebäudes sollte erhalten bleiben, ohne dabei auf moderne Klimatechnik, Sicherheitsstandarts und eine angemessene Beleuchtung zu verzichten.

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Stasimuseum http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/tasimuseum/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/tasimuseum/#comments Thu, 11 Feb 2010 13:29:48 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=841
Exkursion

Das Stasimuseum ist eine Fundgrube; direkt am historischen Ort werden hier Dokumente, Objekte und Präsentationen gezeigt, die aus dem Bestand des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR selbst stammen, sowie auch zusätzlich zusammengetragenes Material.

Foto: Felix Worseck

Bereits eine Woche nach der Inbesitznahme des MfS durch Demonstranten am 15. Jan 1990 beschloss der Zentrale Runde Tisch des Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS die Einrichtung einer “Gedenk- und Forschungsstelle zum DDR-Stalinismus”. Die im März 1990 gewählte neue Regierung der DDR fasste einen entsprechenden Entschluss, der jedoch nicht mehr umgesetzt wurde, weil sich die zuständigen Ministerien bei der Vereinigung der beiden Staaten in Deutschland auflösten. Deshalb trägt nun der im Sommer 1990 von Mitgliedern des Bürgerkomitees und Bürgerrechtlern gegründete Verein “Antistalinistische Aktion Berlin-Normannenstraße e.V.” (ASTAK) den Betrieb.

Fast direkt mit der Beseztung der Räumlichkeiten begann man aus dem Inventar der Behörde Material zu sichern, mit dem eine wissenschaftliche Aufbereitung sowie eine Ausstellung als Beitrag zur Erinnerungskultur möglich gemacht werden sollten. Die dabei entstandene Sammlung ist also weniger eine nach wissenschaftlichen und museumspädagogischen Kriterien von überall her zusammengetragene allumfassende Schau, welche die Geschichte der Stasi von Anfang bis Ende durcherzählt. Vielmehr zeigt sie einen unerwarteten Querschnitt durch alle Bereiche der riesigen Behörde; allein in der Stasi-Zentrale arbeiteten über 10.000 Personen.

Foto: Felix Worseck

Ausstellungsteile zur Tätigkeit der Staatssicherheit, zu unterschiedlichen Aspekten des politischen Systems und zu Widerstand und Opposition in der DDR sind ebenso vertreten, wie auch von Mitarbeitern der Stasi selbst gefertigte propagandistische Fahnen, Halstücher und Wandteppiche. In denselben Vitrinen, die schon damals für kleinere hausinterne Ausstellungen und manchmal auch öffentliche Schauen verwandt wurden, sind heute z.B: die Geschenke ausgestellt, die Erich Mielke etwa beim Besuch eines örtlichen Sportvereins überreicht worden waren. Interessant sind vor allem die Plakate und Spruchbänder die von Stasi-Mitarbeitern zu internen Meinungsbildung selbst angefertigt wurden. Auch eineige Dokumentationen und Arbeiten aus der Schulung und Ausbildung innerhalb der Behörde sind ausgestellt. Hier präsentiert sich die Stasi selbst!

Foto: Felix Worseck

Die Mitarbeiter des Trägervereins sind bemüht trotz knappen Budgeds die Präsentation auf einem hohen Nivau zu halten, in nach Themen geordneten ehemaligen Büroräumen werden z.B. viele Fotos auf grauen Anschlägen und mit viel erläuterndem Text gezeigt, wer möchte kann sich hier sehr ausführlich informieren. Zu empfehlen sind allerdings die überaus sachkundigen und ebenso flexibel gestaltbaren Führungen durch das Gebäude.

Foto: Felix Worseck

Neben dem finanziellen Aspekt werden die Möglichkeiten in den Räumen der Gedenkstätte Ausstellungen zu zeigen noch durch etwas anderes eingeschränkt: Die Büroräume Erich Mielkes, immerhin eine ganze Etage, sind im Original erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Das ermöglicht zwar einen einmaligen Rundgang durch einen Schauplatz der Geschichte, macht aber den Raum eng für eine umfangreiche zusammenhängende Präsentation von Inhalten.

Foto: Felix Worseck

Den Höhepunkt bildet die Möglichkeit in der Cafeteria auf eben denselben Sitzmöbeln einen Kaffee einzunehmen, die schon Mielkes Staab Raum für Smalltalk und Westzigaretten gaben. Die Bundesregierung möchte eine Sanierung des Gebäudes vornehmen und im Zuge dessen am liebsten auch gleich die Trägerschaft des Museums und der Forschungsstätte etwa der regierungsnahen Stiftung “Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland” übergeben. Der ASTAK lehnt dies mit dem Argument ab, staatliche Geschichtsschreibung habe in eben diesem Haus bereits stattgefunden, als z.B. die Geschichte der DDR betreffende Akten in der Stasi-Zentrale vor dem Zugriff unabhängiger Historiker geschützt wurden. Auch ist fraglich, ob die bundesrepublikanische Erinnerungskultur das gruselige Wandeln durch die Büros des Bespitzelungsapparates im selben Ausmaß auch nach einer Sanierung beibehalten würde. Die derzeitige Präsentation der Exponate im Stasimuseum mit Geld der Bundesstiftung von ihrem work-in-progress-Charakter zu befreien wäre sicher eine große Chance, wenn damit aber die Möglichkeit eines Kaffees bei Mielkes, und damit auch der Geist der Stasi-Besetzer berdoht ist, sicher auch eine Gefahr.

Die gestalterische Herausforderung besteht hier im Spagat zwischen Erhaltung und Öffentlichmachung des authentischen Ortes auf der einen, und der wissenschaftlichen Aufarbeitung und didaktisch sinnvollen Präsentation der Exponate der DDR-Geschichte auf der anderen Seite. Hier bedeutet Ausstellungsgestaltung gleichsam Politik, das macht es sicher nicht einfacher, aber dafür umso interessanter!

– Philipp Tögel

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Stasimuseum http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/stasimuseum2/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/11/stasimuseum2/#comments Thu, 11 Feb 2010 01:01:15 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=835
Exkursion

Spärlich ausgeschildert befindet sich in Berlin-Lichtenberg im Haus 1 des Dienstkomplexes des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS), die als Stasimuseum bekannte Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße.Betritt man den Plattenbau hat der Besucher zuerst nicht das Gefühl in einem Museum zu sein.

Seit der Eröffnung im Jahre 1990 durch eine bis heute private Trägerschaft, bemüht man sich in der ehemaligen Residenz des letzen Ministers Erich Mielke darum einen noch sehr jungen Teil deutscher Geschichte zu dokumentieren. Ergänzend zu den weitgehend im Originalzustand erhaltenen Amtsräumen Mielkes befinden sich in den Verwaltungsräumen reich bebilderte Lebensläufe der drei Minister für Staatssicherheit, eine Ausstellung zur operativen Technik des MfS, in welcher verschiedenste Bespitzelungstechniken erläutert werden, eine Sammlung von Gegenständen aus der „Traditionsarbeit“ des MfS, eine restaurierte Originalausstellung die einen Blick auf die Stasi aus der Sicht ihrer Mitarbeiter wirft, sowie einer Dokumentation über die letzen Jahre der DDR bis zur Wiedervereinigung.

Das heutige Kaffee war damals das so genannte Casino, ein Vorraum des Konferenzsaals. Räumlichkeiten die früher nur für Herren des innersten Kreises zugänglich waren. Für Stasiopfer muss es wohl eine besondere Bedeutung haben, hier auf den original Kunstledersesseln platz nehmen zu können.

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Die Räume vermitteln eindrücklich den Geist der Zeit in der das Gebäude noch als Machtorgan fungierte. Das Konzept der hinzugefügten Ausstellung ist organisatorisch wie ästhetisch nicht der Traum eines jeden Gestalters, aber mit viel Engagement und Liebe zum Detail im Rahmen der begrenzten finanziellen Mittel angelegt und dabei durchaus informativ. Sie wird seit Eröffnung ständig weiter Auf- und Ausgebaut. In den Räumen befinden sich die original Möbel, Spitzenvorhänge, Stühle mit Plüschüberzug, original Telefone und wahrscheinlich haben sogar die zahlreichen Topfpflanzen von heute den selben genetischen Ursprung oder sind Originale aus der Zeit Mielkes.

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Die individuelle Gruppenführung durch einen Sachkundigen Referenten der Gedenkstätte war sehr interessant und hat geholfen  ein breiteres Bewusstsein über die Geschichte Deutschlands und die Machenschaften der Stasi zu schaffen.
Ein Besuch im Stasimuseum ist auf jeden Fall lohnenswert und bleibt wohl gerade durch das authentische Auftreten im Gedächtnis.

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Robert Frank + Nan Goldin | C/O Berlin http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/10/robertfrank/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/10/robertfrank/#comments Wed, 10 Feb 2010 17:47:26 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=802
Exkursion

Im mächtigen Klinkerbau mit imposanter Kuppel und Bogenfenstern, wird hier im
C/O Berlin, ehemaliges kaiserlichen Postfuhramt, internationale zeitgenössische Fotografie präsentiert.
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Der Ausstellungsbereich erstreckt sich über 2 Etagen. Die Räumlichkeiten sind nicht renoviert und vermitteln so einen ursprünglichen, unkonventionellen Eindruck.
Auf Rund 2000 qm präsentiert C/O Berlin momentan zwei bedeutende internationale Fotokünstler.
Nan Goldin mit der Ausstellung „Slide Shows/Grids“ und Robert Frank mit „Die Filme“.
Das Hauptaugenmerk der Ausstellungen liegt auf dem Medium Film und Diashow.

Robert Franks erste umfassende Schau bei C/O Berlin wird im Erdgeschoss mit insgesamt 14 Filmen präsentiert.
Es werden Werke gezeigt, wie „Pull my daisy“  oder „Conversations“.
Bei den Filmen handelt es sich um fragmentarische Bildkollagen, die es dem Betrachter nicht leicht machen dauerhaft zu folgen. Zum Verständnis der Filme sind in den einzelnen Räumen an den Wänden dunkelblaue Trägerplatten mit erläuternden Texten angebracht. Um dem Betrachter im abgedunkelten Raum das Lesen möglich zu machen, sind diese mit dezenten Lichtspots von der Decke aus beleuchtet. Zusätzlich sind die Texte in weiß und Helvetica gesetzt.

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Die umfassende Länge der 14 Filme von meist 30 Minuten, veranlassen den Betrachter von Raum zu Raum zu wechseln ohne lange zu verweilen. Der Betrachter nimmt dadurch vielmehr atmosphärische Eindrücke und Bilder, als eine Handlung wahr.
Die Räume der Ausstellung sind klein und folgen ohne Türen auf einander, hierdurch entsteht ein akustisches Problem, da sich die einzelnen Tonsequenzen der Filme überlagern.
Um dem entgegen zu wirken sind über den Stühlen vor den Leinwänden Sound Domes angebracht. Durch diesen Aufbau wird der Besucher auf der Flut der Bilder durch die Ausstellung getragen und wählt sich spezifische Sequenzen aus, welche dann intensiv wahrgenommen werden.

Mehrere Aufnahmen Nan Goldins werden im 1.Stockwerk sehr simpel als  Tableaus präsentiert.
Vier Diashows bilden das Zentrum ihrer Ausstellung, in denen die Werke
„The ballade of sexual dependency“, „All myself“, „Heartbeat“ und „The other side“ gezeigt werden. Die insgesamt über 1000 Bilder werden in vier verdunkelten Sälen dem Publikum zugänglich gemacht. Die Diashows sind mit Musik unterlegt, meist Chansons, Opernarien aber auch Rocksongs und Soulstücke. Dies unterstreicht eindrucksvoll die emotionale Bildsprache Nan Goldins. Als Sitzgelegenheit befinden sich in den Räumen längliche Sitzblöcke, welche von Material und Beschaffenheit an Sportmatten erinnern.

Photobucket

C/O Berlin setzt die gestalterischen Mittel sehr reduziert ein, was die inhaltlich gehaltvollen Ausstellungen keineswegs schmälert, sondern ihnen Raum zum wirken lässt.

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6 Richtige – Louis Braille | Museum für Kommunikation http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/10/6-richtige/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/10/6-richtige/#comments Wed, 10 Feb 2010 10:48:32 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=777
Exkursion

Schrift

Zu Ehren des 200. Geburtstags des Erfinders der Blindenschrift präsentierte das Museum der Kommunikation von Mitte September 2009 bis ins neue Jahr hinein die Ausstellung “6 Richtige- Louis Braille und die Blindenschrift”, die mittlerweile als Dauerausstellung im Deutschen Blinden- Museum Berlin zu sehen ist.

Das umfassend sanierte Museum fällt allgemein durch seine besonders prachtvolle historische Architektur auf. Der Blick des Besuchers wird beim Betreten des Museums in den imposanten Lichthof gelenkt, der durch eine Glaskuppel überdacht und von Säulen und Skulpturen geschmückt ist. Von diesem zentralen Punkt aus lassen sich sämtliche Galerien erschließen sowie die unübersehbare Postkutsche von Stefan Sous, die explosionsartig an der Decke aufgehängt wurde.

Kutsche

Die auf zwei Stockwerken verteilte Dauerausstellung, die sich übergeordnet mit der Geschichte des Postwesens befasst, umfasst viele interaktive Stationen, die Wissenswertes vermitteln, Neugierde wecken und Rätsel zum Lösen aufgeben. Aufwendig verarbeitete und ausgeleuchtete, zum Teil farbige Schauvitrinen und eindrücklich riesige Ausstellungswände, an denen wertvolle originale Exponate chronlogisch geordnet sind, vermitteln dem Besucher einen Eindruck über die Entwicklung der verschiedenen Kommunikationsmedien, die manch Besucher in eine nostalgische Zeitreise zurückversetzen.

Telefone

Die Sonderausstellung dagegen, die sich in einem nüchternen Nebenraum befand, war alles andere als großzügig. Auf nur 100 qm Fläche wurden Holzvitrinen, Tafeln, Tische, Stühle etc. förmlich hineingepresst, wodurch ein chaotischer und unübersichtlicher Eindruck entstand.

Raum

Wie auch in der Dauerausstellung war das Konzept hierbei auf die aktive Einbeziehung des Besuchers gerichtet, weshalb es sich weniger um eine Ausstellung, sondern vielmehr um eine Art Workshop handelte, bei dem der Besucher das Prinzip der Blindenschrift erlernen und sogar selbst Texte mit dem Punkt- Stech-Verfahren schreiben konnte. Die dezent gestalteten Informationstafeln, die an Nylonfäden befestigt wurden, waren durch die Verwendung einer großen und kontrastreichen Schrift gut lesbar und wurden mittels Spots teils in Szene gesetzt.

Wand

Meiner Meinung nach hätten die Ausstellungswände mehr Raum verdient, um ihrer Wirkung gerecht zu werden, wie auch einige Schauvitrinen, die mit Gucklöchern versehen wurden und zum Teil unausreichend bis gar nicht ausgeleuchtet. Die in Holz eingerahmten Glaskästen dagegen wurden mithilfe von Informationsschildern versehen, sodass die jeweiligen Exponate gut kategorisiert und ausgestellt wurden.

Der Besuch der Ausstellung hat sich dennoch gelohnt, da auf spielerische Art und Weise Wissen vermittelt wurde, was vor allen Dingen zu Spaß in der Gruppe führte. Außerdem ist das Museum der Kommunikation allein wegen der Architektur wirklich sehenswert und auch die Dauerausstellng ist sowohl visuell als auch inhaltlich für viele Überraschungen gut.

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Die Kunst ist super! | Hamburger Bahnhof http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/09/die-kunst-ist-super/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/09/die-kunst-ist-super/#comments Tue, 09 Feb 2010 15:55:59 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=692
Exkursion

„Die Kunst ist super“ verspricht einem der Titel der aktuellen Ausstellung im Hamburger Bahnhof, die noch bis zum 14. Februar läuft. Zu sehen ist viel altbewährte, „super“ Kunst von Marcel Duchamp, Joseph Beuys, Andy Warhol, Anselm Kiefer, Sol LeWitt, Isa Genzken, Cy Twombly, Bruce Nauman, Robert Rauschenberg und vielen anderen.

Die Kuratoren haben die Ihnen zur Verfügung stehenden Sammlungen—die Sammlung der Nationalgalerie, die Marx Collection, die Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof und die Marzona Collection—großzügig genutzt, um dann die größtenteils bereits oft gesehenden Prunkstücke auf den circa 10 000qm des Hamburger Bahnhofes zu verteilen.

Marcel Duchamps Replika des Bicycle Wheel

Begrüßt wird man mit einer Halle voller Nachbauten; Marcel Duchamps Replika des Bicycle Wheel, das eigentlich schon einen Saal für sich verdient hätte, sich dann aber doch die Halle mit Roman Ondáks installation It Will All Turnout Right in the End und dem Nachbau eines Güterwagons von Robert Kusmirowski teilen muss.

Von dort aus kann man nun die restlichen Hallen und Räume des Museums erkunden, wobei die Orientierungshilfen in der Eingangshalle aus simplen Schriftzügen mit den Namen der Künstler bestehen. Die reduzierte Gestaltung zieht sich durch die gesamte Ausstellung, sowohl in Orientierungshilfe als aus Präsentation der Kunstwerke.

Die kurzen Erläuterungen zu den Künstlern bzw. Kunstwerken sind dezent in grau direkt auf eine naheliegende Wand gedruckt, sofern überhaupt eine Erläuterung existiert. Der Besucher wird also nicht von den Gestaltern an die Hand genommen sondern soll sich die Werke alleine erschließen bzw. die Werke sollen für sich alleine sprechen und nicht durch unnötige Elemente in einen anderen Kontext gerückt werden.

Anselm Kiefer

Diese sehr schöne Klarheit der Gestaltung hätte ich mir auch von den Kuratoren gewünscht, da mir die Ausstellung insgesamt sehr zufällig erschien bzw. auf mich den Eindruck machte, dass jeglich die bekanntesten Werke und größten Namen ausgewählt wurden, da sich mit ebendiesen besonders viel Publikum anlocken lässt.

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Museum für Naturkunde http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/09/museum-fur-naturkunde-berlin/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/09/museum-fur-naturkunde-berlin/#comments Tue, 09 Feb 2010 09:15:52 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=650
Exkursion

Eingang

Wer vermutet, er finde im Museum für Naturkunde Berlin, wie in vielen Naturkundemuseen, eine Jurassic Park artige Zurschaustellung von Urechsen mit viel Effekthascherei, der wird schnell eines besseren belehrt.

Es begrüsst den Besucher gleich am Eingang zum zentralen Ausstellungssaal zwar eine in furchteinflößender Haltung postierter Fleischfresser mit weit aufgerissenem Maul, doch dies ist der Erste und Letze mit Fleisch und Haut überzogene Dinosaurier des Museums. Und das ist auch gut so.

Eingang 2

Die höchst aufklärende und voll gepackte Ausstellung leitet den Blick der Besucher lieber auf das Wesentliche, nämlich auf das Wissenschaftliche. Die Sammlung ist mit über 30 Millionen Objekten äusserst Umfangreich und man kann sich dort gut und gerne mehrere Stunden aufhalten, ohne alles gesehen zu haben.

Umfangreiche Sammlung!

Die Hauptattraktion, der „Zug der Saurier”,  befindet sich gleich im ersten grossen Saal unter der historischen Glaskuppel. Weitere Highlights sind die mediale Reise durch Raum und Zeit und eine grosse Installation zum Thema Evolution. Die dezente Untermalung des Hauptsaals durch typische Naturgeräusche erzeugt eine interessante Stimmung und versetzt den Besucher gedanklich in die Uhrzeit zurück.

Noch mehr Ausstellungsobjekte!

Bei der Ausstellungsgestaltung, die vom Büro für visuelle Kommunikation Bertron & Schwarz in enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern des Museums entstand, wurde für die Präsentationen auf Neue Medien zurückgegriffen.

Die Mischung von Exponaten mit interaktiven Informationstafeln ist durchaus gelungen und lässt den Besucher Intuitiv agieren. Das Design ist sehr minimal gehalten und wirkt zurückhaltend und übersichtlich. Hier wurde das Prinzip Weniger-ist-Mehr erfolgreich angewandt.

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Darwin – Reise zur Erkenntnis | Museum für Naturkunde http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/08/darwin-reise-zur-erkenntnis-museum-fur-naturkunde-berlin/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/08/darwin-reise-zur-erkenntnis-museum-fur-naturkunde-berlin/#comments Mon, 08 Feb 2010 16:52:08 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=714 Ausstellung
Exkursion

Ausstellung

Betritt man die Sonderausstellung DARWIN – Reise zur Erkenntnis im Berliner Museum für Naturkunde, so findet man sich inmitten eines riesigen hölzernen Schiffbauches wieder. Über 350 Exponate werden auf rund 800 Quadratmetern in zu Schaukästen umfunktionierten Seemannskisten und Holzfässern präsentiert. Dadurch wird dem Besucher das Gefühl vermittelt, unmittelbar auf dem Entdeckungsschiff Beagel zu sein, mit dem Darwin fünf Jahre lang die Welt umsegelte.

Vitrine

Im Mittelpunkt der Ausstellung findet man, am Boden skizziert, die Umrisse seiner Kajüte und einen Schreibtisch mit einer digitalisierten Karte, die einem durch Berührung die Seerute der Beagel zeigt und zusätzliche Informationen bereithält.

Karte

Ein weiteres Highlight der Ausstellung sind die horizontal justierten Holzfässer, welche ebenfalls über berührungssensible Oberflächen verfügen und einen kurzen Doku-Film über Darwins Reise abspielen, sobald man die Hände auf die dafür vorgesehenen Flächen am Rand des Fasses legt.

Fa&amp;szlig;

Neben den gesammelten Tier-Präparaten und Objekten findet man in der Ausstellung viele Originaldokumente Darwins, anhand derer man den Charakter des Entdeckers sowie seinen Werdegang vom jungen ambitionierten Mann, bis hin zum erfahrenen Wissenschaftler erschließen kann.

Die Begleittexte sind stets in passender Typographie gut leserlich verfasst, und keineswegs aufdringlich angebracht, so dass der Besucher selbst entscheiden kann wie viel Informationen er zum Exponat bekommen möchte.

Insgesamt überzeugt die Ausstellung durch eine Mischung aus aktivem Interface Design und interessant präsentierten Exponaten. Der Besucher begibt sich mit dem Betreten des Ausstellungsraums auf eine Expedition durch zahllose Details, bei der man die zur Schau gestellten Informationen wie auf einer Entdeckungsreise selbst erfahren kann.

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Scorpio’s Garden | Temporäre Kunsthalle http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/07/scorpios-garden/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/07/scorpios-garden/#comments Sun, 07 Feb 2010 13:36:32 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=768
Exkursion

Die Ausstellung “Scorpio´s Garden”, die in der Temporären Kunsthalle Berlin zusehen war, zeigte einen Querschnitt durch die aktuelle Kunstszene Berlins. Beteiligt waren mehr als 30 internationale Künstler, die sich in ihren Werken mit der Stadt Berlin und ihrer unterschiedlichen Seiten auseinandergesetzt haben.

Die Gestaltung der Ausstellung basierte auf einer Rampe, die vom Eingang aus inmitten des Raumes führte. Die Kunstwerke waren sowohl auf der Rampe sowie des darunter liegenden Areals verteilt. Der Unterbau der Rampe beinhaltete ebenfalls eine Ausstellungsfläche, in der Filme zu sehen waren.

Der Raum war komplett in weißer Farbe sowie hellgrauen Boden gehalten, was eine Anonymität gegenüber den Kunstwerken schuf. Zudem war die Anordnung der Werke durch eine Großzügigkeit im Gebrauch des Raumes charakterisiert, die ihm eine museale Stimmung verlieh und so den Besucher dazu führte die Ausstellung mit großer Sorgfalt zu betrachten. Die Beleuchtung des Raumes war gleichmäßig und hell, was ebenfalls zur Neutralität beitrug und keine Hierarchie zwischen den Kunstwerken erzeugte.

Letztendlich war der Besuch der Temporären Kunsthalle lohnend. Die gezeigten Kunstwerke, sowie die Gestaltung der Ausstellung erschienen dem Betrachter zusammenhängend, sodass es zu einem geschlossenes Bild führte.

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Scorpio’s Garden | Temporäre Kunsthalle http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/07/scorpio%e2%80%99s-garden-temporare-kunsthalle/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/07/scorpio%e2%80%99s-garden-temporare-kunsthalle/#comments Sun, 07 Feb 2010 11:15:03 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=695
Exkursion

Hängende Neonröhrenbündel, Kombinationen von Zaunvarianten, eine Rampe ohne Ziel – die Kunsthalle weiß offensichtlich auch im zweiten Jahr ihres befristeten Daseins auf eine minimalistische Weise Konventionen zu finden, mit denen es sich zu brechen lohnt. Nachdem wir uns draußen noch vergewissern mussten, dass es sich bei einer Installation von Bettina Pousttchi namens „Echo“ – dem rundum plakatierten Motiv der Fassade des Palastes der Republik – um einen zynischen Fake handelte, betreten wir mit diesem ersten, milde erstaunten Eindruck den großen weißen Innenraum. Schnell wird klar, dass Ausstellungsraum und -objekte hier in gemeinsamen Kontext und Dialog gestellt werden.

25.09.2009 – 15.11.2009 / Besucht am 12. November.

Zugang und Kontext

Messen wir die Ausstellung an einer allgemeinen Definition, hat sich Kuratorenneuling und die Dänin Kirstine Roepstorff, von Haus aus collagierende Medienkünstlerin in Berlin, bei der Zusammenstellung der Kunstwerke nicht nur an die Spielregeln gehalten – nämlich Kunst in einer Galerieräumlichkeit sicht- und begehbar zu machen – sondern darüber hinaus auch bewusst den Ort und die mit ihm verbundene Geschichte und Gegenwart in den Gesamtkontext der Ausstellung einbezogen. Wenn nicht gar zum Thema selbst gemacht, worauf wir mit etwas Fantasie schließen können, wenn wir aus dem Ausstellungstitel „Scorpio’s Garden“ auf die Verbindung des Sternzeichens Skorpion, als Symbol für Auflösung und Erneuerung, mit dem metaphorischen Gartencharakter der urbanen Landschaft Berlins und der Gründung der Stadt als auch dem Fall der Mauer, deren zeitliche Verortung wiederum in das Sternbild Skorpion fällt, schließen. Ich sehe diese Verschlüsselung aber als unkritisch, zumal die Auflösung im Innern schon bereitliegt, in zweisprachiger Form eines Infoblattes samt Künstlerprofilen und Übersichtskarte. Somit erscheint der Titel eher als symbolischer Zaunpfahl, mit dem die konzeptionelle Dichte der Raum-Zeit-Werk-Komposition herbeigewunken wird, was ich als beinahe eleganten Schachzug würdige. Zumindest will Roepstorff hier tatsächlich verstanden werden.

Konzeptionelle Einordnung

Diese inhaltliche Vorbetrachtung ist nötig, um sich der Gesamtgestaltung des Ausstellungsraumes kritisch widmen zu können, denn anhand dieser lässt sich die Umsetzung auf konzeptionelle Entscheidungen zurückführen – die es hier an jeder Einzelheit gegeben haben muss. Betrachten wir beispielweise den schlicht weißen Innenraum im Bezug zur plakatierten Fassade, dann erschließt sich uns, dass wir es hierbei nicht einfach mit einer galerietypischen Hintergrundneutralisierung zugunsten des Werkes zu tun haben. Roepstorff stellt in Zusammenarbeit mit der kuratorischen Managerin Dr. Angela Rosenberg die lokale künstlerische Gegenwart nicht einfach in Form eines Gartens aus über 30 aktuellen Beispielen der Berliner Kunstszene dar, sondern verweist mit blankem grauen Estrich, Neonlichtbeleuchtung, weiß gestrichenen Wänden, Geländern, Rampe, und Deckenkonstruktion auf das fehlende kulturelle Fundament und Rückrat dieser jungen Kunstszene, die darum zwangsläufig mit ihrer politischen Vergangenheit in Kontext gesetzt, nein, umhüllt werden muss. Dahingehend erklärt sich auch, warum diese Momentaufnahme des Berliner Zeitgeistes in keiner anderen als der Berliner Kunsthalle hätte stattfinden können, die selbst wie ein verdrängender Fremdkörper wirkt und inszeniert wurde.

Komposition und Lesart

Roepstorff weicht schließlich also doch enorm vom klassischen Ausstellungsgedanken ab, indem sie sich als inszenierende Kuratorin einer im Grunde wenig zurückhaltenden Handschrift bedient.  Sie verzichtet darauf, die Werke in irgendeiner Weise zu beschriften, wir entnehmen alles dem Gartenführer bzw. Infoblatt. Wir werden zu einer neuen Lesart eingeladen, nämlich die Kunst in ihrer Zusammenstellung und dem Raumkontext zu betrachten, statt sie der üblichen apathischen Abfolge von drei Schritten, angestrengtem Blinzeln, hilfloser Fokussierung der Beschilderung und vernehmlich räusperndem Weitertraben zu unterziehen. Unter kommerziellen Gesichtspunkten mag das als problematisch gelten, da der gemeine Kunstkäufer hier eine kollektive Wertschöfpung erfährt, die er nicht kaufen kann, da ihre Manifestierung  am Einzelstück in der eigenen Sammlung ausbleiben wird. Höchstens die Tatsache selbst, einst Teil von Scorpio’s Garden gewesen zu sein, könnte hier einen spekulativen Reiz auslösen. Kommerz spielt in dieser Zusammenstellung aber offensichtlich viel weniger eine Rolle als die theatralische Beweisführung für den unhemmbar sprießenden und wuchernden Berliner Kunstbegriff. Ich nehme an, dass kein Kurator außerhalb des autonomen Feldes der Temporären Kunsthalle diesen Mut aufgebracht, geschweige denn Unterstützung gefunden hätte – respektiere aber Roepstorff selbst, da sie diese Chance voll ausschöpfte. Sie fand Künstler und Künstlerinnen, die ihr herausgebrochene Ecken auf den Boden legten, Milchtüten in Vitrinen stellten und bemalte Kanapees auf die Rampe. Im Infotext heißt es: „Die für Scorpio’s Garden ausgewählten Werke reflektieren den dynamischen Wettkampf, der die Kunstszene in Berlin auszeichnet, und nehmen Motive von Entwicklung und Wachstum, Verfall und Dekadenz, von Kontrolle, Spontaneität und Sexualität auf.“. Man gab sich also Mühe, hatte aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich um eine illustrierende Sammlung exotischer Kreaturen, die nicht mehr als ihre Herkunft gemeinsam haben – die hier abstrakt thematisiert wird.

Die Strukturierung des Raumes

Die Rampe inmitten des Innenraumes erscheint zunächst als spannender Raumteiler, der einem einsamen Salatblatt auf der Mettwurststulle ähnlich arrangiert wurde, um dem ganzen etwas Struktur zu geben. Weit gefehlt! Abgesehen von den rein funktionellen Aspekten, dass nämlich darunter ein Mini-Kino und darüber noch einige Kunstwerke mehr Platz finden, gipfelt die ziellose Rampe nämlich in der konzeptionellen Punktlandung einer Aussichtsplattform. Auf dieser stehend, wird mit simpelsten Mitteln eine kritische und distanzierte Sichtweise eröffnet, wie wir sie aus dem botanischen Garten kennen. Die dort unten arrangierten Kunstwerke werden endgültig in das absurde Licht einer kollektiven unsicheren Gegenwartskunst respektive einer bunten Ansammlung wuchernder Fremdkörper gerückt. Nur mit dem Unterschied, dass wir hier weniger verführt werden, die Zusammenstellung als objektiv und sachlich zu verstehen. Oder auch: „Ceci n’est pas une œuvre d’art de Berlin.“.

Fazit

Scorpio’s Garden ist ein Bastard: die Austellung bewegt sich erzählerisch zwischen kritischem Feuilleton und offenem Dadaismus. Trotz der unschuldig präsentierten wie auch ungewöhnlichen Transparenz des zugrunde liegenden Konzeptes, suggeriert der Raum in seiner abstrakten Reduktion und Zurückhaltung eine tückische Neutralität – eine klare erkennbare Wertung bleibt aus. Die Kunst übertönt sich gegenseitig und wird schließlich vom missverständlichen Hintergrundsummen des bewussten Berliner Raum-Zeit-Kontextes geschluckt. Dennoch erschienen mir das Bestreben Grundgedanke, Einzelobjekt und Raum in gut abgestimmte Kongruenz zu legen als bemerkenswert, was für mich persönlich eine selten tiefe Auseinandersetzung möglich machte.
klick klick klick

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Koscher & Co. | Jüdisches Museum Berlin http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/02/koscher-co-uber-essen-und-religion-judisches-museum-berlin/ http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/2010/02/02/koscher-co-uber-essen-und-religion-judisches-museum-berlin/#comments Tue, 02 Feb 2010 11:39:30 +0000 http://blogs.digital.udk-berlin.de/museografie/?p=702
Exkursion

Erlaubt – Verboten

Schon auf den Werbeplakaten zur Sonderausstellung Koscher & Co. Über Essen und Religion werden bestimmte Nahrungsmittel, wie Fisch oder Schweinefleisch, als rein, und somit erlaubt, bzw. als unrein abgestempelt. Doch es geht bei einer Ernährung nach den Richtlinien des Kaschrut, dem jüdischen Speisegesetz, nicht nur um die Lebensmittel an sich, sondern auch um die richtige Zubereitungsweise. Bestimmte Kombinationen von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Milch und Fleisch sind ebenfalls nicht koscher. Außerdem werden in der temporären Ausstellung auch Essensbestimmungen anderer Religionen, wie dem Hinduismus, Islam und dem Christentum dargestellt.

Die Sonderausstellung beginnt im ersten Stock des Altbaus. Freundlich wird man dort begrüßt und bekommt einen „Löffel“ in die Hand gedrückt. Dieser ist aus Plastik und kann in jedem Raum der Ausstellung auf einen Teller gelegt werden. Ein leises pling ertönt, der Teller leuchtet auf, und auf dem Plastiklöffel wird ein virtuelles Rezept gespeichert, welches man sich 24 Stunden nach Ausstellungsbesuch von der Internetseite des Jüdischen Museums herunterladen kann.

Interaktiver Loeffel

Solche medialen Raffinessen tauchen in der Ausstellung noch häufiger auf und animieren die Besucher_innen, sich weitergehend zu informieren oder sich vor einem Bildschirm zu entspannen. Trotzdem bleibt das Medium im Hintergrund und tritt nicht vor das Objekt, welches eindeutig im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht.

Der Kurator Bodo Michael Baumunk, der schon für die Ausstellung Sieben Hügel. Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts im Martin-Gropius-Bau verantwortlich war, hat inhaltlich sowie in der Besucherführung durch die Ausstellung volle Arbeit geleistet. Die „Rezeptteller“, die in jedem Raum auftauchen, sorgen für Kontinuität, und trotz der Fülle an Informationen verliert man nicht den roten Faden, der durch die Ausstellung führt.

Die Wandfarben sind allesamt sehr knallig gehalten, das Farbspektrum reicht von rot über türkis bis blau, was teilweise etwas erdrückend wirken kann.

Wand

Vor allem im dritten Raum, der das Thema Opfer hat, verfehlt die knall-rote Farbe ihre Wirkung nicht. Durch die vielen Vitrinen, in denen hier die Objekte einzeln in Szene gesetzt werden, hat man für einen Moment das Gefühl, den Überblick zu verlieren. Allerdings wird man durch die „Geräuschdusche“ angezogen, ein Lautsprecher in Form einer Pyramide, aus welchem Erklärungen zu einem Tempel-Modell erklingen. Jedoch nur für die, die unter dem Lautsprecher stehen. In den Vitrinen wird der Fokus wieder auf einzelne Objekte gelenkt, die vor allem durch die Beleuchtung sehr gut zur Geltung kommen.

Ruhig und entspannend wirkt im Gegensatz dazu der Raum, der unter dem Thema Brot steht. Ein angenehmer Gelbton an der Wand erinnert an frisches Brot, welches man, in kunstvoll geflochtenen Zöpfen, auch in den Vitrinen bestaunen kann. Dazu kommen mehrere großformatige Fotographien, und ein Bildschirm auf welchem man sehen kann, wie unterschiedliche Brotlaibe geknetet und geformt werden.

Ein anderer Raum beschäftigt sich mit der Frage nach Identität und wie bzw. ob diese von Ernährungsgewohnheiten beeinflusst werden kann. Die Wandfarbe ist hier ein helles grün. Zu sehen gibt es unterschiedlichste Kochbücher (für Kinder, gesundes Kochen, modernes Kochen, …), sowie Lebensmittel, die auf dem deutschen und israelischen Markt angeboten werden und sich in der Aufmachung der Verpackung unterscheiden.

Haribos

Mit einer Lupe lässt sich ein Salatkopf aus Plastik nach Käfern und anderen Insekten untersuchen, während man im Hintergrund schon Interviews hören kann, die auf einer großen, dreiteiligen Leinwand gezeigt werden. Menschen erzählen hier von ihren Essgewohnheiten und wie sie das Kaschrut für sich auslegen. Der „koschere Alltag“ kann hier sehr gut nachvollzogen werden.

Zur weiteren Vertiefung werden wieder Informationen auf Monitoren angeboten, die in einen Tisch eingelassen sind, der zum verweilen einlädt. Daneben gibt es noch eine Besonderheit der Ausstellung. In Form eines Spiels (für ein oder auch zwei Spieler_innen), können die Besucher_innen am Ende ihr Wissen über die Ernährungsregeln im Judentum und im Islam prüfen. Verschiedene Spielsteine, auf welchen Bilder von Nahrungsmitteln zu sehen sind, müssen in Kombination oder einzeln hinsichtlich ihrer Reinheit geprüft werden. Dabei kann man ganz nach dem eigenen Geschmack vorgehen und feststellen, dass Fleisch in Sahnesauce nicht erlaubt ist, Fisch hingegen schon. Die Spielfläche wird von unten beleuchtet und die noch nicht benutzten Spielsteine leuchten ebenfalls.

Nora-Saîda Hogrefe (Nebenhörerin der HU-Berlin)

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